Shriekback / Big Night Music
Big Night Music Spielzeit: 45:48
Medium: CD
Label: Island Records, 1986
Stil: Alternative Rock


Review vom 09.03.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Beschäftigt man sich mit dem XTC-Netzwerk der Musiker, stößt man auf so manche andere tolle Band.
So kann man durchaus bei der 1982 in London gegründeten Gruppe Shriekback einen Stopp einlegen.
Das verbindende Kettenglied ist Barry Andrews, der auf den ersten beiden XTC-Platten vertreten und auch bei Robert Fripp & The League Of Gentleman sowie Monstrance tätig war.
Das gilt auch für Martyn Barker, zumindest was Monstrance angeht. Dave Allen war bei der Gang Of Four. Später gründete er mit Barker die recht kurzlebigen Band King Swamp, wozu übrigens auch Mike Cozzi sowie Steve Halliwell stießen.
Shriekback, was soviel wie 'zurückschreien' heißt, brachte es in ihrer siebenjährigen Existenz zu fünf Alben, zwei Best-of-Samplern und elf Singles bzw. EPs.
Auf den Vorgänger-Scheiben von "Big Night Music" konnte man schon über einen Haufen abgedrehter Typen sprechen, die mit vorliegender Platte für ihre Hörerschaft verträglicher daher kamen. Man trat nun als Band an, die sozusagen handgemachte Musik vorlegte.
Trotzdem ist "Big Night Music", wie die Shrieks selber schreiben »the shape of rhythm of two different kinds of nights – nights of heat and weirdness in which we alone are awake, humming with forbidden energy, nights into which we would not send our dogs . wild sea and wet forest and eyes and teeth – or those other nights – fragrant with blossom, incandescent with moonlight, possessed by a cool beauty which evaporates with a dew…«
Shriekback als Herren der Düsternis, in die man seinen eigenen Hund nicht schicken würde und der schönen Momente einer Nacht, mit dem Duft der Blüten, des Mondscheins, und des sich bildenden Taus.
Herzlichen Glückwunsch, genau das erreicht den Hörer mit diesem Album.
Die Musik der Band ist eine heiße Mixtur aus funkigen Klängen mit einer riesigen Portion an Rhythmik. Zuweilen holte man sich für die Verschärfung des Funks auch eine dreiköpfige Brass-Section ins Studio, wie sie zum Beispiel im Opener zu hören ist.
Das geschickte Spiel vom Einstreuen von Sound-Feinheiten war eine der Shriekback-Spezialitäten auf ihrer 'großen Nachtmusik'. Andrews ist ein ausdrucksstarker Sänger, der in den Stimmen von Wendy sowie Sarah Partridge eine kongentiale Ergänzung fand.
Was die fünf Künstler 1986 musikalisch auf die Beine stellten, geht in den meisten Fällen auch in die Füße. Die Kompositionen befinden an der Grenze der Tanzbarkeit.
Man hatte ein gewieftes Händchen für Arrangements.
So wurden im zweiten Track Steel Drums eingesetzt. Klar, da kommt automatisch, auch durch die Kongas, Karibik-Feeling auf. Zwischendrin klappern dann immer wieder die Kastanietten. Großes Kino, wenn die Dynamik zunimmt und sich Andrews, kein begnadeter Sänger, aber passend für die Shrieks, emotional in den Text vertieft. Der hebt ab und die Chorus-Girls sind angeschnallt.
Bassist Dave Allen, zuweilen auch am bundlosen Tieftöner unterwegs, sowie Schlagzeuger Martyn Barker grooven sich durch die menschenleeren, feuchten Straßen der Großstadt und Andrews singt von der Falsett-Stimme ("Pretty Little Things") bis in die tiefgefrorenen Schichten einer Eismaschine (z.B. "The Shining Path"). Genau diese beiden Tracks können stellvertretend für das von der Band persönlich beschrieben "Big Night Music"-Szenario stehen. Coole Abendmusik und überdrehte Ideen, die aus den Querköpfen sprühen. Alle Songs stammen aus einer gemeinsamen Shriekback-Giftküche.
Abgrundtiefer Bass begleitet die Stimme von Andrews in "Underwaterboys" und "The Reptile And I", in dem ein sanfter Synthesizer über einem kraftvollen Bass-Beat seine Chiffon-Tüchlein in fast bewegungslose Luft entlässt.
"Sticky Jazz" entfernt sich wohl am meisten von den Tracks der vorherigen Alben und das Ding ist wirklich für die Tanzfläche gemacht.
1986 hat Shriekback wirklich 'große Nachmusik' vom Stapel gelassen und gerade der letzte Track "Cradle Song", ohne Drums gespielt, Cozzi bedient die akustische Gitarre, hat was klassisches...
Line-up:
Barry Andrews (lead vocals, gong,clavinet, jawbone, Hammond, piano, steel drums)
Dave Allen (bass)
Martyn Barker (drums, clapper board, cymbal, congas, castanets, tiberian bells, sandpaper, voice)
Mike Cozzi (electric guitar, acoustic guitar, slide guitar)
Steve Halliwell (logdrum, organ, piano, electric piano, Hammond)
Wendy Partridge (backing vocals)
Sarah Partridge (backing vocals)

With:
Mark Chandler (trumpet - #1,3)
Ian Fraser (tenor saxophone - #1,3)
Richard Edwards (trombone - #1,3)
Mr. Hugo Burnham (shouting - #9)
Tracklist
01:Black Night Trap (5:09)
02:Gunning For The Buddha (4:37)
03:Running On The Rocks (4:58)
04:The Shining Path (4:37)
05:Pretty Little Things (3:50)
06:Underwaterboys (4:51)
07:Exquisite (4:30)
08:The Reptiles And I (4:32)
09:Sticky Jazz (4:27)
10:Cradle Song (4:17)
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