Das Zweitbeste nach einem Konzertbesuch ist ein Live-Mitschnitt. Zumindest, wenn Könner am Werk waren. Nun, eine Künstlerin mit einer einzigen Gitarre in einem orchestertauglichen Konzertsaal, das sollte wohl zumindest aufnahmetechnisch kein Problem darstellen. Jedenfalls nicht, wenn ein Günter Pauler an den Reglern sitzt und produziert.
Ich fand leider keine Gelegenheit, zu einem der wenigen Auftritte von Sara K. bei ihrer letzten Tour 2007 zu fahren. Umso schöner, dass auch davon ein Dokument existiert, das mir nun eines ihrer Konzerte in der zu erwartenden audiophilen Qualität nahe bringt. Meine Frage im Vorfeld war, wie sich die Texanerin erstmals ohne Begleiter (ihr kongenialer Gitarrist Chris Jones verstarb bekanntlich 2005), auf der Bühne präsentieren würde, zumal sie selbst nur eine für sie gemachte viersaitige Gitarre spielt. Der Gig fand am 8.11.07 im Rahmen einer Produktion von mdr-Figaro in Leipzig statt, einem zwar etwas steifen, aber dafür echten Kultur-Sender mit genreübergreifendem Programm.
Doch bereits mit der ersten Ansage stellte Sara K. den Kontakt zum Publikum her (»I'm honored to be the first singer/songwriter in this room«) und zeigte keine Spur von Nervosität. Und das blieb auch so während der nächsten Stunde. Es war offenhörbar ein fast intimes Ereignis, das da zwischen der Künstlerin und den Rundfunk-Gästen stattfand. Sara K. reduzierte ihre zuletzt doch recht bunt ausgestatteten Songs auf die Grundstrukturen, wie sie wohl einst entstanden waren. Und mit ihrer eigenen minimalistischen Begleitung auf dem bariton-mäßig gestimmten Instrument fanden sie genauso den Weg zu ihren Zuhörern. Das Repertoire bestand aus Titeln ihrer bisherigen Veröffentlichungen, teilweise weit zurückgehend. Das Auditorium lauschte jeweils andächtig bis zur letzten Schwingung, applaudierte angemessen, um dann sofort wieder stillzusitzen, wenn die Frau mit der diesmal leicht rauchig und etwas angekratzt klingenden Stimme wieder anhob. Aber dieser kräftige Mezzo-Sopran ist schon außergewöhnlich, Sara K. phrasiert ungemein vielseitig und leicht, mal mädchenhaft, mal sophisticated, jazzig oder blue und auch sehr sanft oder eindringlich. Und vor allem in dieser puristischen Performance fällt die enge Verwandtschaft mit der frühen Joni Mitchell auf (der Grand Dame der Singer/Songwriterinnen, deren Comeback im vergangenen Jahr leider nicht so überzeugend ausfiel).
Sara K. "Solo Live" - näher ran geht's kaum. Dass sie nicht die allerbeste Klampferin ist, das lässt sich ab und zu schon mal hören. Aber daheim an den Lautsprechern sitzt man in der ersten Reihe und spürt beinahe die Vibes, die von dieser singenden Frau auf der Bühne ausgehen. Und wer sie, wie ich, bislang nur aus der Konserve mit ihren aufwändigeren Produktionen kennt, der freut sich doch, dass das auch so funktioniert und in dieser Aufnahme ohne jegliche musikalische Korrekturen festgehalten wurde - Konzertatmosphäre 1:1!
Klar, mit einem weiteren Gitarristen oder anderen Begleitern ist das Musikspektrum auch auf der Bühne ein abwechslungsreicheres, aber selbst dann bleibt der Mittelpunkt immer diese Künstlerin mit ihrer eindringlichen Stimme. Und auf "Solo Live" haben wir die Essenz.
Fans von Sara K. werden das im März erschienene Album eh schon längst haben. Wer ansonsten auf die 'klassischen' Singer/Songwriterinnen steht, der bekommt hier ein hervorragendes Konzert angeboten, das »the next thing to live« ist.
Tracklist |
01:Introduction
02:Don't I Know You From Somewhere?
03:When I Didn't Care
04:Stop Those Bells
05:After There's A Blizzard
06:Sizzlin'
07:Gypsy Eyes
08:What You Don't Know
09:Aura Of The Blade
10:Fish Outta Water
11:I Couldn't Change Your Mind
12:Man-child
13:Burnin' Both Ends
14:What's A Little More Rain
15:If I Could Sing Your Blues
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