Herzlich willkommen zurück im Country, Shooter Jennings. Zum ersten Mal hat es sich der Amerikaner für sein achtes Album auch im Produzentensessel bequem gemacht und seinen überzeugenden Mitspielern gleich einen Bandnamen verpasst: The Triple Crown. Wenn man sich die zehn Songs angehört hat, könnte man auch meinen, dass die Krone ruhig noch mehr Zacken besitzen sollte. In großen Lettern prangt sein Name auf dem Cover, aber die Klasse der vorliegenden Platte ist auch den tollen Musikern zuzuschreiben.
Der Sohn von Waylon Jennings tritt mit ausschließlich eigenen Kompositionen an und da ist eine schöner als die andere. Sein neues Album widmet er quasi der Familie im weiteren Sinn und trotz eines gewissen Augenzwinkerns hat die Familie einen hohen Stellwert für den knapp über dreißigjährigen Künstler, der ja bekanntlich mit der Schauspielerin Drea de Matteo verheiratet ist.
Vielleicht zäumen wir das Pferd mal von hinten auf und beginnen den Einstieg in die Musik mit einem Titel, der durch das a cappella-Intro gar nicht vermuten lässt, dass es sich bei "Manifesto No. 4" um einen fetzigen Southern Rock-Titel handelt. Hammer, hier rocken selbst die Fiddle und Pedal Steel um die Wette. Natürlich sorgen die E-Gitarren für die lauten Riffs, aber die Platte ist klanglich so gut, dass man als Hörer ohne Probleme die anderen Instrumente verfolgen kann. Abgesehen davon spielt Eleanor Whitmore ein tolles Violinen-Solo. Wer meint, mit dieser Nummer sei der Southern Rock als erledigt abgehakt, hat sich aber in Shooter Jennings getäuscht.
Er nimmt den Faden dieses Genres in "Southern Family Anthem" abermals auf und wird mit The Triple Crown noch deutlich heftiger. Mit energischem Gesang und kräftig auftrumpfender Rhythmus-Abteilung wird hier ein faszinierendes Feuerwerk abgefackelt. Die E-Gitarre gibt sich obendrein noch psychedelisch und so endet der Track auch. Hammer! Schon der Titel des Stücks "Daddy's Hands" deutet auf seinen 2002 verstorbenen Outlaw-Country-Vater Waylon. Einfühlsam, nachdenklich und fragend erzeugen Jennings & Co. eine melancholische Stimmung. Da kommt der Einsatz der Blues-Harp von Mickey Raphael ( Emmylou Harris, Waylon Jennings, Elton John, Jerry Lee Lewis, The Nitty Gritty Dirt Band, Kenny Wayne Shepherd) gerade richtig. »And Daddy's hands just kept getting colder
Reminding us how much we don't know.«
Der Opener "The Real Me" beginnt zurückhaltend und nimmt dann Fahrt auf. Dynamik ist Trumpf. Schon im ersten Track passt alles sehr gut zusammen. Mit einem prächtigen Pedal Steel-Solo sorgt gleich vom Start weg Jon Graboff ( Ryan Adams, Willie Nelson, Carrie Underwood) für Aufmerksamkeit. Das groovend-federnde "The Deed & The Dollar" ist die erste Single-Auskopplung des Albums. Auch mit diesem Liebeslied in ruhigerem Fahrwasser und viel Gefühl für herrliche Melodien macht Jennings eine überzeugende Figur. "Summer Dreams (Al's Song)" ist von gleich gutem Kaliber und der Protagonist singt noch sehnsüchtiger. Herrlicher Track zum Träumen!
Hatte Jennings mit "Daddy's Hands" den Hut vor seinem Vater gezogen, dann macht er es bei dem sehr sparsam instrumentierten "The Black Dog" bezüglich Johnny Cash. Diese fast schon im Singer/Songwriter-Bereich anzusiedelnde Nummer ist ein Highlight auf dem Album, das in einem toll gestalteten Digipak daher kommt. Ah, im Titelsong widmet sich der Country-Mann schließlich noch dem Blues. Mit einem ganz starken Einsatz am Piano brilliert Erik Deutsch. Bei einer so tollen Platte kann man sich vorstellen, dass auch der Rausschmeißer Klasse hat. Das zunächst nachdenkliche "Born Again" bekommt ab der Mitte eine ganz andere Atmosphäre und driftet bis zum Schluss in eine abermals psychedelische Auslage.
Shooter Jennings hat mit seinem "Family Man" ein ungemein abwechslungsreiches Album eingespielt, an dem auch Musik-Fans ihren Spaß haben werden, die nicht unbedingt einen Blick auf das Country-Genre werfen.
Line-up:
Shooter Jennings (lead vocals, acoustic guitar, electric guitar)
Erik Deutsch (piano, keyboards, background vocals)
Jeff Hill (bass, background vocals)
Chris Masterson (electric guitar, baratone guitar, background vocals)
Eleanor Whitmore (fiddle, mandolin, tenor guitar, background vocals)
Jon Graboff (pedal steel, mandolin, acoustic guitar, background vocals)
Tony Leone (drums, percussion)
Mickey Raphael (harmonica)
Tracklist |
01:The Real Me (4:19)
02:The Long Road Ahead (3:59)
03:The Deed & The Dollar (4:02)
04:Manifesto No. 4 (3:12)
05:Summer Dreams (Al's Song) (3:11)
06:Southern Family Anthem (3:23)
07:Daddy's Hands (3:07)
08:The Black Dog (5:01)
09:The Family Tree (4:24)
10:Born Again (5:35)
(all songs written by Shooter Jennings)
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