Airbourne ist zurzeit eine sehr angesagte Hard Rock-Band. Von den Medien eilt ihr der Ruf voraus, dass sie zukünftig in die Fußstapfen von AC/DC treten könnte. Sicherlich eine Wertschätzung, die für die eigene Karriere sehr dienlich ist. Doch aufgepasst! Als ich das Scheibchen "Cherry Red" von Sideburn unter die Fittiche bekam, stellte ich fest, dass aus der Schweiz nicht nur leckerer Bergkäse in den Export wandert, sondern auch qualitativ hochwertiger Hard Rock!
Schon das Cover überzeugt mit einem stilisierten Apfel, aus dem ein Tropfen Blut (oder ist es Kirschsaft?) heraus quillt. Im Inneren des Begleitheftchens sind neben den Bildern der Bandmitglieder auch alle Texte veröffentlicht und das Ganze schließt mit einem Designer-Totenkopf ab. Hierfür könnte es die volle Punktzahl geben, wenn das Booklet auch mit den Titelnummern des Tonträgers übereinstimmen würde. Das ist leider, warum auch immer, nicht der Fall. Dieser kleine Makel wird aber mein musikalisches Empfinden nicht beeinflussen und so saugt mein CD-Player voller gespannter Vorfreude den Silberling ein.
Es fängt mit "Gimme The Way" schon recht rockig an, und ich vernehme sofort die hohe Qualität von Leadgitarrist Boris. Es folgt "Hurricane Race". Hier schmettert Roland Pierrehumbert seinen rockigen Gesang ins Studio-Mikro und der Rest der Band steuert den Refrain bei, während Boris wieder Schwerstarbeit an seiner Klampfe vollzieht. Nach "Six Feet Under" folgt "Cherry Red", der Titelsong des Albums. Das ist ebenfalls eine richtige klasse Hard Rock-Nummer. Harte Drums, brutaler Bass und eine hervorragende Leadgitarre unterstützen Pierrehumbert bei seinem Gesang.
Bei "Lane" erhöhe ich die Phonzahl und meine Kopfhörer holen alles aus dem Track heraus. Dabei wird mir die zielstrebige Vorgehensweise der Band bewusst, die perfekt ihr Konzept durchzieht. Nämlich den Fans knallharten Rock und leichte Blueselemente der Marke AC/DC zu präsentieren. Pierrehumbert gibt auf seiner Harp die Vorlage zu "Rock And Roll Queen", das von Boris mit einem astreinen Solo abgeschlossen wird.
Dass die Band auch in der Lage ist, eine Rockballade zu präsentieren, wird mit "Down And Dirty" unter Beweis gestellt. Doch auch dieser Song wird nie langweilig, da er zwischendurch immer wieder an Tempo zulegt, um dann doch zu erinnern, dass es sich hier um eine Ballade handelt. Eine Spur schneller wird "Bring The Hammer Down" zum Besten gegeben, das aber nur eine kurze Verschnaufpause ist, bevor "Ghost Of 1980" dem Hörer das Trommelfell in genüsslich rockige Gefilde befördert. Hier wird dem 1980 verstorbenen Sänger von AC/DC, Bon Scott, gedacht. In der Tat, ein richtiger Ohrwurm, der auch typische Klänge der Aussie-Rocker aufweist.
Auch "Lipstick Lady" besteht aus klassischen Riffs der Young-Brüder, und Boris demonstriert, dass er auch Slideeinlagen auf seinem Sechssaiter hervorzaubern kann. Angetrieben von der Rhythmusfraktion, besticht "Wild Boy" durch den Gesang von Roland, dessen Stimme stark an Alice Cooper erinnert. Lionel Blanc ackert extrem an seinen Fellen, Michel Demierre unterstützt ihn tatkräftig an seinem Tieftöner und Fred Gudit klampft routiniert den Rhythmus. So kann sich Pierrehumbert beim Gesang so richtig austoben. Mit "Stand Your Ground" beschließt noch mal ein schnell vorgetragener Song mit allen Raffinessen des Hard Rocks ein hervorragendes Album!
Zum Jahresende hin habe ich also noch meinen 'Geheimtipp' für den Hard Rock-Bereich gefunden. Meiner Meinung nach braucht sich die Band vor keiner aktuellen Rockband verstecken, auch nicht vor Airbourne, die sich musikalisch im gleichen Segment befinden!
Die Schweizer präsentieren einen sehr guten erdigen Hard Rock, mit starken Riffs, tollen Blues Rock-Soli und eingängigen Mitsing-Refrains. "Cherry Red" ist eine absolute Alternative zu Airbournes Debütalbum Runnin' Wild und auch für AC/DCs "Black Ice"! Ich kann den Hard Rock-Konsumenten, die diese beiden Gruppen mögen, oder auch den Rose Tattoo-Hörern nur eine Kaufempfehlung dieses Schweizer Produktes anraten. Und zwar eindringlich! Deshalb gibt es hier 9 von 10 RockTimes-Uhren!
Line-up:
Roland Pierrehumbert (lead vocal & harp)
Fred Gudit (rhythm guitar)
Boris (lead guitar)
Michel Demierre (bass)
Lionel Blanc (drums)
Tracklist |
01:Gimme The Way
02:Hurricane Race
03:Six Feet Under
04:Cherry Red
05:Lane
06:Rock And Roll Queen
07:Down And Dirty
08:Bring The Hammer Down
09:Ghost Of 1980 (To Bon Scott)
10:Lipstick Lady
11:Wild Boy
12:Stand Your Ground
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