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Siena Root / Different Realities
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Die Jam-/Hippie-Rocker aus Schweden sind mit ihrem mittlerweile vierten Album am Start.
"Different Realities" enthält zwei, in verschiedene Untertitel aufgeteilte Haupttracks, die "We" und "The Road To Agartha" heißen. 'Agartha' ist so etwas wie die verschollene Stadt Atlantis und soll unterhalb des Himalaya liegen. Aus dieser Warte ist verständlich, dass Siena Root in der zweiten Großtat des Albums die indisch/orientalisch geprägte Musik ausgiebig hochleben lassen. Hatten wir in vorherigen Alben schon, allerdings nicht in dieser Ausprägung. "Different Realities" ist fast ausschließlich ein Instrumentalalbum.
Aber eben nur fast, denn in "We Are Them"/"As We Return" singt Janet 'Jones' Simmonds, durch die sich das Karussell der Vokalisten auch ordentlich in Rotation hält. Mit der einen, wie der anderen Seite der Musik von der schwedischen Band, bleiben sie ihrer Auslegung als Retro-Jam-Band treu und präsentieren sich abermals in Höchstform. Viel zitierte Bands wie zum Beispiel Led Zeppelin, Captain Beyond (mit dem ersten Deep Purple-Sänger Rod Evans) oder andere haben in Bezug auf die Schweden immer noch ihre Berechtigung, allerdings bleibt es ebenfalls bei der Eigenständigkeit der Gruppe und nicht nur das zweigeteilte "In The Desert" kann dafür als Beispiel stehen. Leise beginnt die akustische Gitarre mit einer Mischung aus klassischen sowie iberischen Elementen. Recht schnell gesellt sich die Querflöte dazu und gerade, wenn man für eine Traumreise die Augen schließen möchte, haut Siena Root auf den Putz. "Over The Mountains" ist ein derart durchgerifftes Monster, dass einem die Spucke wegbleibt.
Die geschickt eingearbeiteten ruhigeren Keyboard-Phasen einerseits und der andererseits mit ergänzenden Spielereien angereicherte Sound sind großes Theater und dann nimmt der Riff-Saurier wieder die Fährte auf. Ja, es dürfen Led Zep & Co. sein, die einem in den Kopf kommen. Eine geschmackvolle Verpackung ist ja schon etwas für ein Geschenk und wenn man ausgepackt hat, steckt doch Siena Root drin. Bis auf ein paar 'uhs' sowie 'ahs' in "Over The Mountains" ist "As We Return" der zweite Track mit Text und erscheint als geschickt angelegte Reprise des ersten Stückes mit schmachtender Orgel. "The Road To Agartha" eröffnet den Orient-Teil der Platte und zunächst lässt Siena Root diesen Anstrich überraschenderweise noch im Farbeimer, denn "Bairagi" Riff-rockt, wie vorher auch schon gehört, ungemein klasse. Eine höllische Wah Wah-Gitarre ebnet sich den Weg durch tonnenschweres Rhythmus-Dickicht. Dann lässt man es ruhiger angehen, nur um recht schnell zur anfänglichen Dynamik zurück zu kommen.
Auf die 'Straße nach Agartha' findet die Musik erst mit "Bhairavi" und dem Einsatz der Sitar als auch Darbuka. Die Flöte spielt ebenfalls eine Rolle. Dieser orientalisch angehauchte Part der Platte kann ebenfalls nur empfohlen werden, zumal man natürlich nicht auf die Gitarre, ob als Akustische oder in der verstärkten Ausführung verzichtet.
Die Richtungen der ersten Stücke, unter "We" zusammengefasst, fließen im letzten Track, mit über zehn Minuten ähnlich lang wie der Opener, in die orientalischen Elemente ein und die Kombination der Stile setzt der gesamten CD eine krönende Stimmung auf. Davon lässt sich der Hörer gerne anstecken und die Vorfreude auf eine kommende Veröffentlichung wird schon jetzt geweckt. Siena Root steht für ein ganzes Fass an Ideen und es wird einem nie langweilig. Die CD hat einen formidablen Klang, der die 'unterschiedlichen Wirklichkeiten' nur noch besser in Szene setzt. Die Entscheidung, nur zwei der Stücke mit Gesang zu versehen, ist schade, denn Janet Simmonds hat eine tolle Stimme. Okay, auf der anderen Seite versteht es die Band, in ihren Kompositionen Kompetenz zu zeigen und wenn am Ende die Gitarre und Querflöte in einem Frage-Antwort-Schema solieren, ist der Hörer einfach nur glücklich.
Insofern eine dicke Empfehlung an die zahlreichen Anhänger der Retro-Musik mit vielen Ablegern.
Line-up:
KG West (guitars, sitar, organ, Fender Rhodes, synthesizers, tzouras) Sam Riffer (bass, double bass, darbuka) Love 'Billy' Forsberg (drums, duf, qaraqab, tambourine, bells, gong, darbuka) Tängman (electric hurdy gurdy, acoustic hurdy gurdy, tambourine) Janet 'Jones' Simmonds (lead vocals) Anna Sandberg (recorders, rauschpfeife, tambourine, vocals)
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