Sans Parade / Same
Same Spielzeit: 62:42
Medium: CD
Label: Stargazer Records, 2013
Stil: Indie

Review vom 14.04.2013


Sabine Feickert
»Modern baroque pop characterized by an infusion of orchestral arrangements and electroacoustic elements within an indie pop setting« – wie gut, dass mir das Album als Singer/Songwriter angeboten wurde, denn die obige Stilbezeichnung hätte von Fluchttendenzen bis Hautausschlag wohl alles bei mir auslösen können, nicht aber das Bedürfnis, mir diese CD auch nur anzuhören, geschweige denn zu besprechen. Wie gut, dass unsere 'Scheffin' die kreativen Auswüchse von Musikern und Labels manchmal ausbremst und die ohnehin immense Vielzahl der stilistischen Schubladen reduziert.
Aus Finnland fand dieses Debütalbum seinen Weg zu uns in die Redaktion – rein nach dem Bandnamen hätte ich die Herkunft eher in unserem westlichen, genussfreudigen Nachbarstaat vermutet. Nach einem sehr halbherzigen und allerhöchstens mit einem sechzehntel Ohr erfolgten Anspielen, wanderte die Scheibe dann sukzessive immer weiter auf den Grund meines CD-Stapels und fand zugegebenermaßen nur durch mein 'die liegt schon soooo lange' schlechtes Gewissen wieder den Weg in die Anlage. Denkbar schlechte Voraussetzungen also eigentlich... ABER, wer sich nun vorfreudig die Hände reibt und einen Verriss erhofft, der möge sich jetzt bitte sofort das Grinsen aus den Backen bügeln.
Denn was Markus Perttula, Jani Lehto und Pekka Tuppurainen hier präsentieren, ist nicht von schlechten Eltern. Wie es die bandeigene Stilbezeichnung schon erkennen lässt, sind sehr viele unterschiedliche Einflüsse und sehr unterschiedliche Musikerpersönlichkeiten zusammengekommen und ergeben einen interessanten, atmosphärischen Mix.
Markus Perttula stammt aus einer Musikerfamilie und lernte als erstes Instrument Kontrabass. Als er nach Turku umzog, um Englisch zu studieren, war seine Studentenbude zu klein für das Instrument und er wechselte zu einer alten Landola-Gitarre mit Nylonsaiten, die ihn zu Rock und Folk brachte. Jani Lehto begann Ende der Neunziger in Turku mit elektronischer (House-) Musik bei Star You Star Me und Déclassé.
Als dritte treibende Kraft von Sans Parade bringt der Stockholmer Pekka Tuppurainen Jazz und Improvisation mit ins Spiel. Soweit die musikalische Vorgeschichte der Bandmitglieder, die aber immer noch nicht so ganz erkennen lässt, was die Summe dieser Teile ausmacht.
Die Grundstimmung ist einerseits eine nordisch-düstere, die aber dennoch auch sowas wie Elemente von Weltmusik im weiteren Sinn enthält und dadurch eine gewisse Leichtigkeit abbekommt. Dazu der Gesang von Markus Perttula, der - für einen Mann - relativ hoch, aber dabei weder Falsett noch irgendwie unangenehm ist. Mich persönlich erinnert seine Stimme stellenweise sogar ein wenig an Siouxsie (die mit den Banshees), wenn sie in ihre tiefere Tonlage runterfährt, manchmal auch ein klein wenig an die gute Patti, obwohl die Musik nicht wirklich vergleichbar ist und meine Assoziation nicht als 'klingt wie' verstanden werden soll.
Neben Streichern und sonstigen akustischen Instrumenten kriegen auch die Synthies ihren Raum und dürfen so manche Spielerei (aber keine stampfenden Beats) beitragen, zu dieser sehr relaxten, musikalischen Geschichtenerzählerei, die Stimmungen erzeugt und Bilder im Kopf entstehen lässt.
Das klingt jetzt wahrscheinlich alles irgendwie widersprüchlich und wenn ich nun auch noch behaupte, dass alles trotzdem sehr stimmig und aus einem Guss rüberkommt, dann hab ich hoffentlich soviel Neugierde geweckt, um die Band mal anzuchecken. Und - um nochmal auf den Stil zurückzukommen - »Modern baroque pop characterized by an infusion of orchestral arrangements and electroacoustic elements within an indie pop setting« - jaaa, lässt sich alles darin finden, klingt aber doch anders, als ich bei der Beschreibung vermutet hätte.
Line-up:
Markus Perttula (vocals, double bass)
Jani Lehto (guitars, synthesizers, piano, banjolino, percussions, zither, glockenspiel)
Pekka Tuppurainen (guitars, electric bass, piano, mandolin, harmonium, trumpet, flugelhorn, harmonica, kantele, electronic drums, vibes)
Ville Pynssi (drums)
Tommi Asplund (violin)
Inkeri Pulkkinen (violin)
Laura Turpeinen (viola)
Magdalena Valkeus (cello)
Tracklist
01:The Last Song Is A Love Song
02:The End Of The World 1964
03:Guarded Mountain
04:Dead Trees
05:A Ballet In The Sea
06:In A Coastal Town
07:Swept Away
08:A Liking Song
09:From Leytonstone To Canary Wharf
10:On The Sunniest Sunday
11:One Of These Mornings
12:On December 13th
Externe Links: