Im Jahr 2003 gegründet, veröffentlichte die peruanische Combo zwölf Monate später ihre erste EP mit dem Titel "Long Play".
Dienten die nächsten vier Jahre als schöpferische Pause, um nun mit "Nothing To Say" die Anhänger des Psychedelic-/Space Rocks zu erfreuen?
Das Quartett Serpentina Satélite, ergänzt durch Flavio Castillejos, der für Vocals und Texte zuständig ist, zelebriert eine fesselnde Musik zwischen sehr ruhigen und heftigen Phasen und die gesamten 48 Minuten sind in einem ständigen Fluss. Die gesungenen Passagen halten sich in Grenzen, sind durch beigefügten Hall relativ schwer verständlich und eher als ein weiteres Instrument zu bewerten.
Klar im Vordergrund stehen die kosmischen Gitarren von Dolmo und Renato Gómez, der wohl auch für die nach Keyboard klingenden Sounds zuständig ist.
Die Platte ist ein Rundumschlag von allem, was dieses Genre hergibt und auch noch verdammt gut in Szene gesetzt. Der analoge Klang ist ein weiteres sehr positives Element der ausgedehnten Serpentina Satélites-Reise.
Galaktische modulierte Gitarren unterfüttern freakig gespielte 6-Saiter. Bevor die Bass-Töne aus den Speakern kommen, hat man sie durch einige Effektgeräte gejagt. Das Schlagzeug steht da nicht hinten an und die musikalischen Astronauten haben ausreichend Ideen in der Hinterhand, um den Hörer mit harten, auch mal verqueren Dingen den Kopf zu verdrehen.
Beim kürzesten Stück der Platte verzichtet man nicht darauf, im Hawkwind-Traumschiff, ähm, Raumschiff Platz zu nehmen.
Eine clean gespielte Gitarre verbietet sich selbstredend und die Band entwickelt sich zu einem echten Meister der Klang-Manipulationen.
Es flirrt, zirpt, echot und selbst die saubere Kanal-Trennung ist ein unerforschtes Stück Weltraum, zu dem die Serpentinas bisher noch nicht vorgedrungen sind. Sollte sie auch gar nicht, denn die Waberei darf keinen festen Platz haben. Hin und her muss es gehen. Was bei machen Bands eine Tempo-Verschärfung bedeutet, heißt im Serpentina-Vokabular verschärfte Speed beim Wechseln vom linken zum rechten Kanal und natürlich zurück.
Genau, die Ohrendusche wird jetzt auch intensiviert… Ab unter die Kopfhörer, nicht ohne sich von den weiteren Hausbewohnern zu verabschieden.
Wow, welch ein zusätzlicher Lustgewinn! Der "Nothing To Say"-Trip erklimmt eine andere Stufe im Bewusstsein. Nicht nur die Gitarren machen einen kirre, dieses Aldo Castillejos-Schlagzeug ist der Hammer!
"Nueva Ola": Hier ist alles auf Wanderschaft und es kommt zum Eintauchen in die Musik. Werbepause?
Nein, die fällt aus, denn im Titel-Song werden die Hörorgane von 12 Saiten befeuert.
Endstufen-belastendes Aufkreischen der einen Gitarre findet im Hinterkopf statt. Wahnsinn, die Musik hat schon längst jegliche Bodenhaftung verloren und wir begeben uns auf die Weltraum-Suche nach der verloren gegangen Werkzeug-Kiste.
Nach zeitlicher 'Kurzware' wenden wir uns doch Großformatigem zu: Einzig und alleine "Komune 1" macht fast die Hälfte der CD aus und ist ein, nein, das Paradestück an Space Rock der Marke Serpentina Satélite. Unglaublich, was sich hier abspielt. Die Gitarren bauen riesige Soundtürme auf. Der eine 6-Saiter pendelt zwischen saugutem Rock und der andere vergnügt sich in umwerfenden Klang-Eskapaden.
Es will einfach kein Ende nehmen. Erst nach knapp sechs Minuten ist das erste voluminöse Spektakel vorbei. Die Beatmungsmasken fallen aus der Kabinendecke und sorgen für Frischluft. Die Steuerraketen des Shuttle baut wieder Dynamik auf. Abermals haben wir die Grenze zwischen der Atmosphäre und Schwerelosigkeit durchbrochen. Wann findet das erste Konzert in einer Raumstation statt? Serpentina Satélite sind ein ganz heißer Kandidat für dieses Novum!
Es scheint kein Zurück mehr zu geben. Die Band kurbelt die Antriebsfeder immer straffer. Ein Entkommen ist ausgeschlossen. Wo ist der Ausgang?
Diese Ruhe nach den letzten Tönen der Platte ist unerträglich. Ich schieße mich abermals in die Klang-Fluten der CD und verschwinde wieder im Serpentinas-Kosmos.
"The Last Drop" und "Madripoor" sind natürlich auch klasse Stück und bei diesem Album stellt sich nicht die Frage nach den Songwriting-Credits. Beeindruckend improvisiert, so kommt die Musik rüber.
Das Cover-Bild passt auch sehr gut.
Psychedelic- beziehungsweise Space Rock scheint Konjunktur zu haben und kulturelle Frische in die Musik-Welt zu pusten...
Die peruanische Band ist ein Mosaik-Stein... und auch noch ein verdammt leuchtender dazu.
Mir bleibt nur noch zu sagen: "Nothing To Say"...
Line-up:
Dolmo (lead guitar, rhythm guitar)
Renato Gómez (rhythm guitar, lead guitar, vocals)
Félix Dextre (bass, vocals)
Aldo Castillejos (drums, percussion)
Flavio Castillejos (voices, poetry)
Tracklist |
01:Nueva Ola (9:04)
02:Nothing To Say (7:05)
03:The Last Drop (4:55)
04:Madripoor (3:38)
05:Kommune 1 (23:33)
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