Saracen / Vox In Excelso
Vox In Excelso
Ganz im Zeichen der 80er gesellen sich in diesem Monat Saracen aus Großbritannien zu uns. Schon mal gehört? Klar, die Band gründete sich gegen Ende der 70er und brachte im Jahr 1981 ihr erstes Album Heroes, Saints & Fools auf den Markt. Und obwohl diese Platte eigentlich fast ausschließlich gute Kritiken bekam, verschwand diese Combo wieder im Nichts.
2003 gab es dann eine Art Comeback-Album mit dem Titel "Red Sky". Wieder nicht schlecht, aber es dauerte erneut drei Jahre, bis wir jetzt nach über 25 Jahren das dritte Album der Band in der Hand halten. Stilistisch sich treu geblieben, legen Saracen nun allerdings ein Konzeptalbum vor. Inhalt der Story: Die Geschichte der Tempelritter! Dan Brown lässt grüßen ("Das Sakrileg"), allerdings würde ich sagen, dass hier keinerlei tiefergreifende Diskussionen um das Thema an sich angesagt sein müssen. Warum denn auch?
Von der Originalbesetzung sind nur noch Gitarrist Rob Bendelow und Sänger Steve Bettney übrig. Unterstützung gibt es allerdings von sehr ambitionierten Musikern, am bekanntesten dürfte Drummer Mark Cross, Ex-Helloween, sein. Die ganze Geschichte wird von einer netten, weiblichen und sympathischen Stimme zwischen den einzelnen Songs erzählt. Soweit zu den harten Fakten.
Das Album beginnt symphonisch schleppend und ein paar nette Gitarrenmelodien wurden drüber gelegt. Mit "Meet Me At Midnight" geht es dann richtig los. Ein waschechter Boogie. Die saubere und fette Produktion fällt sofort auf, dahinter steckt Martin Kronlund als Produzent. Im weiteren Konzept ändern sich des öfteren Tempo und Härte und so dominieren bei "Exile" zunächst die akustischen Gitarren. Dazu gibt es heftige und klare Synthesizer und die Zeit wird wahrlich zurück gedreht. Der Song "The Order" ist sehr atmosphärisch, ja sogar düster. Es geht im weiteren Verlauf sehr 'heavy' zur Sache und auf die sonst so typischen Double-Basses wird verzichtet. Das Instrumental "Militum Christi" erinnert mit seinen Gitarrenriffs sehr stark an die frühen Accept, bedingt durch die Synthies wird es dann schließlich bei weitem nicht so trocken und hart.
Immer wieder drehen zwischendurch die Gitarren zurück, damit die Story weiter erzählt werden kann. "Mary" ist ein typischer 'Hard Rocker' und die ohne Zweifel sehr starke und passende Stimme von Steve Bettney kommt hier voll zur Geltung. Gibt es so etwas wie Klosterstimmung? Keine Ahnung, aber ich fühle mich bei den Sounds von "Vive Dieu…Saint Amour" so, als wäre ich in einem. Und Saracen verstehen es hier sehr wohl, den Hörer an die Story zumindest sehr nahe heran zuführen.
"The Power & The Glory" ist purer, angestaubter Heavy Metal und hat mit dem Gegenstück von den Ikonen des NWOBHM, Saxon, nichts zu tun, während "Chain Reaction" ein Stampfer vor dem Herrn ist. Der Titelsong, bestehend aus Pianopassagen, dient dazu, die Story endgültig auf den Punkt zu bringen. Die Band zieht mit den beiden abschließenden Songs ein Resümee über das vorher inhaltlich Dargebotene.
Nach mehrmaligem Durchhören finde ich, dass die Gitarrenriffs nicht neu sind, aber immer noch recht gut kommen. Die Scheibe ist ohne Zweifel etwas für Fans der 80er. Aber aufgepasst: Sie scheint nichts für Leute zu sein, die dem Synthesizer abschwören. Mit diesem Instrument muss man sich auf dieser Platte sehr ausgiebig einlassen. Für mich als Freund der Tasten ist das kein Problem. Die Story selbst, na ja, lassen wir das. Der Hype um die Tempelritter möge bald mal wieder beendet sein. Und ob es jetzt notwendig war, die Lieder als Konzept an den Hörer zu bringen? Die Songs könnten meines Erachtens auch alle alleine bestehen. Nun ja….Ansonsten ganz gut gelungen. Vielleicht etwas langatmig!
Die beiden ersten Alben sind übrigens zu Anfang diesen Jahres bei Escape Music in einer Box neu aufgelegt worden.
Line up:
Vocals: Steve Bettney
Guitars: Rob Bendelow
Keyboards: Paul Bradder
Bass: Richard Bendelow
Drums: Mark Cross


Spielzeit: 72:44, Medium: CD, Escape Music, 2006, Melodic Hard Rock
1:Lament (3:42) 2:Meet Me At Midnight (4:39) 3:Exile (6:29) 4:The Order (6:01) 5:Militum Christi (4:45) 6:Mary (9:49) 7:Vive Dieu…Saint Amour (4:49) 8:The Power & The Glory (4:36) 9:Chain Reaction (7:37) 10:Vox In Excelso (3:59) 11:Where Was Their God? (7:00) 12:Priory Of Zion (9:11)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 18.07.2006