RockTimes: Seid gegrüßt, ihr Schelme! Schön, dass Ihr Zeit gefunden habt, uns von RockTimes ein paar Fragen zu beantworten.
Nach einigen rockigen Alben, zuletzt "Die hässlichen Kinder", kehrt ihr mit der Persona Non Grata wieder zu den Wurzeln der Mittelaltermusik zurück und befindet Euch damit in guter Gesellschaft, zum Beispiel von Saltatio Mortis. Waren die elektrisch-rockigen Töne für Euch nur eine Eskapade?
Schelmish: Die Rocksache ist auf keinen Fall nur eine Eskapade für uns, nur weil wir jetzt wieder ein Mittelalteralbum gemacht haben. Wir hatten einfach das Gefühl, dass es nach fünf Jahren Pause mal wieder an der Zeit war, ein reines Mittelalteralbum aufzunehmen. Wir hatten schon einige Zeit vor, ein mittelalterliches Album zu produzieren, da wir jede Menge Ideen für komplett neues musikalisches Material im Kopf hatten, haben wir uns für dieses Konzeptalbum entschieden. Wir werden auch weiterhin den Rockbereich weiterentwickeln und auch da weiter produzieren. Die beiden musikalischen Richtungen schließen sich keinesfalls aus.
RockTimes: Als Thema für das neue Album habt Ihr Euch den Spielmann Paeniteo und seine 1000-jährige Büßer-Reise ausgewählt und die Scheibe allen unerwünschten Personen des Mittelalters gewidmet - wie kam es dazu?
Schelmish: Während der Konzeptarbeit haben wir uns intensiv mit dem Thema Ketzer und Hexen des Mittelalters befasst. Die Verfolgung dieser Menschen durch die kirchliche und weltliche Obrigkeit ist ein Paradebeispiel für das Ausgrenzen Andersdenkender. Wir konnten Parallelen zur Thematik des letzten Rockalbums "Die hässlichen Kinder" ziehen, welches ebenfalls Menschen gewidmet ist, die anders denken oder anders aussehen. Der einzige Unterschied ist der, dass es sich bei den "hässlichen Kindern" um Menschen der Gegenwart handelt. Die Geschichte des Paeniteo ist im Stil klassischer Sagen und Legenden verfasst. Eine Mischung aus Fakten und Fiktion. Seine Geschichte gibt uns die Möglichkeit, durch mehrere Jahrhunderte der mittelalterlichen Welt zu reisen. Er ist das Bindeglied zwischen all den im Booklet erwähnten "Persona Non Grata"
RockTimes: Die Markt-Saison hat wieder begonnen, Ihr habt einen gut gefüllten Terminkalender aufzuweisen. An die Spectaculum-Auftritte schließt sich direkt die "Hässliche Kinder 2"-Tour an - seid Ihr eine ausgesprochene Liveband?
Schelmish: Wenn das Publikum uns Live erlebt, können wir viel besser zeigen, wer oder was Schelmish wirklich ist. Die Aktionen und Ansagen auf der Bühne sind nicht einstudiert und somit ist selbst für uns jede Show anders und neu. Immer gibt es unerwartete Situationen, die teilweise so überraschend kommen, dass selbst die Schelme auf der Bühne nicht mehr aus dem Lachen rauskommen. Wenn wir dann gemeinsam mit dem Publikum einen schönen Abend hatten, merken wir immer wieder, dass wir die Liveauftritte und den Kontakt zum Publikum einfach brauchen.
RockTimes: Die typische Mittelalterinstrumentierung - wie lange braucht man, um so ausgefallenen Instrumenten wie beispielsweise den Sackpfeifen, Töne zu entlocken, die die Zuhörer faszinieren und nicht entsetzt die Flucht ergreifen lassen?
Schelmish: Je nach Talent kann es mehr oder weniger Zeit in Anspruch nehmen. Wie bei jedem anderen Instrument auch, setzen mittelalterliche Instrumente Disziplin voraus. Je mehr Zeit man für das Erlernen investiert, desto schneller kann man mit dem Dudelsack die erste kleine Melodie spielen.
RockTimes: Die "Persona Non Grata" habt Ihr komplett in Eigenregie aufgenommen und sie wird auch nicht im Handel, sondern nur auf Märkten und direkt über Eure Website erhältlich sein - waren die Labels nicht daran interessiert?
Schelmish: Die "Persona Non Grata" wird nicht über unsere Plattenfirma Napalm Records veröffentlicht, da es sich um ein Mittelalterprojekt handelt. Wir haben uns mit unserer Plattenfirma Napalm Records geeinigt, "PNG" selbst zu veröffentlichen, mussten uns aber im Gegenzug verpflichten, die Platte nicht über ein Vertriebssystem in den Handel zu bringen. Daher ist "PNG" nur über uns am Merchstand, in unserem Onlineshop und über Mondschatten erhältlich.
RockTimes: Ihr hattet bei der "Persona Non Grata" drei Gastmusiker dabei - B. Deutung, Amsel von Nydeggen und Maite Itoiz. Ist in der Mittelalterszene das Gastmusizieren viel stärker verbreitet als in anderen Genres? Ist die Szene selbst überschaubarer?
Schelmish: Bis auf Amsel von Nydeggen hat keiner der Gastmusiker direkt was mit der Mittelalterszene zu tun. Maite und B. Deutung sind in anderen Musikstilen unterwegs. Somit war die Zusammenarbeit mit den Gastmusikern eine große Bereicherung. Das wird durchaus auch bei Musikproduktionen anderer Genres eingesetzt. Die Mittelalterszene ist in Bezug auf gute Musiker durchaus sehr überschaubar, allerdings war dies nicht der Grund, diese Gastmusiker auf unserem Album spielen zu lassen, denn das machen wir eigentlich auf jedem unserer Alben. Egal ob Rock oder Mittelalter. Der Grund ist einzig der, dass man ein Optimum an Musikalität für ein Stück herauskitzeln möchte.
RockTimes: "Von Räubern, Lumpen und anderen Schelmen" hieß Euer erstes Album. Wie groß ist die Angst vor den modernen Wegelagerern und Dieben (sprich Raubkopierern) bei Euch?
Schelmish: Wir sind natürlich auf jede verkaufte CD angewiesen. Leider können wir nicht mehr tun, als zu hoffen, dass es noch genügend Menschen gibt, denen es lieber ist, die CD mit Booklet vielleicht sogar mit Autogrammen zu Hause im Regal stehen zu haben, und sich immer wieder daran zu erfreuen. Das zeigt auch mehr Wertschätzung, als sich die CD kostenlos irgendwo im Netz runterzuladen. Es liegt so viel Zeit, Liebe und Mühe in einer CD, und da sprechen wir hier für jede Band, die schon einmal eine CD produziert hat.
RockTimes: Im Mittelalter waren ja neben Spielleuten, Vogelfreien und Adligen auch jede Menge Zauberer und Feen unterwegs. Würde jetzt eine Fee bei Schelmish im Proberaum erscheinen, was wären Eure drei Wünsche?
Schelmish: Der erste Wunsch wäre, dass sie uns ein Beamgerät gibt oder wir nur in die Finger schnippen müssen, um zu den Auftritten zu gelangen, da die langen Fahrten teilweise wirklich anstrengend sind.
Der zweite wäre, dass wir alle gesund bleiben, um noch lange die Bühnen unsicher zu machen.
Der dritte wäre, dass sie uns noch unendlich viele Wünsche mehr gewährt.
Damit hätten wir sie ganz schelmenhaft ausgetrickst ;-)
RockTimes: Wir ziehen den Hut und bedanken uns für Eure Antworten.
Schelmish: Auch wir ziehen den Hut und danken für das Interview.
Wir danken Gisela Schmitz von Spider Rock Promotion, die uns das Gespräch mit Schelmish ermöglicht hat.
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