Die erschrockenen (verängstigten) Leichen? Aha, das hat was, scheint mal was Neues zu sein! Oder doch nicht? Auf jeden Fall kann festgestellt werden, dass das Quartett nach dem Motto 'walk it like you talk it' vorgeht! Dabei handelt es sich hier nicht um irgendwelche Splatter/Gore-Horror-Fantasien mit 'ach-so-gruseligen-Masken', vielmehr haben diese vier amerikanischen Kollegen erst vor kurzer Zeit die Weltbühne verlassen und sind noch in relativ 'knackigem' körperlichen Zustand, wenn auch etwas blass um die Nasen. Kurz vor ihrem Abtritt muss allerdings etwas ganz Fürchterliches passiert sein, denn in dem schönen Digi-Pack und dem 16-seitigen Booklet schauen die vier Leichnahme immer noch tierisch erschrocken, verstört und verängstigt in die Photokameras.
Was kann man von einer knappen Handvoll Zombies auf deren zweitem Album "The Last Horror Movie" erwarten? Textlich geht es eigentlich, von witzig bis makaber, um die ganz gewöhnlichen Freuden, Sorgen und Alltagsprobleme, mit denen sich eine Leiche halt so rumschlagen muss. Das mal 'in-sich-Gehen' und die folgende Erkenntnis ("There's No Wonder I'm Six Feet Under"), eine Huldigung ("Nosferatu"), Erinnerungen an das, was mal war ("Knoxville Girl"), die Friedhof-Partys ("Let's Put The F-U-N In Funeral") oder, um auf die bereits erwähnte Makaberheit zurückzukommen, die Aufzählung aller Vorteile eine tote Freundin, statt einer lebendigen zu haben ("Dead Girls Are Easy"). Aber was soll's, ist ja alles auch nicht ernst gemeint und im Prinzip einfach nur eine große Show.
Musikalisch wollen die Scared Stiffs uns Unwissende, noch am Leben Befindliche mit simplem Drei-Akkorde-Rock'n'Roll auf ihre Seite ziehen, was ihnen bedingt auch ganz gut gelingt. Weit weg aber davon, etwas musikalisch Neues zu präsentieren. Man muss jedoch auch anerkennen, dass, so solide wie technisch begrenzt die musikalischen Fähigkeiten der einzelnen Musiker sind, das ganze Projekt einfach ein riesengroßer Spaß ist, der sowas wie das Feeling der 'Rocky Horror Picture Show' aufkommen lässt. Und diesen Spaß hat man dann auch beim Zu- bzw. Anhören.
Langweilig oder einförmig sind The Scared Stiffs nämlich kaum. Neben Chuck Berry-Rock'n'Roll kommen Country in Form eines Covers der Louvin Brothers zum Zuge ("Knoxville Girl"), es gibt ein (Fast-) Instrumental ("Nosferatu"), das auf sehr obskure Weise an Surf-Music der frühen Sechziger erinnert, Willie Dixons "Seventh Son" wird ein weiteres Mal verwurstet, man leiht sich ziemlich frech die Gesangsmelodie von Dr. Hooks "Cover Of The Rolling Stone" für die Strophen von "Dirty Nappin'" aus und als echte New Yorker darf natürlich auch die Verbeugung vor den Ramones ("Some Things Are Better Left Undead") nicht fehlen. Fast kurios, dass man hier sogar Tom Petty-artiges ("Have You Ever Seen (The Walking Dead)") finden kann. Und als Bonus gibt es obendrein noch das Video zum Titelsong mitgeliefert.
The Scared Stiffs sind eine Band, die eigentlich nur aus einer Metropole wie New York City stammen kann, okay, vielleicht auch noch aus Los Angeles. Das ganze Projekt ist einfach eine groß angelegte Show, Entertainment pur. Es gibt zwar keinen direkten Hinweis, aber es würde mich nicht wundern, wenn Kiss hier als große Inspirationsquelle hergehalten hätten. Nicht unbedingt von der Musik, aber von der Theatralik und dem gesamten Image, bzw. Konzept, das bei dieser Band zumindest gleichberechtigt neben den Songs steht.
Das muss nicht unbedingt schlecht sein, zieht aber mit sich, dass man die volle Pracht der Scared Stiffs wahrscheinlich nur auf deren Konzerten genießen bzw. erleben kann. Und dennoch ist "The Last Horror Movie" eine kurzweilige, rockende, oftmals zum Schmunzeln einladende Rock'n'Roll-Party, wenn man auch keine musikalischen Großtaten erwarten darf. Sargfreundliche 6,5 RockTimes-Zombie-Uhren!
Tracklist |
01:The Last Horror Movie
02:She's Got A Frankenstein
03:Have You Ever Seen (The Walkin' Dead)
04:There's No Wonder I'm 6 Feet Under
05:Dirt Nappin'
06:Medicated
07:Some Things Are Better Left Undead
08:Nosferatu
09:Knoxville Girl
10:Dead Girls Are Easy
11:Let's Put The F-U-N In Funeral
12:Seventh Son
13:Body Shoppin'
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