Geht es euch in letzter Zeit auch so wie mir??? Wenn ich Umschreibungen wie Retro-, Proto-, oder neuerdings Vintage-Irgendwas höre, könnte ich zweifellos mehr kotzen, als ich saufen kann. Zugegeben, alles braucht irgendwie einen Namen und manches passt ja auch, aber diese ganzen Formulierungen für Musik, die sich anhört als ob irgendein Mucker (oft skandinavischer Herkunft) mal wieder den Plattenschrank seiner Eltern durchforstet und dabei Bands aus den 70ern entdeckt hat, gehen mir schlicht auf die Nüsse.
Und um es gleich vorneweg zu sagen, diese Scheibe ist einfach nur Doom! Gezockt von Überzeugungstätern, die unter Doom noch das verstehen, was es sein soll. Nicht von irgendwelchen Schnullis auf Gewalt getrimmter Sound, der auf Biegen und Brechen auf die 70er schielt, sondern ehrlich gemachter Doom, der oftmals mit Rock und der NWoBHM kokettiert.
Gut, auch diese Burschen kommen nicht ohne die mächtigen Black Sabbath aus, diese sind ja immerhin die Urväter dieses schleichenden Ungetümes namens Heavy Metal. Aber es wird nicht versucht, nach einer bestimmten Band zu klingen. Und das ist, was "Earthmother" erfrischend und speziell macht.
Die ganze Chose klingt ehrlich, dreckig und echt! Da wird jeder, der auf traditionellen Doom steht mit Sicherheit sofort diese Scheibe in sein finsteres Herz schließen. Alle anderen, die noch nicht so viel mit dieser Unterart des Heavy Metals ihre Erfahrungen gemacht haben (wenn dem so ist sollte schleunigst Abhilfe geschaffen werden) sei gesagt, dass Hektik und Frickelei im Doom totale Fehlanzeige sind. Hier wird Musik noch richtig zelebriert.
Gut, das Tempo ist für doomige Verhältnisse manchmal schon recht hoch, Geschwindigkeitsrekorde werden dennoch nicht gebrochen.
Was mich am Meisten auf der vierten Scheibe der Würzburger beindruckt, ist der richtig fette Sound (besonders die Gitarren knallen schön derbe) und der Gesang. Dieser klingt erfrischend anders als es oft bei anderen Bands dieses Genres ist. Es wird nicht versucht, einen auf Ozzy zu machen. Phil Swanson (unter anderem Hour Of 13) hat eine kräftige, wenn auch klagende (nicht weinerliche) Stimme, die sich exzellent zur Musik einfügt. Das Anklagende in seinem Timbre trägt auch gleichzeitig zum großen Wiedererkennungswert der Stücke bei.
Diese deutsch-amerikanische Verbindung schafft auf ihrem neuem Album, einen über die gesamte Plattenlänge vortrefflich zu unterhalten und hat zum Schluss auch noch eine Coverversion mit an Bord, nämlich "Music". Ein etwas schwächerer Track der mächtigen Witchfinder General.
Allerdings brauchen sich Seamount keineswegs hinter großen Namen verstecken. Denn dieser Silberling birgt mit seinen Eigenkompositionen genug Killer!!!
Wer schon die Vorgänger der Truppe kennt, kann blind zuschlagen. Wer richtig guten Doom, der ordentlich Eier hat, sein Eigen nennen möchte, nennen möchte, sollte sich sofort ALLE Scheiben dieser geilen Band zulegen! Somit kommt mal wieder eine weitere Spitzenscheibe aus deutschen Landen!
Anspieltipps??? Eigentlich alles, aber das Titellied und "The Fool" sollten für Neueinsteiger als Referenz gelten.
Beide Daumen hoch!!!!
Line-up:
Philip Swanson (Gesang)
Tim Schmidt (Gitarre)
Markus Ströhlein (Bass)
Jens Hofmann (Schlagzeug)
Tracklist |
01:Surrender
02:The Fool
03:Echoes
04:Just For Fantasy
05:Earthmother
06:Aphrodites Child
07:Isolation
08:Do It Again
09:Everything Divine
10.Music |
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