Sear Bliss / Forsaken Symphony
Forsaken Symphony Spielzeit: 63:22
Medium: CD
Label: Vic Records, 2002/2009
Stil: Black Metal

Review vom 04.05.2009


Jens Groh
Vic Records veröffentlichen nun nach und nach den ganzen Backkatalog der Ungarn. Nachdem man bei Glory And Perdition anfing, arbeitet man sich nun rückwärtig in die Vergangenheit der Black-Metaller.
Da die Veröffentlichungen der Ungarn in letzter Zeit recht schwer zu bekommen waren, macht das ganze auch Sinn. Das vorliegende "Forsaken Symphony" wurde darüber hinaus mit einem Bonus-Video ausgestattet und von Tausendsassa Dan Swanö neu gemastert.
Album Numero vier ist das längste der ganzen Bandgeschichte - waren alle anderen Platten meist um die fünfundvierzig Minuten, schlägt dieses mit über einer Stunde zu Buche, ist dafür allerdings auch ein wenig sperriger.
Und dieser vierundzwanzigste Teil des Tages wird mit einem stimmungsvollen, ruhigen Keyboardteppich eingeleitet, der verdeutlicht, dass Tasteninstrumente im Black Metal auch vernünftig eingesetzt werden können; denn wenn Sear Bliss uns eins zeigen, dann, dass Instrumente wie Keyboard, Tuba oder Posaune, die mal wieder zum Einsatz kommen, nicht nur schmückendes Beiwerk sind, oder mit Gewalt in die Songstrukturen eingebaut werden (leider zu oft bei irgendwelchen Pagan-Bands), sondern zum epischen, majestätischen Black Metal so hervorragend passen, wie man es nur selten zu Gehör bekommt.
Zum Glück verfallen die Ost-Europäer nicht in den totalen Bombast, was ja mit solch einer Instrumentierung völlig denkbar wäre, sondern konzentrieren sich darauf, das zu machen, was man von ihnen gewohnt war: Nämlich epischen Black Metal, wie ihn schon die Norweger Emperor einst spielten - erhaben, vielleicht, elitär, das mag schon sein, aber nichts anderes will der Black Metal von Sear Bliss sein.
Denn die Musik, die uns András Nagy hier kredenzt, dient vor allem als Vehikel für seine Texte, die sich unter anderem mit dem Leben und Sterben an sich und mit dem Verbunden-Sein mit dem Kosmos befassen. Das Ganze wird oft in Metaphern gekleidet, die vom Schlachtfeld des Lebens künden, in denen der Protagonist auf der Suche nach seinem höheren Selbst ist.
Die Musik ist das passende Ambivalent dazu, denn trotz Raserei - ab und zu von getragenen Momenten unterbrochen - und flirrenden Gitarren, hat man oft das Gefühl, hier einen Soundtrack zu hören, der von der Bedeutung des Lebens und dessen menschlichen Seelenqualen berichten möchte.
Sear Bliss pfeifen auf jegliches Dogma, das engstirnige Black Metal-Szenewächter aufgestellt haben und zeigen, dass diese Art von Metal sich nicht in irgendeiner Form unterwerfen muss. Sprich, nicht mies produziert sein muss, obwohl das auch geil sein kann. Oder nur in einer Auflage von zwei Exemplaren erhältlich, von denen dann der 'Künstler' eins selbst behält. Also nix mit Satan und Deibel, möglichst plakativ, wie so manche andere Black Metal-Band, sondern hier versteckt sich der Teufel im Detail.
Die Ungarn belohnen den geduldigen Zuhörer mit nichts weniger als einem Paradebeispiel, wie epischer Bombast Black Metal im neuen Jahrtausend zu klingen hat. Abgerundet wird das ganze Paket dann auch noch von einem sehr stimmungsvollen Cover und einem schönen Booklet, das sämtliche Texte enthält und zusätzlich mit weiteren Bildern punkten kann.

Somit kann ich nur wieder raten, sich dieses schwarze Juwel finsterer Tonkunst ins Regal zu stellen, insofern nicht schon das Original im heimischen Orkus zu finden ist.

Emperor sind tot! Lang leben Sear Bliss!!!!!
Line-up:
András Nagy (bass, vocals, keyboard)
István Neubrandt (guitars)
Péter Kovács (guitars)
Zoltán Schönberger (drums)
Zoltán Pál (trombone)
Olivér Ziskó(synth)
Tracklist
01:Last Stand
02:My Journey To The Stars
03:She Will Return
04:The Vanishing
05:The Forsaken
06:When Death Comes
07:Eternal Battlefields
08:Enthralling Mystery
09:The Hour Of Burning
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