The Sea sind fleißig. Seit der Veröffentlichung ihres Debütalbums "Get It Back" im Jahr 2009 hat die Band (?) um das Brüderpaar Peter und Alex D'Chisholme bereits sechs lange Touren gespielt und war auch schon auf den ganz großen Festivals (Glastonbury, Reeperbahn Festival etc.) vertreten. Ob es sich bei dieser englischen Formation um eine richtige Band handelt, wage ich aber mal zu bezweifeln, da neben den Brüdern weder auf dem Promo-Zettel noch auf dem einseitigen Coverblatt der mir vorliegenden Ausgabe auch nur irgendeine Info über weitere Musiker aufgeführt ist.
Nun denn, wenn es dem Label oder wem auch immer nicht weiter wichtig ist, nähere Informationen zu übermitteln, dann ist dies scheinbar auch nicht von Bedeutung. Kommen wir also gleich zur Musik. Das angebotene Material stellt qualitativ guten, britischen Independent Rock/Pop dar, der mit eingängigen Songs und einer gewissen Nähe zu U2 gefallen kann. Dies bezieht sich vor allem auf den gesanglichen Vortrag und dessen Melodien, wie gleich beim Opener "New York" deutlich wird. Nicht zugegen ist allerdings der Schrammel-Rhythmus (nicht negativ gemeint) bzw. die Anschlagtechnik von The Edges rechter Hand.
Ein ganz anderes Kaliber ist dann allerdings "Rooftops Of London", ein atmosphärischer wie melancholischer Midtempo-Stampfer, der im Refrain dann in Richtung 'wütend' ausschlägt. Gute Nummer! Das kurze, sentimentale "Cry" bringt mit einer einsamen Akustischen und dem Gesang Abwechslung bezüglich der Instrumentierung der Stücke. Das genaue Gegenstück dazu ist der Rocker "Shake Shake", der einmal mehr die Erinnerung an U2, aber gesanglich dann auch an Phil May ( The Pretty Things) aufkommen lässt. Aber auch hier gilt: Musikalisch hört sich der Song original an.
Richtig klasse kommt "Need Breathe Dream" mit einem rockenden Piano daher, während im Verlauf immer wieder mit den Tempi gespielt wird. Der großartige Ian Hunter lässt grüßen! Wenn ich "Where's The Love", ohne es zu kennen, im Radio gehört hätte, hätte ich wohl ohne einen Anflug von Zweifel auf Bono als Sänger getippt. Klar hört sich einer der beiden D'Chisholmes (wer immer von den beiden es auch sein mag) stimmlich schon anders an, dennoch scheinen die beiden Engländer große Fans der irischen Superstars zu sein. Nichtsdestotrotz geht der Track als ein Guter durch und hat das Potenzial, nonstop über den Äther zu laufen.
"Silly Love Song" kommt flott mit einmal mehr sehr eingängigem Gesang, während "Listen Darling" tempomäßig wieder wesentlich variantenreicher arrangiert wurde. Das ist schon alles klasse gemacht und dazu ausgefuchst produziert. Einer meiner Favoriten ist der Rocker "Panic On The Streets Of Dalston", der aber vor allem durch die Vocals eine gewisse Pop-Verbundenheit nie verliert. Verabschiedet werden wir schließlich mit "Emily's Waltz", der ein ebensolcher, ganz gefühlvoller ist. Vielleicht nicht unbedingt großartig, aber dennoch ein guter Abschluss dieser Scheibe.
Was insgesamt zu kritisieren ist, bzw. der Band für die Zukunft zu wünschen wäre, ist, dass die bei manchen Songs doch allzu deutlich durchscheinenden Inspirationen auf den nächsten Alben nicht mehr ganz so offensichtlich sein werden. Dass Peter und Alex D'Chisholme es auch anders können, beweisen sie auf "Rooftops" mehrfach. Dennoch geht der Silberling als gute Scheibe mit einprägsamen Melodien, guten Songs, gekonnten Arrangements und auch der so nötigen Portion an ausgedrücktem Feeling durch. Ein paar Gigs haben die Briten bereits im August in Deutschland gespielt, bevor sie dann im Oktober wieder zurückkommen. Riskiert mal ein Ohr!
Line-up:
Peter D'Chisholme (vocals, instruments)
Alex D'Chisholme (vocals, instruments)
Tracklist |
01:New York
02:Where's The Love
03:Silly Love Song
04:Rooftops Of London
05:Need Breathe Dream
06:Panic On The Streets Of Dalston
07:Cry
08:Listen Darling
09:Shake Shake
10:Emily's Waltz
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