Saxon
18.05.2011, Garage, Saarbrücken
Garage Saxon
Call To Arms-Tour
Support: Vanderbuyst, Crimes Of Passion
Garage, Saarbrücken
18. Mai 2011
Konzertbericht
Stil: Heavy Metal


Artikel vom 24.05.2011


Holger Schwendemann
Auf meine Helden der 80er ist eben immer Verlass. Wie Motörhead, erscheinen auch Saxon pünktlich jedes Jahr zu einer Deutschlandtour. Und meistens haben die Jungs eine neue Platte im Gepäck. Für mich immer ein persönlicher Höhepunkt des Jahres. Dieses Jahr haben sie sich wohl etwas verplant. Das neue Werk von Saxon, "Call To Arms", erscheint erst am 3. Juni 2011. Aber egal. Ein paar neue Stücke durften wir trotzdem schon live hören.
Doch beginnen wir am Anfang. Gleich nach der Arbeit machten wir uns am letzten Mittwoch zu viert auf den Weg von der Vorderpfalz ins schöne Saarbrücken. Obwohl unsere reizende Fahrerin ordentlich das Gaspedal quälte, reichte es nicht mehr, um die erste Vorband Vanderbuyst zu sehen. Hören konnten wir nur noch von weitem das letzte Lied. Eine Beurteilung erlaube ich mir daher nicht. Aber die Tatsache, dass am Getränkestand kaum Leute waren, die Halle aber ordentlich gefüllt war, zeigte mir, dass die Vorstellung der Jungs interessiert verfolgt wurde. Schade. Ich hätte mir das gerne angesehen.
Dann enterten schon Crimes of Passion aus Sheffield die Bühne. Los ging es mit einem langen Instrumental, das schon andeutete, in welche Richtung sich Crimes of Passion bewegen. Abwechslungsreicher Rock mit schönen Harmonien. Als dann Sänger Dale Radcliffe die Bühne betrat, fühlte ich mich in die 80er zurückversetzt. Lange, gelockte Mähne, Stirnband, leicht geschminkt und auch die Klamotten aus der guten alten Zeit. Was kommt da auf uns zu? Viel Gutes, muss ich sagen. Die Jungs steigerten sich von Lied zu Lied. Die beiden Gitaristen Charles und Harry lieferten mehrere brilliante Harmonien, die mich schwer beeindruckt haben. Unterstützt wurden sie von Kev Tonge (Schlagzeug) und Simon Fearn am Bass. Man merkte, dass hier keine Anfänger auf der Bühne standen, sondern erfahrene Musiker, die es schafften, das Publikum zu begeistern. Ein wirklich schöner Auftritt. Die Songauswahl war abwechslungreich und gut gewählt. Von ruhigeren Nummern bis zu richtig schnellen Stücken war alles dabei. Hut ab! Zum Schluß dann noch eine Coverversion von "Holy Diver" und die Menge war zufrieden.
Dann war es endlich soweit: Saxon begannen ihr fast zweistündiges Set mit "Hammer Of The Gods" von der noch nicht veröffentlichten "Call To Arms". Die Menge in der sehr gut gefüllten Garage in Saarbrücken war sofort da. Ein guter Einstieg, der Lust auf die neue Scheibe macht. Dann der Block für uns alte Männer. Obwohl mein Haupthaar nur noch gute 3mm lang ist, schüttelte ich die nicht vorhandene Mähne wie früher. "Heavy Metal Thunder", "Never Surrender" und "Motorcycle Man" im Dreierpack. Wenn das Konzert hier geendet hätte, wär ich auch zufrieden gewesen. Den Muskelkater merke ich heute noch.
Es folgte das neue "Back In 79", was aus meiner Sicht hervorragend zu diesen alten Krachern passte. So langsam kamen auch die Mannen um Biff Byford auf Touren. Anfangs noch etwas steif, ließen sie sich von der tollen Stimmung in der Garage anstecken.
Gerade als mir auffiel, dass viele junge Metalfreunde anwesend waren, hörte ich schon Biff rufen: »A lot of young people here«. Von der Bühne herunter fragte er gleich zwei Anwesende nach ihrem Alter. Die Antwort war »Neun Jahre«. Da kulllerte sogar dem alten Biff eine Freudenträne über die Wange. Schön zu sehen, dass eine junge Saxon-Generation nachwächst.
Ab jetzt wurde aus dem schier unerschöpflichen Saxon-Material altes und neues Liedgut gemischt. "I've Got To Rock (To Stay Alive)" ist zwar eine relativ neue Nummer, hat aber jetzt schon Kultstatus bei den Saxon-Fans erreicht. "Dallas 1PM" hat diesen schon seit dem Erscheinungsjahr 1980. Fast jede Scheibe wurde bedient. Ein persönliches Highlight für mich: "Rock 'n' Roll Gypsy" von der Innocence Is No Excuse. Ja. Ich gebe zu, dass ich Gänsehaut hatte. Und zwar Dauergänsehaut, da Biff ankündigte, dass es ein Jubiläum zu feiern gab. Und zwar wurde vor 30 Jahren das "Denim And Leather"-Album veröffentlicht. Ist das schon so lange her?? Bin ich schon so alt???
Zu dem bereits gespielten "Never Surrender" gesellten sich jetzt noch "Play It Loud" und "The Bands Played On". Und natürlich "Pincess Of The Night" zum Abschluss des ersten Sets. Alles in allem fünf Lieder von der "Denim And Leather"!!!
Dazwischen noch "Demon Sweeney Todd" von der Into The Labyrinth, "Man And Machine" von dem "Lionheart"-Album und das brandneue "When Doomsday Comes".
Eine grandiose Zeitreise durch die Saxon-Geschichte. Auch auf dieser Tour schaffen es Biff und seine Freunde wieder, einige Raritäten aus der Bandgeschichte herauszukramen. Thumbs up!
Mittlerweile schüttelte auch Bassist Nibbs Carter seine Mähne und grinste froh ins Publikum. Paul Quinn und Doug Scarratt wie immer zurückhaltend, aber unheimlich genau in ihrem Gitarrenspiel. Nigel Glockler (immerhin Jahrgang 1953) am Schlagzeug merkt man das Alter wirklich nicht an. Wirklich beeindruckend, wie genau und exakt er Saxon den nötigen Druck gibt. Und schon sind wir beim Sound, der wie immer bei Saxon-Auftritten sehr gut war. Toll auch die Abstimmung von Licht und Songauswahl. Jede Nummer erhielt die passende Lichtuntermalung, die die Wirkung des Stückes eindrucksvoll in Szene setzte. Bei der ersten Zugabe "Crusader" erhellten z. B. mehere Kreuze die Bühne.
Nach "747 (Strangers In The Night)" verließ die Band abermals die Bühne, nur um kurze Zeit später diese wieder zu betreten. Nibbs Carter begann ein kurzes Basssolo, das direkt in "Strong Arm Of The Law" endete. Die Halle kochte. Nach einem Solo von Doug Scarratt und der Hymne "Wheels Of Steel" war dann endgültig Schluss.
Ein Blick in die Runde zeigte mir, dass Saxon den Nerv des Publikums getroffen hatten. Auch meinen Mitfahrern hat der Auftritt sehr gut gefallen. Es ist gut zu wissen, dass es in der heutigen Zeit noch Konstanten in Sachen Rockmusik gibt. Saxon gehören für mich auf jeden Fall dazu. Die Herren rocken einfach. Kein technischer Firlefanz. Keine ausgefeilten Songstrukturen. Einfach nur schweißtreibender Rock.
Glücklich und zufrieden machten wir uns auf den Heimweg. Saxon ist eben immer noch ein Muss für alle Fans des NWOBHM.
Setlist:
Hammer Of The Gods
Heavy Metal Thunder
Never Surrender
Motorcycle Man
Back In 79
I've Got To Rock (To Stay Alive)
Dallas 1PM
Call To Arms
Rock 'n' Roll Gypsy
Demon Sweeney Todd
And The Bands Played On
Man And Machine
The Eagle Has Landed
When Doomsday Comes
Play It Loud
Denim And Leather
Princess Of The Night

Zugabe 1
Crusader
747 (Strangers In The Night)

Zugabe 2
Bass Solo
Strong Arm Of The Law
Guitar Solo
Wheels Of Steel
Line-up:
Biff Byford (vocals)
Nigel Glockler (drums)
Nibbs Carter (bass)
Paul Quinn (guitar)
Doug Scarratt (guitar)
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