Shannon / Angel In Disguise
Angel In Disguise Spielzeit: 57:47
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2008
Stil: Mel. Hard Rock

Review vom 31.03.2008


Daniel Daus
Shannon ist eine französische Rockband, die schon 1998 ihre Grundzüge annahm, aber erst 2003 in Form von Olivier Del Valle (lead & background vocals), Patrice Louis (guitars), Thierry Dagnicourt (keyboards, background vocals), Nicolas Fixy (bass) und Benjamin Bergerolle (drums) mit festem Line-up und einer international sehr gelobten, mir nicht bekannten Debüt-CD so richtig ins (Rock'n') Rollen gekommen ist.
Französische Rockmusik, hmm. In meiner nicht gerade kleinen Sammlung befinden sich nur insgesamt zwei Werke von Calibre 12, einer recht talentierten Southern Rock-Truppe, die aber mit Ausübung ihrer Landessprache, ihre glänzenden spieltechnischen und kompositorischen Fähigkeiten neutralisierten. Es tut mir leid, aber Französisch (wie auch viele andere Sprachen) und Rockmusik geht aus meiner Sicht leider gar nicht. So meldete sich zunächst auch spontan beim Anbieten von Shannons Nachfolge-Werk mein schier unzerstörbar erscheinendes Mittelstufen-Trauma in der Magengrube, bei französischen Texten und Gesang hätte ich ganz sicher das Weite gesucht. Dies verflüchtigte sich aber beim Lesen des englischen Album-Titels "Angel In Disguise" und der Tracks dann doch relativ schnell.
Meine Wahl habe ich auch nach dem Hören der Scheibe nicht bereut. Die Burschen haben im Bereich des melodischen Hard Rocks ihre Hausaufgaben gemacht. Dreizehn selbstkomponierte Stücke, die zwar nichts weltbewegend Neues in dieser Sparte ans Tageslicht befördern (eher Altbewährtes aus den 80ern), die aber instrumentell (hier überragend der filigrane Gitarrist Patrice Louis und der zurückhaltend, aber stark und variabel agierende Keyboarder Thierry Dagnicourt) sehr engagiert und mitreißend performt werden. Auch Sänger Olivier del Valle passt mit seinem Kreisch-Organ (in Sphären zwischen Axel Rudi Pell -Sänger Johnny Gioeli und Krokus-Frontmann Marc Storace) wie die Faust auf's Auge zum gebotenen Genre-Cocktail. Unterstützt wird er auch mit zahlreichen, guten Harmoniegesängen in den Refrains, u.a. von Wild Frontier-Shouter Jens Walkenhorst.
Meine Favoriten sind die beiden flotten, aggressiv-rhythmischen Opener "Do You Know?" und "Hungry For Love" (dezentes Iron Horse-Flair), "No Better Times" (sogar mit klasse Honkytonk-Pianospiel-Einlage!), die Durchatmen lassende Ballade "On & On" (Duett mit einem Renaud Hantson), der groovende Rocker "Change Your Heart" (mit zwei furiosen E-Gitarren-Passagen) und das abschließende, dezent orientalische (schön die integrierten Paukenschläge) und von der Tempovariation her sehr abwechslungsreich dargebotene "Road Of Desire".
Shannon haben mich mit "Angel In Disguise" sehr positiv überrascht. Das Album ist jeder Zeit unterhaltsam und birgt kaum Schwächen, falls man vom Innovationsgehalt mal absieht. Eine typische Band, mit der man gerne abrockt, ideal auch sicher als Besetzung für die einschlägigen Sommer-Open-Air-Festivals. Hard Rock-Fans der alten Schule kommen hier voll auf ihre Kosten. Die Aufmachung der CD mit schönem Coverbild, allen Texten, Bildern und Infos ist für eine Eigenproduktion als gelungen zu bezeichnen. Kaufempfehlung!
Tracklist
01:Do You Know
02:Hungry For Love
03:No More Lies
04:Keep On Rolling
05:No Better Times
06:On & On
07:Love In Your Eyes
08:Long Gone
09:Winter Night
10:Coming Back To You
11:Hang On
12:Change Your Heart
13:Road Of Desire
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