Sauce Boss / Live At The Green Parrot
Live At The Green Parrot Spielzeit: 55:37
Medium: CD
Label: Burning Disk, 2012
Stil: Blues Rock

Review vom 27.04.2012


Joachim 'Joe' Brookes
»Ich esse dann, wenn ich vom Konzert zurück bin.« Diesen Satz kann man bei einem Konzert von Bill Wharton aka Sauce Boss getrost vergessen. Zuerst wollte ich es nicht glauben, aber der Mann bereitet während eines Auftritts Gumbo in einem riesigen Topf zu. Wie immer machen erst die Gewürze den besonderen Geschmacks-Trip aus. Der Mann aus Florida hat dafür eine persönlich kreierte Liquid Summer Hot Sauce griffbereit. Dazu gibt es jede Menge Blues Rock.
So mag man auf die Idee kommen, die Zutaten mit dem 12-Takter zu verbinden. Bei einer Gallone Hühnerbrühe wird der Gospel gepredigt. Sauce Boss slidet die Zucchini mit dem Bottleneck, schält die Zwiebeln durch scharfe Gitarren-Riffs und fügt beim Boogie Schrimps, Flusskrebs sowie Muscheln bei. Balladesk plumpsen die geräucherten Würstchen in den großen, silberfarbenen Kochtopf. Wenn die Hot Sauce fließt, wird mächtig gerockt und beim Groove fließt das Öl sanft in das Gericht.
Jetzt wurden nicht alle Ingredienzien erwähnt, aber schließlich bekommt man bei "Live At The Green Parrot" in den eigenen vier Wänden ja auch keinen Suppenteller mit Gumbo serviert. Dennoch macht einem der Sauce Boss-Blues den Mund wässrig nach Musik. Der Künstler ist kein unbeschriebenes Blatt, denn er hat mit vorliegender Platte insgesamt schon sein dreizehntes Album veröffentlicht. Eingeschlossen sind dabei auch die Scheiben unter seinem bürgerlichen Namen Bill Wharton. Er kann auf über einhundert selbstgeschriebene Songs zurückgreifen und in Kombination mit dem Gumbo wird Kochen zu etwas ganz Besonderem.
Der im Jewel-Case verpackten Platte ist lediglich ein Blatt beigefügt, aber hier zählen die inneren Werte der Bits und Bytes. Sauce Boss' Blues ist ansteckend. Schade, dass die Geruchsnerven nicht aktiviert werden, denn auch der Duft bei seinen Konzerten dürfte seine Wirkung nicht verfehlen. Eine kleine Überraschung war angesagt, als im Line-up der Bassist Jassen Wilber auftauchte. Der ist ja bestens aus der Band von Bernard Allison bekannt.
Sauce Boss tischt uns einen richtig deftigen Blues Rock auf. Bei aller Vielfalt aus Soul, Funk, Country Blues und Gospel präsentiert er uns auch noch einen Schuss Psychedelic. "Live At The Green Parrot" hört sich obenrein noch so an, als sei man beim Bühnengeschehen mittendrin und nicht nur dabei.
Mit zwei Saitenhexern baut man verdammt hohe und mächtig-furiose Gitarrenberge auf. Manchmal hat man das Gefühl, der Sauce Boss nimmt seine Hot Sauce auch pur zu sich. Er liefert feurige Slide-Läufe im Stil von Hound Dog Taylor ab und lässt seine Gitarre so verzerrt aufheulen wie Neil Young. "Lucky Charm" beginnt mit einem leckeren Schlagzeugsolo von Justin Headley und wenn die Band einsteigt, dann rührt der Drummer einen tollen Groove an.
"Let The Big Dog Eat" ist Sauce Boss' Song-Aushängeschild, der schon einige Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch äußerst frisch klingt. Mit diesem Lied befand sich der kochende Bluesmusiker im Film "Something Wild" (1986) von Jonathan Demme in bester Gesellschaft, denn in dem Action-Comedy-Streifen gab es auch Musik von zum Beispiel Laurie Anderson, John Cale, New Order oder Oingo Boingo.
Wie immer seine Speise munden mag, für den 12-Takter hat der Protagonist definitiv die richtige Rezeptur gefunden. Der Mann scheint ein ganz natürliches Talent für den Blues zu haben und weiß einfach, wie man die Leute auf hohem musikalischen Niveau unterhalten kann. "Live At The Green Parrott" ist eine dicke Empfehlung.
Line-up:
Sauce Boss (guitar, vocals)
John Hart (guitar)
Jassen Wilber (bass)
Justin Headley (drums)
Tracklist
01:Killer Tone (3:06)
02:Smuggler's Cove (3:47)
03:Gumbo Recipe (4:07)
04:Lonesome Rider (4:08)
05:Chicken In The Gumbo (1:54)
06:What Was I Thinking (4:16)
07:Out In The Night (7:36)
08:I Can't Sit Down (3:58)
09:Lucky Charm (3:56)
10:Let The Big Dog Eat (7:31)
11:The Goog (3:17)
12:Paco's Garden (4:21)
13:Cathead Biscuit Gospel (3:31)
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