Schluff Jull / 10.12.2011, Tach! Die Kneipe
Nettetal-Kaldenkirchen
Tach! Die Kneipe Schluff Jull
Tach! Die Kneipe, Nettetal-Kaldenkirchen
10. Dezember 2011
Stil: Jam Rock
Konzertbericht


Artikel vom 15.12.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Schluff JullAch, es ist immer wieder schön im Tach! Die Kneipe zu sein. Die freundliche, prompte Bedienung sorgte stets zum richtigen Zeitpunkt für Flüssigkeitsnachschub und an der Gestaltung sowie Dekoration der Wirtschaft konnte man sich nicht sattsehen. Einige weihnachtlich geschmückte Sachen waren echt zum Abrollen. Für das jährliche Schluff Jull-Konzert war alles bestens vorbereitet worden. Am Tag des Gigs gab es in Deutschland als astronomisches Highlight eine totale Mondfinsternis zu bewundern. Bis zur nächsten kompletten Verdunkelung des Erdtrabanten wird man bis September 2015 gedulden müssen. Ganz unabhängig von diesem Ereignis war auf dem Planeten 'Es-One-Zero-Jot-One-Two' jede Menge los und es was sonnenklar, dass dort von Verdunkelung keine Rede sein konnte.
Schluff JullAuf dem Himmelskörper war Party angesagt. Die niederrheinische Southern-/Jam-Band brachte mit ihrem zweieinviertelstündigen Gig die zahlreich erschienen Zuschauer wieder einmal ins Schwärmen und zum Tanzen. Da war nicht nur Bewegung auf der Bühne zu beobachten. Die Chemie zwischen Publikum sowie Band stimmte von Beginn an und die Setlist war voll von Highlights.
Schluff JullZum Start des Auftritts pendelte die neunköpfige Band beeindruckend und überzeugend zwischen Blues, Country und Funk, natürlich alles mit einem deftigen Southern Rock-Touch. Die Brass-Fraktion sorgte einerseits für mächtig viel Druck und andererseits hatte man extrem füllige Klang-Teppich-Knüpfereien auf Lager. Auf dem fiktiven 'Es-One-Zero-Jot-One-Two'-Planeten herrschte beste Stimmung und dort gab es auch eine bemerkenswerte 'Quelle'. Sphärische Tastenklänge waren der einleitende Weg zu "The Well". Herrlich klar floss das Rock-Wasser und dann wurde immer schneller. Die Holz- sowie Blechbläser Jürgen Liebert, Georg Rikken und Horst Schulz sorgten mit ihren fetzigen Klängen für entsprechenden Wellengang. Noch Fragen? Ja... wann würde die gigantische Jam-Attacke "On The Edge" folgen.
Schluff JullVorher präsentierte sich Schluff Jull mit "Signs Of Live" allerdings noch im balladesken Outfit. Herrlich, wie Thomas Holtschoppen für flächendeckende Sounds sorgte und das Bläser-Trio servierte sehr angenehm-wärmende Beilagen. Das Konzert war natürlich auch ein Festival der Gitarren. Die Ideen-Kiste von Olaf Kalemba sowie Heinz Wiskozil war prall gefüllt und ob in individuellen Soli oder bei gemeinsamen Aktionen im Twin-Sound hatte das Publikum stets die Hände für verdienten Szenenapplaus in Bereitschaft.
Schluff JullBei "If I Could" gab es Bläser-Alarm auf die sanfte Art und Holtschoppen spielte seine fantasievollen Riffs im wahrsten Sinne des Wortes aus der imponierenden Bergwelt von 'Es-One-Zero-Jot-One-Two'. Dann war es soweit: "On The Edge" war am Start. Michael Becker garnierte mit seinen unzähligen Percussion-Instrumenten Kalembas Gitarren-Intro und was Rikken in seinem vom Jazz geprägten Waldhorn-Solo zauberte, erzeugte gleich mehrere Wellen von Gänsehäuten. Dann ließ sich der große Mann aus der Höhe des Tach! nicht lumpen und schlug auf den schwarzen und weißen Tasten den gleichen Genre-Pfad ein. Himmlisch!
Schluff JullMit seinem virtuos-furiosen Solo schraubte Alt-Saxofonist Jürgen Liebert die Begeisterung immer weiter nach oben und dann war abermals die Gitarren-Abteilung am Drücker. Das war eine gefühlte viertel Stunde feinste Jam-Kost. Ganz tief in die Platten-Kiste griffen die Julls mit "Ghostdance", einem Stück von der 1996 erschienenen Scheibe Heartlines. Nach Wiskozils Gitarrenfahrt drückte die Combo auf das Gaspedal, es ging ab auf den Highway und dann zur Pinkel-Pause auf einen Parkplatz.
Schluff JullAngenehm warm war es ja schon, aber mit "Florida" ging in der Dunkelheit plötzlich eine musikalische Sonne auf und erfreute die Gemüter mit wunderschönen Keyboard-Kaskaden. In "Present For A Day" war mächtig viel Rock angesagt und die Rhythmus-Abteilung mit Michael Becker, Karl-Heinz Bockholt (Schlagzeug) sowie Bassist Detlef Jacobs hatte in einem gemeinsamen Intermezzo das Song-Heft fest in der Hand. Holtschoppen trimmte seine Keyboards auf Siebzigerjahre und ließ die Psychedelic hochleben. Ungefiltert schwappte die Freude auf das Publikum. Jacobs zupfte über die gesamte Spielzeit hinweg einen ungemein melodischen Tieftöner.
Schluff Jull"Hollow" war von einem Saxofon-Solo geprägt und wurde mit tollen Rhythmuswechseln versehen. Auf 'Es-One-Zero-Jot-One-Two' gab es auch so etwas wie die Karibik. Dort hört man zu einem leckeren Kokos-Getränk "Lovelight". Der 12-Takter diente quasi als Buchstütze für das Konzert. "Left Bank Blues" mit honky Piano, verzerrt klingenden Gitarren und Beckers hochklassigem Cajón-Solo war ein weiterer Höhepunkt des Gigs.
Neil Youngs Statement "Rockin' In A Free World" ist auch auf dem Schluff Jull-Planeten Programm und wurde klasse interpretiert. Wann hört man schon diesen Klassiker aus dem Rock mit Gebläse-Auslage?
Die Gruppe mit ihrem zehnten Bandmitglied Michael Arndt am Mischpult hatte bei einem tollen Sound wieder einmal ganz stark aufgetrumpft und begeistert. Ein Schluff Jull-Konzert ist ein Garant für beste Unterhaltung aus der Abteilung Southern-/Jam-Rock. Da kann man einfach nur den Hut ziehen. Bis zum nächsten Mal, bei einem Schluff Jull-Auftritt ...
Wir bedanken uns bei Olaf Kalemba für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Schluff Jull Olaf Kalemba (guitar, lead vocals)
Heinz Wiskozil (guitar, backing vocals)
Thomas Holtschoppen (keyboards, harmonica, backing vocals)
Georg Rikken (trumpet, flugelhorn)
Horst Schulz (alt saxophone, backing vocals)
Jürgen Liebert (tenor saxophone)
Detlef Jacobs (bass)
Karl-Heinz Bockholt (drums)
Michael Becker (percussion)
Michael Arndt (sound)
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