The Seer / Heading For The Sun
Heading For The Sun Spielzeit: 51:29
Medium: CD
Label: Fame Artist Recordings, 2010
Stil: Pop Rock

Review vom 04.06.2010


Markus Kerren
Mittlerweile schon als eine Institution der deutschen Rockmusik anzusehen ist die Augsburger Band The Seer, die bereits auf 20 Jahre ihres Bestehens und nunmehr stolze elf Alben zurückschauen kann. Respekt an die Schwaben, denn diese Tatsache allein verweist schon mal auf Können, Durchsetzungskraft und auch viel Durchhaltevermögen. Bereits im April erschien der neueste Streich "Heading For The Sun", den wir uns hier mal genauer zur Brust nehmen wollen. In der Vergangenheit wurden die Süddeutschen oft mit Bands wie den Hooters und vor allem auch Runrig oder
Big Country verglichen. Und mit solchen Vergleichen ist es ja immer so eine Sache: Zunächst freut man sich und ist auch etwas mit Stolz erfüllt, genauso arbeitet wohl jede Band immer darauf zu, ihren ganz eigenen Stil zu kreieren. Wie sieht es nun mit "Heading For The Sun" aus?
Mit "What We Are" empfängt uns direkt mal ein kräftiger Rocker, der ohne Schnörkel den Weg zu seinem eingängigen Refrain findet. Ein sehr druckvoller Sound wurde dem Quintett da hingezaubert und J. N. Möller (Bass) sowie Michael Nigg am Schlagzeug machen so richtig schön Druck und weben somit den Teppich, auf dem sich Shook mit seinen Gesangslinien austoben kann. "Where Do We Go" ist ebenfalls Pop Rock der besten Sorte, da sich auch hier der Sound, die Performance sowie das Songwriting auf überdurchschnittlichem Niveau befinden. Super kommen hier auch die pipes (des Gastmusikers Wolfgang Stock) die dem Track einen keltischen Anstrich verleihen, jedoch zu keinem Zeitpunkt von der rockigen Orientierung ablenken.
Erwartungsgemäß wird es danach mit "Fallen Leaves" etwas ruhiger, sprich es wird einen Gang runtergeschaltet. Dennoch ist auch diese Nummer sehr eingängig und ich könnte mir gut vorstellen, dass die Band damit im Radio so richtig was reißen kann. Was unter anderen beeindruckt, ist, dass die Band heutzutage den internationalen Vergleich überhaupt nicht mehr zu scheuen braucht. Das klingt alles sehr international und auch dem Gesang hört man keinen deutschen Akzent an. Durch die nach wie vor vorhandenen folkigen und keltischen Einflüsse im Sound denkt man natürlich schon noch ein bisschen an die weiter oben genannten Referenzbands, aber die Augsburger haben sich mittlerweile dennoch ihre ganz eigenes Flair erarbeitet.
Hoppla, im Refrain von "Raining" bekommen wir dann aber doch eine ganz gehörige Breitseite Achtziger-Feeling präsentiert. Grundsätzlich kein Problem, da in diesem Jahrzehnt ja auch die Wurzeln der Band liegen. Wäre da nicht diese Gesangslinie, die mich unmittelbar an eine Band wie A-ha erinnert. Aber okay, klasse gemacht ist das trotzdem. Gar nichts anfangen kann ich persönlich mit "Wasted", der einzige Titel dieser Scheibe, der mit einem etwas einfallslosen Refrain daherkommt und dessen sampleartiger Keyboardrhythmus auch nicht wirklich das Gelbe vom Ei ist. Dafür kann dann "Dive Into The Blue Sky" wieder auf ganzer Länge überzeugen.
Eine wunderschöne Ballade ist der Rausschmeißer "Rain Down On Me", der cool mit Akustik-Gitarre und klasse Gesangsmelodien beginnt, zu denen sich ein Akkordeon und die uilleann pipes gesellen, und der nach zirka 200 Sekunden leider viel zu schnell schon wieder zu Ende ist. Irgendwo dazwischen reihen sich Stücke wie "Eyes Gone Blind" (starker Gesang), "The Enemy" (ganz nette Gitarren-Licks), "The Borderline" (mit erneut zielsicherem Refrain und einer guten Gitarre) oder "Wishful Thinking" (schön geradeaus und hitverdächtig) ein, wobei das Letztgenannte mit zu den besten Songs des Albums gehört.
Als Fazit kann man ohne Wenn und Aber festhalten, dass The Seer mit "Heading For The Sky" ein weiteres starkes Pop Rock-Album gelungen ist. Sicher dürfte sein, dass all denjenigen, die die Band bisher gemocht haben, auch bei dieser Scheibe voll auf ihre Kosten kommen dürften. The Seer liefern Pop Rock auf höchstem Niveau und wenn sie dieses halten können, dann ist noch lange kein Ende in Sicht. Und bei einer Scheibe wie der vorliegenden braucht einem da auch nicht Bange werden. Meine Daumen gehen jedenfalls (mit kleinen Einschränkungen) eindeutig nach oben.
Line-up
Shook (electric & acoustic guitars, lead vocals)
Peter Seipt (keyboards, accordion, background vocals)
Jo Corda (mandolin, bouzouki, lap steel, electric sitar)
J. N. Möller (bass)
Michael Nigg (drums)

Mit:
Chris Wolff (additional keyboards, background vocals, sounds)
Wolfgang Stock (low & tin whistles - #7,12, Deger & uilleann pipes - #9,12)
Alfons Wolff (accordion - #12)
Tracklist
01:What We Are
02:Where Do We Go
03:Fallen Leaves
04:Wishful Thinking
05:Raining
06:Eyes Gone Blind
07:Setting Sails
08:The Enemy
09:The Borderline
10:Wasted
11:Dive Into The Blue Sky
12:Rain Down On Me
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