Für alle, die das 2010er-Debütwerk "A Touch Of Heaven" verpasst haben, klatscht die Band gleich zu Beginn des Nachfolgers ihre musikalische Visitenkarte auf den Tisch. Und auf der steht: Serpentine, Wales: Melodic Rock im Stil der 80er und im Sound der 90er. Der Opener "Deep Down (There's A Price For Love)" macht gleich klar, dass nach den 54 Minuten von "Living And Dying In High Definition" keine Gefangenen mitgenommen werden. Eine neblige Keyboard-Atmo, eine geheimnisvolle, dunkle Klaviermelodie ... und dann ein gnadenlos pumpender Drive, viel Leidenschaft und große Melodien.
Stilistisch irgendwo auf einer imaginären Schnittstelle zwischen Journey, House Of Lords und Survivor angesiedelt, fällt durchweg positiv auf, wie saitenlastig Serpentine unterwegs sind. Ihr AOR ist von Gitarren-Hooks angetrieben. Und die sind gut! Keine bloße Akkordplackerei, sondern Lead-Gitarren, die schon ihr eigenes 'Lied' singen, bevor der Gesang überhaupt einsetzt. Und auch die Rhythmusgitarre ist richtig gut zu hören - nicht immer, aber dann, wenn es cool klingt - und schrammelt technisch fein und angenehm abwechslungsreich durch die Takte.
Besonders positiv stechen die handwerklichen Fähigkeiten der Truppe beispielsweise bei "Dreamer" hervor. Der Name des Songs fällt ja schon fast in den Bereich 'Falschaussage', denn hier geht es ausgesprochen rasant zu, mit galoppierendem Drive. Das Gros der Stücke, wie "Where Do We Go From Here" oder "Heartbreak Town", bewegt sich dagegen mit gehobenerem Mitteltempo voran - stets sehr druckvoll und garniert mit kleineren lyrischen Klavierbreaks. Und gemeinsam ist allen die sehr pralle, perfektionistische Produktion mit einer gehörigen Portion Bombast.
Insbesondere mit der Stimme von Sänger Tony Mills hat man viel veranstaltet. Seine Vocal Lines wurden gedoppelt und verdreifacht, übereinander und nebeneinander gestapelt, und er bleibt auch in den Call-And-Response-Passagen im Chor mit den Mitmusikern dominierend. Ganz ehrlich: Je nach Stimmung kann einem der Bombast eine Nummer zu viel sein. Aber - auch ganz ehrlich - es klingt schon beeindruckend, diese schon fast hypnotisierenden, dichten Atmosphären ... wow.
Am opulent produzierten Sound einschließlich einiger Effekte könnte es auch liegen, dass die durchaus üppig vorhandenen Keyboardparts trotz klanglicher 80er-Anleihen irgendwie nie so richtig kitschig wirken. Das macht Serpentine zu einer jener Bands, die es drauf haben, den herrlichen, hochemotionalen Melodic Rock von 'früher' ins Hier & Jetzt zu transportieren.
Okay ... hier und da besteht Wiederholungsgefahr. Nach anfänglichem Staunen kommen auch ein paar Tracks, da sucht man sich eine Beschäftigung und fängt an, Blumen zu gießen, E-Mails zu checken ... aber hey: kein wirklicher Ausfall auf der kompletten Platte. Und auch, wenn man weiß, wohin der Hase hoppelt: Haken schlägt er halt doch ... und so wird man bei jedem der genüsslich intensiven Gitarrensoli ganz hellhörig. Genauso wie bei so ziemlich jedem Refrain von Tony Mills: Tolle Melodien mit schönen, hohen Schlenkern ... sehr inbrünstig intoniert!
Kleiner Wehmutsfaktor: Mills ist inzwischen nicht mehr Teil der Band. Aus gesundheitlichen Gründen musste er zeitweise kürzer treten und entschloss sich, bei Serpentine auszusteigen. Zwar ist Mr. Mills längst wieder fit, sein Nachfolger Matt Black aber seither die Stimme der Band. Schweres Erbe ...
Line-up:
Tony Mills (lead vocals)
Gareth David Noon (keyboards, vocals)
Chris Gould (lead & rhythm guitar, vocals)
Gareth Vanstone (bass, vocals)
Roy Millward (drums)
Tracklist |
01:Deep Down [There's A Price For Love] (6:04)
02:Philadelphia (5:14)
03:Dreamer (4:52)
04:Love Is Blue (5:23)
05:Where Do We Go From Here? (5:41)
06:Cry (4:49)
07:Best Days Of Our Lives (4:42)
08:Heartbreak Town (5:03)
09:Nuremberg (5:47)
10:Forgotten Heroes (6:24)
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