Sava ist meine Spielwiese, wo ich mich austobe!
Birgit Muggenthaler-Schmack RockTimes im Gespräch mit Birgit Muggenthaler-Schmack,Instrumentalistin und Komponistin der Folkrocker Schandmaul, die gegenwärtig mit dem Folkprojekt Sava unterwegs ist.


Interview vom 15.03.2010


Mario Keim
Nach dem Konzert der Band Sava im mittelalterlichen Rittergut Positz ergab sich für RockTimes die Gelegenheit zu einem Gespräch mit Birgit Muggenthaler, Instrumentalistin und Komponistin der erfolgreichen Folkrocker Schandmaul. Die Regensburgerin ist derzeit mit ihrem Soloprojekt Sava, das sie 2004 gemeinsam mit Oliver S. Tyr aus der Taufe gehoben hat, auf Tour. Unterstützt wird die Sängerin dabei von vier Begleitmusikern. Die staatlich geprüfte Ensembleleiterin und Flötenlehrerin spielt bei Sava außerdem Dudelsack und verschiedene Flöten.
Birgit RockTimes: Gegenwärtig bist Du mit dem Projekt Sava unterwegs, wobei solo auch wieder nicht ganz stimmt, denn es treten fünf Musiker auf. Wie viel Prozent Birgit Muggenthaler-Schmack steckt in diesem Projekt?
Birgit: Die Kompositionen aus der ersten Sava-Platte "Aire" und der zweiten CD "Metamorphosis" sind zu 70 bis 80 Prozent von mir und zu 20 bis 30 Prozent von Oliver S. Tyr, mit dem dieses Projekt gemeinsam begonnen hat. Es ist schon so, dass jeder Livemusiker diese Lieder sehr geprägt hat, einfach durch den Teil, den er dazu beigetragen hat. Die Livemusiker kamen durchaus mit eigenen Ideen, die dann auch verwirklicht worden sind. In dem, was bei den Konzerten zu hören ist, stecken aber immer noch 60 bis 70 Prozent meiner Kompositionen.
RockTimes: Es heißt, Sava ist dein Soloprojekt mit Oliver S. Tyr, der aber wiederum bei Faun musiziert. Gibt es auch gemeinsame Konzerte mit ihm?
Birgit: Es gab bis dato erst ein gemeinsames Konzert, das war zum Festival Mediaval in Selb und das war leider bisher der einzige Termin, an dem Oliver Zeit hatte. Es ist einfach so, dass ich mit ihm nach Absprache die Livebesetzung so gewählt habe, dass es ohne ihn spielbar ist, also dass es ohne ihn funktioniert. Und wann immer er Zeit und Lust hat, ist er jederzeit herzlich eingeladen, dazu zu kommen und mit zu musizieren.
Sava RockTimes: Sava bringt Elemente aus Mittelalter- und Barockmusik zusammen. Zu welcher Zeit sind die Kompositionen entstanden?
Birgit: Zu 99 Prozent sind es meine eigenen Kompositionen. Daher ist es neuzeitliche Musik, die sich natürlich sehr stark an den jeweiligen Elementen der Folklore, aus denen der Text entlehnt ist, orientiert. In der Regel ist es so, dass ich in ganz verborgenen Kammern meines Gehirns irgendwelche Erinnerungen oder Erfahrungen mit Musik oder Folklore habe. Diese Erfahrungen spucken dann einfach neue Melodien aus.
Dann kommt eine Melodie, die fällt mir einfach so ein, und ich denke, das klingt wie ein irisches Folklied oder es klingt wie ein spanisches Folklied. Und so entwickle ich die Kompositionen weiter und suche dann passende Texte. Die Texte sind in der Tat alt, das geht zurück bis zu den eddischen Dichtungen um das Jahr 1000. Die Texte sind alt, aber die Musik ist eigentlich neu komponiert.
RockTimes: Ist Sava für Dich eine gewünschte Auszeit von Schandmaul, um mit dieser Band wieder kreativ aufzutanken?
Birgit: Das kann man so nicht sagen. Ich könnte auch ohne Sava ganz normal kreativ und produktiv mit den Kollegen von Schandmaul arbeiten. Das ist einfach entstanden und gewachsen. Sava hat begonnen als Studioprojekt und es wuchs dann immer mehr der Wunsch, dies auch live umzusetzen. Das Projekt bietet ganz einfach neue Möglichkeiten, es ist mehr Platz da für die Melodieinstrumente und natürlich auch mehr Platz für meinen Gesang. Das hat mit Schandmaul jetzt unmittelbar gar nichts zu tun. Die Schandmaul-Arbeit läuft ganz normal weiter. Schandmaul hat auch absolut Priorität, es ist einfach die Hauptband. Und Sava ist so ein bisschen meine Spielwiese, wo ich mich austobe.
Sava RockTimes: Sind derzeit auch andere Schandmaul-Musiker auf Solopfaden unterwegs?
Birgit: Anna hat auch ein Soloprojekt. Das heißt ganz schlicht Anna Katharina. Es ist so ähnlich wie bei mir, sie verwirklicht dabei auch eigene Ideen, die mit Schandmaul nicht so ganz einfach passen, die dort keinen Platz haben, die aber trotzdem in unserer musikalischen Welt, in der wir uns bewegen, ausgedrückt werden möchten. Damit ist sie auch einigermaßen viel unterwegs. Die Jungs haben auch ein Projekt namens Weto. Weto ist aber derzeit nicht aktiv.
RockTimes: Ein kurzer Abstecher zu Schandmaul: Die Band spielte erstmals 2007 auf dem Wacken Open Air. Mittelalter-Rock auf Heavy-Festival - da stellt sich schon erst einmal die Frage: Passt das?
Birgit: Diese Frage haben wir uns auch gestellt, als wir dort das erste Mal zu Gast waren. Dass wir das erste Mal vor Heavy Metal-Publikum gespielt haben, liegt schon etwas länger zurück. Das war 2005 oder 2006 auf einem Festival in der Schweiz, als Slayer Headliner waren. Das war in Pratteln und hat derart genial eingeschlagen. Die Leute fanden es so gut, was wir machen, dass wir an Selbstbewusstsein dazu gewonnen haben. Als wir das erste Mal auf dem Wacken waren, haben wir uns auch gefragt: Was wird uns da erwarten? Es wurde auch super angenommen und wir haben uns sogar getraut, eine Ballade zu spielen. Seitdem waren wir schon wieder dort, wir haben erst im vergangenen Jahr im Sommer beim Wacken gespielt.
RockTimes: Sava wird es aber nicht auf dem Wacken-Festival zu erleben hören, oder?
Birgit: Wenn man uns einlädt, dann spielen wir überall. Aber ich glaube, der Veranstalter wird sich das vielleicht nicht trauen. Aber wer weiß, Corvus Corax waren ja auch schon in Wacken.
Sava RockTimes: Nicht wenige Besucher bei Sava-Konzerten fragen sich: Warum singt Birgit Muggenthaler-Schmack nicht öfter bei Schandmaul?
Birgit: Es ist einfach so, dass wir uns bei Schandmaul darauf geeinigt haben, dass einfach jeder das tut, was er am besten kann. Gerade im Rockbereich, und den bedienen wir ja auch mit Schandmaul, ist Thomas (Lindner - d.A.) eindeutig der geeignetere Sänger. Ich habe keine Rockröhre, ich habe mehr eine Stimme, die für klassisch-anmutende Musik ganz o.k. ist, aber ganz bestimmt nicht für Rockmusik. Das würde ich auch gar nicht wollen. Es reicht mir, wenn ich da im Background oder im Chor etwas singe. Aber der Leadgesang sollte doch bei Thomas bleiben.
RockTimes: Gibt es angesichts solcher erfolgreicher Bands wie Subway To Sally und In Extremo so etwas wie Konkurrenzdenken?
Birgit: Bei uns nicht, das sage ich auch ganz offen, weil wir da immer schon neutral waren. Die Kollegen von Subway To Sally und In Extremo sind ja auch schon etwas länger im Geschäft als wir und kennen sich auch von früher. Es ist ein offenes Geheimnis, dass da durchaus Rivalitäten entstanden sind. Wir waren da eigentlich von Anfang an außen vor. Wir freuen uns über den Erfolg der Kollegen und freuen uns natürlich auch, wenn es bei uns aufwärts geht. Man unterstützt sich da eher gegenseitig.
RockTimes: Die erwähnten beiden Formationen stammen aus dem Osten, die Musiker von Schandmaul kommen aus Bayern. Spielt das Thema Ost und West gut 20 Jahre nach dem Mauerfall bei Musikern und Fans der Szene eine Rolle?
Birgit: Mittlerweile nicht mehr, am Anfang aber durchaus. Die ersten Jahre, als wir in Städte im Osten gefahren sind, haben wir uns durchaus manchmal überlegt, es zu lassen. Es wurde nicht gut angenommen. Mittlerweile ist es super und es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Ost und West.
Sava RockTimes: Wie wichtig sind Dir als Musikerin und Komponistin Auslandsreisen?
Birgit: Das ist für eine Musik, wie wir sie bei Sava machen, das A und O. Es ist dabei wichtig, die Musik nicht nur von CD zu hören, sondern die Musik in ihren Ursprungsländern ganz einfach zu erleben. Wichtig ist auch, diese Sprachen zu sprechen. Da hilft es mir schon, dass ich französisch, spanisch und englisch einigermaßen gut sprechen kann, die eine Sprache etwas besser, die andere etwas weniger.
RockTimes: Gibt es ein Wiedersehen vor der wunderschönen mittelalterlichen Kulisse in Positz?
Birgit: Ich möchte auf jeden Fall wieder in Positz spielen, weil es uns hier sehr, sehr gut gefallen hat, sowohl von der Atmosphäre und dem Ambiente als auch von den Menschen vor Ort, die dort für alles verantwortlich sind. Es ist eine sehr menschliche und herzliche Atmosphäre. Inwieweit dafür Zeit ist und sich ein Termin finden lässt, das müssen wir einfach sehen. Ich bin da aber ganz optimistisch.
RockTimes: Was möchtest Du den Lesern von RockTimes gerne noch mit auf den Weg geben?
Birgit: Bleibt so tolerant, wie Ihr seid.
RockTimes bedankt sich bei Birgit Muggenthaler-Schmack für dieses Gespräch und der Familie Schwarzer im Rittergut Positz für die herzliche Gastfreundschaft.
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