Wählt man einen Bandnamen wie
Siddharta für sich aus, wird man wohl auf ewig mit
Hermann Hesse assoziiert werden. Dies muss den Slowenen klar gewesen sein, auch wenn sie eine leichte Abwandlung in der Schreibweise des Titels vorgenommen haben. Verwandtschaft zu
Hesse besteht generell in einer düsteren Grundausrichtung von Image und Musik. Nicht zu verwechseln sind die Südosteuropäer hingegen mit ihren
türkischen Namensvettern.
Erstaunlich dabei ist die musikalische Vielfalt, die dem Hörer entgegenschlägt, denn Siddharta sind mitnichten irgendwelche einfachen Düsterrocker, sondern scheinen das Wort 'Scheuklappen' nicht sonderlich zu mögen. Und so ist "Songs" einerseits ein spannender Querschnitt durch die bisherige Karriere der Band, zeigt gleichzeitig aber auch das ziemlich abwechslungsreiche Songwriting um fette Gitarren, melodische Keyboardparts und hymnische Refrains.
Das beginnt bei packenden Wavern wie "The Whitest Swan" und "My Dice" und geht über derb rockendes Liedgut der Marke "Napalm 3" oder "T.H.O.R." (inklusive bedrohlicher, slowenischer Textstellen). Hinzu gesellen sich immer wieder düstere Pop-Elemente. Besonders herausragend ist einerseits die intensive Piano-Ballade "Samo Edini" (großartige Gesangsleistung und melancholische Melodielinien!) und andererseits das stimmungsvoll rockig-folkige "Insane", das gut und gerne irgendwo zwischen
Flogging Molly und
Subway To Sally eingeordnet werden darf. Aber auch "Rave" mit seinem riesigen Düster-Chorus sollte hier gesondert erwähnt werden.
Insgesamt erhält man mit "Songs" also eine Scheibe, die durch ihre Vielschichtigkeit nicht langweilig wird und für diverse Szenegänger kleine Geheimtipps bereithalten kann. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie wenig bekannt, aber hochgradig spannend die Bands aus in musikalischer Hinsicht weniger bekannten Ländern sein können. Wave-, Rock- und Metalfans dürfen sich den Namen
Siddharta daher gerne notieren, denn wer z. B.
Tiamat zu "A Deeper Kind Of Slumber"-Zeiten mag, der wird auch mit diesen Slowenen glücklich.