Die Kanadier Sarasin A.D. dürften hierzulande ein echter Geheimtipp sein. Mir war die Band beispielsweise bisher überhaupt nicht bekannt, und auch im Internet finden sich außer Reviews zur aktuellen Scheibe eigentlich keine nennenswerten Infos - von der Band-Homepage sowie deren MySpace-Seite mal abgesehen. So kommt es, dass ich absolut keine Ahnung habe, die wievielte Veröffentlichung das mir vorliegende Album "Daggers~Lust~Disgust" ist, geschweige denn wie lange der Fünfer schon existiert. Offenbar hat sich die Band, die sich jenseits des Atlantiks den Zusatz 'A.D.' im Namen spart, aber wohl in den vergangenen Jahren in die Herzen von nicht eben wenigen Rockfans gespielt. Und das könnte ihnen mit der überaus starken, neuen Scheibe auch in Europa gut passieren!
Klares Aushängeschild der Kanadier dürfte Sänger Phil Naro sein, der schon seit den 1980er Jahren im Rock-Biz agiert und mit Rockmusikern wie z.B. Peter Criss, Lee Aaron, Liberty N' Justice oder Kim Mitchell kollaboriert hat. Seine hohe, leicht nasale Stimme steht in guter, alter Rock-Tradition und veredelt nun also "Daggers~Lust~Disgust". Gemeinsam mit seinen Mitstreitern Greg Boileau, Johnny Rogers, Rob Grant und Roger Banks kocht er hier sein ganz eigenes Hard Rock-Süppchen, das zweifellos mit erlesenen Kräutern aus den 1970er und 1980er Jahren gewürzt ist.
Der mit 14 Songs gut gefüllte Suppentopf (um mal dabei zu bleiben) offenbart eine äußerst abwechslungsreiche und qualitativ verdammt starke Mischung aus treibenden, halbakustischen sowie balladesken Nummern. Insgesamt hat man es mit hochwertigen, packenden Melodien zu tun, die gerade durch Frontmann Phil Naro bestens dargeboten werden - mal in schwindelnden, stimmlichen Höhen, dann wieder mehr ins Moderate gehend. Der Mann bietet so ziemlich alles, was das klassische Rockerherz begehrt.
Meiner Meinung befindet sich unter den Songs kein einziger Ausfall. Sicher, die eine oder andere Nummer hätte vielleicht etwas kürzer ausfallen können, mich aber begeistert das hier zu hörende Material dennoch ohne Einschränkung. Und die Herren legen auch gut vor: Allein die ersten fünf Songs sind durch die Bank zum Niederknien! Die treibenden, groovenden Rocker "In America" und "No Sensation" legen ein gutes Tempo vor und versprühen gute Laune ohne Ende. Beides schon mal echte Sahnehäubchen am Anfang!
"Woken @ Noon" nimmt daraufhin die Energie im Refrain ein klein wenig raus, besticht ansonsten aber mit wuchtigem, schweren Riffing. Ähnlich verhält es sich mit "The Last Word", das in den Strophen ebenfalls den Groove gepachtet hat und ordentlich vor sich hin stampft. Klasse Melodielinien im Refrain machen den Song dann perfekt - sehr schön.
"Keep Runnin'" zeigt schwere 1970er Riffs in den Strophen, bevor es im Refrain mit Akustikgitarren-Begleitung etwas ruhiger wird. Dort geht Phil Naro dann auch mit seiner Stimme etwas runter. "Brings Forth A Sound" ist daraufhin die erste (Halb-) Ballade von "Daggers~Lust~Disgust" und kommt herrlich halbakustisch daher. Während der Gesang in den Strophen quasi schon fast ins Sprechen übergeht, besticht der Refrain plötzlich mit harter E-Gitarre und tollen Melodien.
Nachdem man diese ersten fünf Stücke gehört hat, fällt auf, dass Sarasin A.D. gerne mit den verschiedensten Stimmungen spielen und ihre Musik dadurch sehr abwechslungsreich gestalten. Die Kanadier holen so einiges aus dem relativ engen Korsett des klassischen Hard Rocks heraus, denn Rhythmuswechsel und Laut-Leise-Kontraste finden sich hier zuhauf, so dass dem Hörer also nicht langweilig werden sollte.
Dass die Band auch gerade heraus nach vorn rocken kann, beweist sie mit der siebten Nummer "Kiss Of Death", einem echten Kracher! "Black Night Crash" kommt daraufhin etwas schleppender und wesentlich träger daher, und auch "How Will You Be Remembered" schließt sich dem an. Beides Songs, die etwas hinter der hohen Qualität des sonstigen Materials zurückstehen. Der zehnte Track "Makes Sense" geht dann aber wieder gut nach vorne und gleicht den kleinen Qualitätsabfall locker aus - Rock-Energie pur sowie ein starker Refrain!
Die funky Nummer "Jeanie's Gone Crazy" ist wohl ein kleiner Ausflug in eher untypische Klanggefilde, zumindest was die Strophen betrifft - ziemlich gut gemacht, wie ich finde. Der Refrain passt aber doch wieder super ins übliche Hard Rock-Spektrum von Sarasin A.D. rein, denn so ganz scheinen sie dann doch nicht aus ihrer Haut zu können. "Running Circles In My Brain" und "The Parting" sind abschließend noch zwei echte Höhepunkte, die "Daggers~Lust~Disgust" gebührend und auf hohem Niveau beenden. Die letzte Nummer ist sogar eine komplett akustisch gehaltene Ballade mit Mundharmonika-Einsatz. Traumhaft sanfter und weicher Gesang inklusive, würde auch einem Robert Plant gut zu Gesicht stehen das Stück.
Fazit: Wer US-Hard Rock der Marke Tesla oder Van Halen mag, ist auch bei Sarasin A.D. gut aufgehoben. "Daggers~Lust~Disgust" ist ein echter Leckerbissen dieser Sparte, der die Grenzen gekonnt auslotet und mit einigen hochinteressanten Nummern aufwarten kann. Ein wirklich tolles Stück Hard Rock der alten Schule, sehr traditionell, dabei aber zu keiner Sekunde irgendwie altbacken oder zahnlos. Reinhören lohnt sich!
Line-up:
Phil Naro (vocals)
Greg Boileau (guitars)
Johnny Rogers (guitars)
Rob Grant (bass)
Roger Banks (drums)
Tracklist |
01:In America (4:01)
02:No Sensation (4:25)
03:Woken @ Noon (3:10)
04:The Last Word (3:54)
05:Keep Runnin' (3:47)
06:Brings Forth A Sound (5:16)
07:Kiss Of Death (3:38)
08:Black Night Crash (3:45)
09:How Will You Be Remembered (5:03)
10:Makes Sense (3:54)
11:Jeanie's Gone Crazy (3:02)
12:Running Circles In My Brain (3:44)
13:The Parting (4:48)
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