Scarlet Utopia ist ein Ableger von Silverheat und Lemon Incest.
Die Namen der Band-Mitglieder lassen nicht unbedingt auf eine deutsche Herkunft schließen, allerdings wird als Basislager Neuss angegeben.
Mit ihrer Musik befindet sich Scarlet Utopia am heftigen Rand des Space Rock-Universums. Ganz in der Nähe von dem Ort, wo zum Beispiel Hawkwind einen herrlich glänzenden Fixstern bildet.
Nach einer kurzen Aufwärmphase mit einigem Sound-Stretching geben die fürchterlich guten Drums von Steven James Tefkey einen stoischen Beat vor und darüber schicken uns eine verzerrte Gitarre als auch Elektronik-Spielereien zur Raketen-Startrampe, um direkten Kurs auf den Weltraum zu nehmen.
Der Gitarrist Jean d'Auberlaque ist gefährlich, denn er bringt die fest vorgeschriebene Flugbahn des Shuttles gehörig ins Wanken. Was der auf seinem Arbeitsgerät fabriziert, ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht von dieser Welt.
Scarlet Utopia hat den längsten Track ihrer Abenteuerreise direkt an den Start gesetzt. Erster Klasse Space Rock wird geboten und ohne Kenntnis des Line-up ist man erfreut, mit Scarlet Rose O'Silver eine überzeugende Sängerin zu hören.
d'Auberlaques Gitarren-Fantasien werden von allerlei unterschiedlichen Klängen, die auch Erinnerungen an die frühen Pink Floyd wecken,
angereichert.
Die Band kann durchaus als Geheimtipp in Sachen Space Rock gehandelt werden und ich bin mir sicher, dass "Adventures Under Black Light" die Zündstufe sein wird, um recht bald aus dieser Schublade herauszukommen. Am Ende des ersten Tracks zaubert die Band noch einen richtig tollen experimentellen Part aus dem Ärmel.
Die Neusser Gruppe hat alle Songs in Gemeinschaftsproduktion geschrieben und hoch lobenswert ist die Tatsache, dass es an ausreichenden Einfällen nicht mangelt.
Natürlich steht die Gitarre im Vordergrund, allerdings versetzt einen das Quartett bereits nach dem Opener in sehr optimistische Stimmung und wiegt den Hörer in einer Art Sicherheit, dass die 'Abenteuer' nicht zu einem Albtraum mutieren.
Neben Scarlets Gesang finden zum Vergnügen der Reiseteilnehmer hier und da einige Roboter-Stimmen den Einzug in Songs. Der Space Rock braucht einfach solche Collagen und auch Raum, um sich richtig entfalten zu können. Den gönnt sich Scarlet Utopia definitiv.
Wie könnte es anders sein... eine Ausnahme gibt es dann doch: Ganze dreizehn Sekunden ist die "Pruefung der Lautsprecherpolung" 'lang' und kann beim besten Willen nur als Gimmick gelten. Null Musik und in Deutsch gesprochene Worte über »Seitenlautsprecher« sowie »bei richtiger Polung brandet das Geräusch auf und verschwindet zwischen den Lautsprechern.« mögen vielleicht Kunst sein, aber da habe ich damals in der Schule bei der Definition dieses Begriffes nicht aufgepasst. Allerdings kann man sich so etwas sparen.
Auch die beiden letzten Neunminüter haben Handschellen und fesseln den Hörer mit heavy-galaktischen Klanggebilden aus einem schwerelosen Raum und Scarlet Utopia nähert sich immer mehr dem Hawkwind-Trabanten... bis sie sich im letzten Track in einem sicheren Orbit um diesen Himmelskörper befindet.
"Adventures Under Black Light" ist genau die richtige Materie für den Space Rock.
Mir ist nur nicht ganz klar, warum es auf der Scarlet Utopia-MySpace-Seite noch weitere Nummern gibt, die aus momentan unerklärlichen Gründen nicht auf der vorliegenden CD enthalten sind. Wie dem auch sei, es gibt viel tolle Musik im ganz in Schwarz gehaltenen Digipak, das mit einem spärlichen Booklet auskommt. Da ist der Weltraum-Rock auf der Platte schon wesentlich opulenter... auch im Sound.
Line-up:
Scarlet Rose O'Silver (vocals)
Jean d'Auberlaque (guitars, electronics)
Stephen James Tefkey (bass)
Peter 'The Saint' Sherman (drums)
with:
Def Wieschollek (additional drums)
Ian Christ Som mèr (additional drums)
Tracklist |
01:Black Sun (12:14)
02:NGC 1365 Spiral Galaxy (8:44)
03:Pruefung der Lautsprecherpolung (0:39)
04:Omega Space Walk (9:08)
05:Moonlight Society (9:40)
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