Seelensprache / The River
The River Spielzeit: 34:50
Medium: CD
Label: Rockwerk Records, 2010
Stil: Rock

Review vom 09.12.2010


Tom H. Machoy
Vor zwei Jahren trat Matthias 'Matze' Kugler mit seinem Debütalbum Seelensprache an die Öffentlichkeit. Und diese CD blieb auch von RockTimes nicht unbemerkt. Norbert berichtete ausführlich über diese doch recht kurze CD. Jetzt gibt es ein Nachfolgewerk, dem Matthias Kugler den Namen "The River" gegeben hat, das, so sei es gleich bemerkt, auch zeitlich wieder äußerst kurz gehalten wurde. Acht Titel in knappen 35 Minuten - nun ja, erinnert ja schon fast an Punkgeschwindigkeit.
Und dabei propagiert Seelensprache für das Hören seiner neuen CD doch das leicht abgewandelte RockTimes-Motto: »…nimm dir die Zeit und Ruhe dazu…«, denn es ist gute Musik. Oder auf seiner Homepage: »…meine Musik soll eine Klangreise sein…« - Fazit: Spielzeit und meine Zeit, die ich für das 'Runterkommen' brauche, gehen hierbei erheblich auseinander. Das ist die einzige, wirkliche Kritik (die immer wieder kehrt), allerdings aber zum zweiten Mal bei zwei CDs.
Ich tauche nach einem - vielen Dank dafür - angestressten Tag in die Klangwelten, die Seelensprache(n) ein: eigentlich ja der Idealfall; und werde so in Frankfurts Nachtleben entführt. Ein durchgezogener Schlagrhythmus, der vom Gitarrenspiel dominiert wird, mal wabernd, mal fordernd, lässt mich vier Minuten glauben, dass ich unterwegs bin. Erinnert werde ich in manchen Passagen an Knopflers Spiel in "Private Investigation" vom "Love Over Gold"-Album. Wie gesagt, vier Minuten und ich denke, da kommt noch was - richtig: "Deep Blue Sea", das ein wenig wie Titel eins anfängt. Ja, das Stück beruhigt schon etwas mehr, lässt ein wenig Alltag hinter mir. Zurückgelehnt sehe ich die "Deep Blue Sea", die mir ein paar zu derbe Schlagelemente bringt, vom Grunde her aber entspannend wirkt, bis auch diese Reise schon nach knappen vier Minuten vorbei ist.
Dafür tauche ich fast grenzenlos ins "Paradies" ein, akustisch und ohne Tamtam. So schnell kann ich gar nicht umschalten, wie sich die Orte ändern. Paradiesische Klänge, die den Klangraum füllen, sanft und unermüdlich - sehr schönes Stück, das sich da aus den Boxen hervorhebt, so könnte es sich weiterentwickeln und emporschweben, 30 Minuten lang und länger, völlig abdriften in Klangteppiche, hinauf in Sphären, die man nur mit Musik erreicht. Jedoch kommt es hier zum Coitus Interruptus der musikalischen Art und statt auszuchillen bin ich nach diesem Ende hellwach. Maschine kaputt? Nö, Titel ist zu Ende, ach so! und da schleicht sich so diese Angst ein, nach vier Minuten auf den Zähler zu schauen um nicht all zu sehr zu erschrecken, großes Schade.
Stilistisch geht es irgendwie ganz anders weiter. Zunächst mit Klangelementen, die sich langsam zu einer Melodie formen, zu einer angenehmen Melodie, die auch etwas dieser Mark Knopfler-Filmmusiken hat. Schön anzuhören. Und dann gibt es die magische Zahl vier, die das schnelle Ende herbeiführt. Mit "Fly" versuche auch ich abzuheben (musikalisch). Die äußerst angenehme Melodie, vom Schlagwerk und Bass unterlegt, lässt das bei mir auch kurzzeitig gelingen, zumal das ganz stille Ende auch das Hörgefühl des Davongeflogenseins gut in Szene setzt. Keine Äußerung zur Titellänge meinerseits.
Mit "Angels Tear" gelingt es Matthias Kugler abermals, eine Hommage an Herrn Knopfler zu schaffen. Ein sehr schönes Stück, brillant gespielt, auch nachvollziehbar, weil so schön und trotzdem viel zu kurz. Der Gitarrenanfangsakkord des Stücks "Nachtschatten" nährt sich von den Traveling Wilburys ("End Of The Line"), geht es mir durch den Kopf - nachgehört: Stimmt hörbar, stört aber nicht. Das Stück entwickelt sich zu meinem Wohlgefallen, steigert sich, ist sehr facettenreich und sehr gut hörbar - ein sehr schönes Stück, das auch mehr Zeit verdient.
Zum schnellen Schluss wird es noch mal so richtig sphärisch, Tomita-oder Tangerine Dream-mäßig - Klangwelt mit Gesang und gekonntem Gitarrenspiel, hier auch endlich mal verspielt, abtreibend auf der Suche nach "Earthbound", toll und - Respekt - ganze sechs Minuten und einundvierzig Sekunden lang. Ein guter Anfang zum guten Schluss!
O.K. Schöne Musik, gekonnt gespielt, zu kurz um einen blöden Tag völlig zu vergessen; für den gesunden 30-Minuten-Mittagsschlaf der ideale Partner. Und: Nimm Dir mehr Zeit für die Herstellung dieser guten Musik.
Line-up:
Matthias Kugler (all instruments, but not the choir on # 6 and bass on # 5, 8)
Tracklist
01:Frankfurt bei Nacht
02:Deep Blue Sea
03:Paradies
04:The Boats
05:Fly
06:Angels Tear
07:Nachtschatten
08:Earthbound
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