Mit der Schweizer Hard Rock-Kapelle Sideburn hatte ich bereits 2008 Kontakt. Damals konnte ich als Spurenleser ihre Fährte bis hin zu AC/DC und Rose Tattoo rückverfolgen. Nun, sechs Jahre später, stelle ich fest, dass die Alpenländer nach wie vor diesen glorreichen Bands nacheifern. Der Beweis liegt mir mit ihrem bereits 2013 erschienen "Electrify" vor. Trotz zahlreicher AC/DC-Ähnlichkeitfaktoren ihrer Songs, sind diese doch aus eigener Feder entsprungen und sie waren dabei sogar in der Lage, den einen oder anderen Kracher zu komponieren.
Eines fällt mir sofort ins Auge: Ihr Line-up hat sich gegenüber 2008 auf drei Positionen verändert. So kann ich die Gitarristen Lawrence Lina und Mike Riffart sowie den Bassiten Nick Thornton als Neumitglieder von Sideburn ausfindig machen. Rein musikalisch betrachtet, hat sich die Combo dadurch keinesfalls verschlechtert. Sicher, letztlich erwarten den Interessierten Songs, die sich allesamt stark an die glorreiche australische Superband anlehnen. Das hat zumindest den Vorteil, genau zu wissen, was einen erwartet: schnörkelloser, handgemachter Rock'n'Roll. Immer volle Kanne geradeaus und keinen Millimeter vom äußerst bekannten Stil abweichend, gibt es von der Wucht ihres Liedguts reichlich auf die Hörner. Allein schon deshalb stehe ich ihrem aktuellen Werk, auch wenn mein tiefstes Inneres meint, alles schon tausendmal gehört zu haben, recht positiv gegenüber.
Insgesamt treten die Schweizer als prima eingespielte Band auf und lassen keinerlei Schwächen erkennen. Schon mit dem Opener "Bite The Bullet" setzt die Combo eine beeindruckende Duftmarke. Dieser 'Duft' weht in einer weiteren guten Dreiviertelstunde durch meine Sinnesorgane und beeinflusst mein Nervenkostüm recht wohlwollend. Die Klampfer Mike Riffart und Lawrence Lina glänzen als Rhythmus- wie auch als Sologitarristen. Roland Pierrehumbert ist ein Sänger mit Eiern, der ständig am Limit seines Stimmvolumens singt, während die Rhythmusabteilung in Form von Bassist Nick Thornton und Schlagzeuger Lionel Blanc ihre Vorderleute unermüdlich nach vorn treibt. Somit kann hier ein vorzeitiges Einnicken eines der Musiker ausgeschlossen werden. Beim Live-Mitschnitt "Lazy Daisy" weiß Pierrehumbert, neben seinen rockigen Textvorträgen, noch als glänzender Harmonikaspieler voll zu überzeugen.
Ich kann mir gut vorstellen, dass sich bei "Electrify" zwei Meinungsgruppen bilden. Die einen wird es stören, dass sich eine weitere unter unendlich vielen Bands versucht, sich im AC/DC-Stil über Wasser zu halten und die anderen können einfach nicht genug davon bekommen - egal, wer ihnen den ungeschönten Rock'n'Roll um die Ohren schmirgelt. Ich selbst zähle mich zu denen, die, wenn die Qualität stimmt, gerne Musik anderer Bands konsumieren, auch wenn sich diese ganz klar auf AC/DC-Pfaden bewegen.
Auf den Punkt gebracht: Auch wenn es nichts Neues an musikalischen Auswüchsen zu entdecken gibt, Sideburn haben mich überzeugt. Rein musikalisch betrachtet habe ich nichts auszusetzen. Die 'Käsespezialisten' haben einen richtig guten Arbeitsnachweis abgeliefert. Da es letztlich - wie immer - alles reine Geschmackssache ist, sollte sich der Interessierte ein paar Hörproben gönnen, um selbst zu entscheiden, ob "Electrify" in sein Plattenregal gehört oder eben nicht.
Line-up:
Roland Pierrehumbert (lead vocals, harmonica)
Mike Riffart (lead guitar, rhythm guitar)
Lawrence Lina (lead guitar, rhythm guitar)
Nick Thornton (bass)
Lionel Blanc (drums)
Tracklist |
01:Bite The Bullet (3:07)
02:Devil May Care (3:13)
03:Bad Boys, Bad Girls, Rock'n'Roll (3:15)
04:Black Powder (4:00)
05:Frontline (4:18)
06:Never Get Down (3:58)
07:Mr. Clean (3:42)
08:Shady Katy (3:37)
09:Travellin' Man (3:45)
10:Bad Reputation (3:23)
11:Destination Nowhere (3:50)
Bonus:
12:Lazy Daisy [live] (3:26)
13:Never Kill The Chicken [live] (3:08)
14:Rockstar (3:24)
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