Savath & Savalas / Golden Pollen
Golden Pollen Spielzeit: 52:37
Medium: CD
Label: Anti Records/SPV, 2007
Stil: Brazil Ambient, Avantgarde-Folk

Review vom 17.08.2007


Norbert Neugebauer
Jau, diese Scheibe stellten den Minderheitenbeauftragten der RockTimes-Redaktion aber vor eine harte Probe! Der wahrlich weder unter Berührungsängsten leidet, noch musikalische Vorurteile züchtet. Und zu dessen wenigen No Go-Areas Brazil-Mucke und flache Ambient-Sounds zählen. Ersteres möglicherweise, weil er in seiner Kindheit mit "Girl From Ipanema"- Dauerbedudelung genotzüchtigt wurde, zweites, weil er keine Badewanne zum Dahindämmern besitzt.
"Golden Pollen" ist Ambient mit Brazil-Sounds!

Schwer, da ein halbwegs vernünftiges Review zusammenzuschreiben …
Unter dem Pseudonym Savath & Savalas steckt der Multi-Instrumentalist Scott Herren (tarnt sich auch als Prefuse 73), der mit einer Schar von Gästen dieses Album aufgenommen und zusammen mit John McEntire produziert hat. Als Gast-Säusler ist ein José Gonzáles aufgeführt, der mit seiner sanften Melancholiker-Stimme immer hart an der Grenze zwischen unterdrückter Glückseligkeit und freudiger Schwermut laviert. Das Ganze wallt so dahin, meist eher mit Bodenkontakt als in ätherischen Gefilden. "Golden Pollen" erinnert mich, auch durch das Cover, irgendwie an »goldener Staub, der von Schmetterlingsflügeln rieselt« (hat das was mit Casteneda zu tun? - kein Schimmer, wer mir das jetzt einflüstert). Dass die Scheibe nicht gleich als stylischer Bierdeckel endet, liegt an den doch irgendwie interessanten Hintergrundgeräuschen, die da aus den Lautsprechern wabern. Neben allerlei herkömmlichen Instrumenten wie Cello, Flöte, Geige, Bass, Vibraphon, Kalimba, Piano, Harmonium, Gitarre, Klarinette, Perucssion und (sehr selten eingesetztem) Schlagzeug gibt es eine Menge elektronischer Zutaten, die sich oft richtiggehend auftürmen. Und dann tauchen auf dem Cover noch so seltsame Ergänzungen wie »cubano tres, found shit, fucked up piano, night rider harmonics« oder »distorted bass« auf. Der Flow im Zeitlupentempo erhält größtenteils nur durch die kontinuierliche Anreicherung des Soundspektrums eine gewisse Dynamik, Rhythmik in dem Sinn fehlt weitgehend. Um was es dabei eigentlich geht, bleibt dem Schreiberling leider verborgen.
Wenn dieser honigsüße, konturlose portugiesische Singsang nicht wäre, sondern vielleicht ein gutturales Kisuaheli oder ein kehliges Samisch, würde ich diese Produktion sicher als 'durchaus öfters anhörenswert' ins 'Exoten-Fach' stellen und schon mal wieder in bestimmten Stimmungen hervorholen. Interessant sind die vielschichtigen Arrangements auf jeden Fall und da hat sich der Herr Herren viel einfallen lassen. Das ist keine simple Spielerei mit allen möglichen Zutaten, das ist ausgeklügelt, hat Tiefgang und würde sicher noch seinen Reiz entfalten. Wäre da nicht …
O.k., lassen wir es dabei. Fans dieser Musik und vielleicht auch des portugiesischen Gesangs dürfen mir ruhig »Banause« und »blutiger Ignorant« zurufen. Akzeptiert! Meins ist es jedenfalls nicht, mit gängiger Rock-Mucke hat es ebenfalls nix zu tun und so wende ich mich nun wieder freudig der Musik zu, bei der es wenigstens etwas scheppert und rumst.
Tracklist
01:Intro
02:Apnea Obstructiva
03:Paisaje
04:Concreto
05:Mi Hijo
06:Te Amo... Por Que Me Odias
07:Estrella De Dos Caras
08:Olhas
09:El Solitario
10:Faltamos Palabras
11:Era Tu
12:Vidas Animadas
13:Tormenta De La Flor
14:Ya Verdad
15:Tiempo
16:Outro
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