Shanghai Noodle Factory / The Second Nature
The Second Nature Spielzeit: 48:05
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Southern Rock


Review vom 23.02.2010


Joachim 'Joe' Brookes
'Shanghai Noodle Factory'?
Klingt so gar nicht nach Italien, sondern viel eher erinnert man sich da gerne an den Traffic-Song vom Album "Last Exit" aus dem Jahr 1969.
Shanghai Noodle Factory (SNF) ist die neue Band von Max Arrigo. Der hatte vorher mächtig seine Finger bei den erfolgreichen Southernrockern Voodoo Lake im Spiel.
Unter neuem Namen bleibt man dem alten Stil treu und zelebriert diese Musik nun vornehmlich in einem Quartett mit nur einer Gitarre.
Für diverse Nummern gibt es Unterstützung von Jono Manson (lead vocals), Joe Pitts (guitar) oder Dave Morelli (harp).
Darf man da gleich auf die Gastmusiker eingehen?
Ja, weil der Morelli (Silvertrane) eine beeindruckende Harp spielt. Genau so einen brauchte SNF auch, weil der Vierer auf sehr hohem Niveau agiert. Da geht nichts mit Durchschnitt, liebe Leser.
In die gleiche Kerbe schlägt ein weiterer Gast, der allerdings nur einmal sein Bestes gibt: Joe Pitts zupft das zweite Gitarrensolo in "Son Of The Witch". Jono Manson ist ein umtriebiger Künstler und bringt noch einen weiteren Farbtupfer in den eh schon vorzüglichen Gesang.
Irgendwie scheint es in Italien ein richtig nette Southern Rock-Familie zu geben.
Für das, was uns auf dem ersten Album der Turiner geboten wird, darf man das Wort 'nett' auf keinen Fall in den Mund nehmen.
Da setzen schon die ersten Töne aus der Gitarre und Harp Maßstäbe und die Combo legt die eigene Messlatte schon einmal auf rekordverdächtige Höhe. Ein mächtig gut singender Diego Tuscano macht seine Aufwartung und schon bringt der Gitarrenmeister Max Arrigo sein Bottleneck in Aktion. Dieser Morelli ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Der spielt einen super Part! Von fett und tonnenschwer rockend bis hin zu einem luftigen Ende zeigt die Band aus dem Norden, was sie unter Southern Rock versteht. Der enthält eine nicht kleine Portion Blues. Vom Allerfeinsten, wie das Songthema für ein kurzes Intermezzo aufgelöst wird. Der Einsteig ins Album ist bemerkenswert.
Warten wir doch einfach ab, ob SNF irgendwann beginnt zu schwächeln.
Zumindest kann das von "Hard Times Are Coming" nicht behaupten werden. Abermals ist man mit Leichtigkeit in der Lage, fast sechs Minuten zu gefühlten zehn auszudehnen. Arrigo ist ohne Fehl und Tadel. Der Männerchor sitzt auch perfekt und man höre sich nur an, was Alessandro Picciuolo auf den tiefen Saiten veranstaltet. Man hat das Gefühl, der tritt in die Fußstapfen eines zweiten Gitarristen.
Es geht Schlag auf Schlag.
Der Einladung von Robert Johnson "Come On In My Kitchen" macht zunächst, von akustischer Gitarre sowie Harp in Schwung gebracht, einen ganz normalen und unspektakulären Eindruck. Okay, denkt sich der Hörer... da bleiben die Männer relativ dicht beim Original des Country-Bluesers. Aber dann macht Shanghai Noodle Factory sein ganz eignes Ding daraus. Arrigo hat wieder das Metallröhrchen am Start und der große Rest des Tracks geht runter wie ein geölter Chicago Blues. Schwer stampfend und mit einem tollen Gesang, auch im Chor, findet die Gruppe einen noch freien Weg durch das dichte Gestrüpp an Coverversionen. Diese Interpretation ist sehr gelungen und da wartet man förmlich auf den nächsten Song.
Machen wir einen kleinen Sprung und widmen uns der zweiten Fremdkomposition.
Als Vorlage diente nicht die Version von Big Joe Williams. Viel später traten Don Level und Bob Love mit einer anderen Fassung von "Good Morning Little School Girl" (hier geschrieben, wie in der Tracklist der Platte) auf den Plan. Dampf steigt auf, denn Manson ist wieder mit von der Partie. Das 'schoolgirl' ist ja schon längst entlassen, hat einen Abschluss und geht so langsam auf die Rente zu.
Dennoch ist die Ausgabe der Gruppe nicht abgenudelt. Den Song erkennt man natürlich umgehend wieder. Allerdings entführt der Gruppendrang den Track, speziell die Gitarre, in eine funky Richtung und getrommelt wird mit West Coast-Feeling. Arrigo schaltet seinen Sechssaiter auf freie Fahrt. Das Experiment ist gelungen.
Neben dem Bottleneck zaubert der Gitarrist auch mit dem Wah Wah-Pedal oder er reichert den Klang seines Arbeitsgerätes zwischen clean und verzerrt an.
In "Never Know" ist alles verpackt und da kommt es abermals zu einem hinreißenden Ende, denn es wird zur Akustischen gewechselt. Passt hervorragend ins Konzept und jede Menge Punkte sammelt man für das Songwriting.
Zum Schluss gibt sich Herr Arrigo alleine mit seiner akustischen Gitarre und dem Bottleneck die Ehre. "The Moon Is Knocking" ist ein höchst feiner Blues, der an einem lauen Sommerabend auf der Veranda in Szene gesetzt wurde... ganz zum Schluss zirpen die Grillen.
Shanghai Noodle Factory verblüfft den Hörer mit immer neuen Varianten.
Ausfälle sucht man vergebens und da bleibt nur ein einziger Kritikpunkt im Raum stehen. Bei so toller Musik ist die CD leider zu kurz. Man will mehr. Bis zur hoffentlich nächsten Platte dreht sich im Player "The Second Nature" schwindelig. Tolle Musik!
Line-up:
Max Arrigo (guitars, lead vocals - #2 - 10, backing vocals)
Diego Tuscano (lead vocals, backing vocals)
Alessandro Picciuolo (bass)
Roberto Tassone (drums)

Very Special Guests:
Jono Manson (lead vocals - #8)
Joe Pitts (second guitar solo - #9)
Dave Moretti (harmonica - #1,3,6)
Tracklist
01:Mama's Pride (4:35)
02:Hard Times Are Coming (5:54)
03:Come On In My Kitchen (5:38)
04:Away From You (5:30)
05:Long Way From Home (7:02)
06:Good Morning Little School Girl (4:44)
07:Never Know (4:16)
08:Second Nature (3:51)
09:Son Of The Witch (4:26)
10:The Moon Is Knocking (2:09)
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