Sandstone / Purging The Past
Purging The Past Spielzeit: 56:35
Medium: CD
Label: Limb Music, 2009
Stil: Prog Metal

Review vom 04.01.2010


Boris Theobald
Heavy Metal-Entwicklungshilfe für ihre nordirische Heimat betreiben Sandstone aus Derry seit ihrer Gründung im Jahre 2003. Nach ihrem 2006er-Erstprodukt "Tides Of Opinion" sind sie nun mit dem Nachfolger "Purging The Past" am Start, das erstmals auch über ihre irischen Grenzen hinaus vertrieben und promotet wird. Zum Glück für uns 'Außer-irische', denen sonst ein schicker Schmachtfetzen Schwermetallfutter entgehen würde!
Hinter Sandstone steckt vor allem supermelodischer Power Metal. Einen Spagat zwischen supermelodisch und Power Metal braucht es dabei gar nicht; viel zu gut ergänzen einander Kraft und Melodie zu eindringlichen Atmosphären klassischer Metal-Manier mit Hang zum Extravaganten. Hat was von Balance Of Power oder von Magnitude 9, was die Band da an Songs zusammenschmiedet. Außerdem erinnern so manche verträumt schöne Melodien der Lead Gitarre an Pyramaze (der Einstieg von "Hiding In the Shadows" - zum Reinsetzen schön!).
Aber auch Freunde von Queensrÿche kommen auf ihre Kosten. Dafür sorgen nicht nur mystische Clean Gitarren-Passagen oder Akustik-Strecken ("Division"), welche die intelligent geformten, vielseitigen Heavy-Riffs ergänzen und umrahmen, sondern auch ein großes Gefühl für außergewöhnliche Harmonik. Sandstone veredeln ihre fesselnden Melodien nämlich mit spannungsgeladenen Akkorden. Das treibende "Fingerprints" ist ein gutes Beispiel für dieses Queensrÿche-inspirierte Songwriting.
An die frühen Fates Warning mag man auch ab und an denken. Das liegt zum einen daran, dass Sänger Sean McBay ein wenig an John Arch erinnert, wenngleich eher an den weniger extrem agierenden John Arch bei dessen 2003er-Comeback "A Twist Of Fate". Und zum anderen liegt es daran, dass fast alle der Songs ihre klitzekleinen epischen Momente haben und kein einziger stur, ideen- und abwechslungslos durchkomponiert wäre. Beispiel: "The Road To Guantanamo", das trotz kompakter fünf Minuten mehrfach Gangart, Tempo, Rhythmus und seinen kompletten Ausdruck wechselt. Die ganze Rhythmusabteilung zeigt hier ein superbes Gespür für feinfühlige Dynamik.
Damit's mit dem Schubladendenken etwas schwieriger wird, haben Sandstone noch ein paar echte Nackenbrecher mit draufgepackt. Im Up-Tempo-Bereich und mit Double Bass gespickt agieren "Happy Birthday" und vor allem das hymnische "Son Of Carthage", das Spuren von Helloween und Maiden aufweist und mit seinen halsbrecherischen Instrumentaldarbietungen von höchster technischer Klasse zeugt. Ein paar Gänge zurück schalten beispielweise "Y" oder "Karma", eine wehmutsvolle Powerballade im 3/4-Takt mit schweren Gitarren... könnte glatt eine der seltenen, aber genialen Priest-Balladen sein.
Alles in allem ist "Purging The Past" eine vorzeigbare knappe Stunde für Liebhaber angeproggter, melodischer Power Metal-Klänge geworden. Insbesondere ist es irgendwie erfrischend, auch mal wieder (relative) Newcomer im Prog-Bereich ohne Keyboard zu haben. Zwar machen Sandstone nix wirklich Neues - so ist der Titel "Purging The Past" also durchaus nicht zu verstehen... die durchaus hörbaren Referenzen stammen aber von den Besten; und die Band versteht es, frische Songideen in kompakte Stücke mit Suchtgefahr zu bündeln. Sie haben's echt drauf - und wenn sie es schaffen, zusätzlich das ein oder andere Alleinstellungsmerkmal zu kultivieren, schafft der nächste Output vielleicht sogar den Quantensprung von der Kaufempfehlung zum Pflichtkauf.
Line-up:
Steve McLaughlin (lead guitar)
Sean McBay (vocals, guitar)
David McLaughlin (bass)
Paddy Flemming (drums)
Tracklist
01:Anymore Lies (4:26)
02:Hiding In The Shadows (3:48)
03:Karma (5:22)
04:Son Of Carthage (6:15)
05:The Road To Guantanamo (4:51)
06:Y (4:34)
07:Fingerprints (4:51)
08:Division (3:33)
09:D.O.A. (4:10)
10:Enigma (5:23)
11:Happy Birthday (4:06)
12:All Operations (5:16)
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