Die Niederlande sind angesagt, wenn es um SemiStereo geht.
Die vier Musiker hatten vor dieser Band andere Arbeitsplätze. Die lauten Innocent Greed, SaltyCheek, T-Nailed, A Day's Work, Frappant und Tree Funk Concept.
Mit ihrer vehement laut vorgetragenen Musik macht der Vierer aus dem Norden Hollands die Pferde, ähm, Kühe auf der Weide scheu. Die wenden sich allerdings nicht ab, sondern steppen den Rock'n'Roll des Quartetts. Wobei man ihren Rock nicht als Schonkost bezeichnen kann. Bewusst setzt man auf extrem, und das bezieht sich nicht alleine auf die Lautstärke.
Wie die ruhige Nordsee plätschert der Beginn der ersten Tracks dahin.
Kaum wahrnehmbare Wellen werden von den Gitarren erzeugt. Echt mutig, die EP so anzufangen, denn bei den zu lesenden Informationen über SemiStereo auf ihrer Homepage sollte es in "Welcome, You Knight" ganz anders zugehen.
Der Drummer Marcel van de Graaf bietet zunächst fein vertrackte Rhythmik an.
Dazu spielen die beiden Gitarristen Martijn Weyburg als auch Frank Weijers sphärische Töne. Dann bröckelt allerdings die Schminke des Openers "Pedestal" ab und er zeigt sein wahres Gesicht.
SemiStereo interessieren die Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den niederländischen Straßen einen feuchten Kehricht und gibt gehaltvoll Gas. Irgendjemand hat sie wohl auf einen Blitzer aufmerksam gemacht und die Vier finden zum Anfangstempo zurück. Die Ansätze von extrem gespielten Gitarren kündigen sich schon in den ersten fast sieben Minuten an und die Band geht im folgenden "# 13" noch weitere Schritt nach vorne. Die beiden 'W' in der Band plattieren die Hofeinfahrt des Tracks mit alternativen Riffs und bewusst setzt die Combo in ihren im Team geschriebenen Songs auf einen gewissen Anteil an Schrägheit bei der praktischen Ausführung.
Bei aller Härte finden die Niederländer oft genug, auch innerhalb der Nummern, in ruhigeren Phasen Gefallen. Diese Dynamik ist ansprechend.
Die Sehne des Bogens wird angespannt und gut beansprucht, allerdings übertreiben es die Musiker auch nicht mit dem Metall gießen. Man findet stets zum richtigen Zeitpunkt die berühmte Kurve...
Selbst für das Booklet von "Welcome, You Knight" geht man den etwas anderen Weg.
Es gibt kein Heftchen im herkömmlichen Sinn, sondern eine siebenseitige Loseblattsammlung. Hochglanzpapiere mit unterschiedlichen, schick gestalteten Bildchen für jeden Track. Die Rückseiten sind identisch und eignen sich für die Insiderfans als Vokabelkarten.
Wenn beim Bassisten Ron Broekhuizen steht, dass er für die 'Beats' zuständig ist, dann kommt diese Sache sehr ohrenfällig in "An Apology" zum Tragen.
Eine echte Ballade findet der Hörer bei den sechs Tracks nicht. Besinnliches wurde in die Nummern eingebaut. Versatzstücke, die der harten Gangart Paroli bieten.
Ein Markenzeichen von SemiStereo kristallisiert sich schon bei den vorliegenden Kompositionen heraus: Bis auf zwei Lieder starten alle aus einer ruhigen Atmosphäre heraus. Erst danach wird es richtig quirlig. Die Stücke haben eine sehr ordentliche Länge, sodass diese EP auf eine gute Spielzeit kommt. Das reicht bei anderen Gruppen für ein ganzes Album.
Wer es musikalisch gerne hart und mit etwas schrägen Tönen garniert mag, sollte sich SemiStereo unbedingt zulegen. Die Vier aus dem Norden Hollands sind stark und haben ganz nebenbei eine vorbeugende Wirkung. Wer die Blättchen nicht im Griff hat, muss sich bücken, denn selbst SemiStereo kann die Gravitation nicht außer Kraft setzen.
Line-up:
Martijn Weyburg (guitars, vocals)
Frank Weijers (guitars)
Ron Broekhuizen (bass & beats)
Marcel van de Graaf (drums)
Tracklist |
01:Pedestal (6:54)
02:# 13 (5:21)
03:Bare (7:05)
04:Bears & Potatoes (6:22)
05:An Apology (5:51)
06:Euts (8:56)
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