Silver Travis / Take The High Road
Take The High Road Spielzeit: 49:13
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2009
Stil: Southern Rock

Review vom 14.09.2009


Markus Kerren
'The south will rise again'? Nein, Freunde, wenn ich mich zu Irgendwas hier nicht hinreißen lasse, dann sind das plakative und politisch geprägte Sprüche! Ich muss allerdings zugeben, dass mir beim Anhören des zweiten Albums von Silver Travis, "Take The High Road", öfter mal der Gedanke 'Southern Rock will rise again' durch die Hirnwindungen schoss. Aber lasst mich diese Truppe erstmal vorstellen, bevor wir uns intensiver mit den vorliegenden zwölf Tracks befassen.
Silver Travis sind bei Weitem keine junge Newcomer-Band mehr. Diese Combo besteht bereits seit sage und schreibe 1981 und legt nun endlich ihr zweites Album, "Take The High Road" vor. 'Endlich' übrigens nicht, weil ich das Debüt kenne, sondern weil in dieser Truppe jede Menge Qualität steckt, die es verdient hat, entdeckt zu werden. Beheimatet ist das Sextett in Spartansburg, South Carolina, also der unmittelbaren Nachbarschaft von der Marshall Tucker Band, auf die man sich auch gerne als großen Einfluss beruft.
Woran der Opener "You Done Me Wrong" aber zunächst am meisten erinnert, ist die
Allman Brothers Band der letzten 10 Jahre oder Gov't Mule mit ihren bluesrockigen Songs. Sehr gut kommt der druckvolle, professionelle Sound, die gekonnte, eingängige Melodieführung von Sänger Rick Cash, die prächtigen Gitarren und die herrlich groovenden Joey Parrish (Bass) sowie Mike Satterfield (Schlagzeug). Und die für die Background Vocals zuständigen Ladies runden diesen ersten Titel gekonnt ab, während die Tastenarbeit von Terry Collins hier eher noch eine untergeordnete Rolle spielt.
Was sich danach bei "Wishing Well" aber schnell ändert, wenn das Piano den Groove der Rhythmus-Abteilung super ergänzt. 'Groove' scheint überhaupt das Zauberwort bei Silver Travis zu sein, denn darauf wurde sehr viel Wert gelegt. Und auf diesem groovigen Teppich können sich dann die beiden Gitarristen John Gillie und Randall Calvert nach Herzenslust austoben.
Ganz sicher nicht unerheblich zu den, meist von entweder Gillie oder Calvert geschriebenen Tracks trägt natürlich auch der Gesang von Cash bei, der den Wiedererkennungs-Faktor noch einmal in die Höhe treibt. Es wird eigentlich recht schnell klar, dass man es hier mit Szene-Veteranen zu tun hat, so abgebrüht und im positivsten Sinne routiniert reiht sich da ein Titel an den nächsten.
"High Road", "Bad Case Of Loving You", "Time For A Change"... man könnte im Prinzip die komplette Tracklist aufzählen, denn einen 'Stinker' sucht man hier vergeblich und die Songs gehen runter wie Öl. Dann gibt es da noch das Instrumental "El Segundo", für das Silver Travis die ehemaligen Marshall Tucker-Musiker Paul Riddle und Jerry Eubanks gewinnen konnten. Eine coole, angejazzte Nummer, die die Atmosphäre der schwülen Südstaaten-Sümpfe klasse einfängt.
Zur Dynamik der Scheibe ist zu sagen, dass keinesfalls die ganze Zeit durchgepowert wird, sondern auch die Akustische vermehrte Einsätze feiern kann. Immer wieder optimal von Terry Collins' Tasten und Randall Calverts Licks umspielt. Im Verlauf des Albums werden die Marshall Tucker-Einflüsse dann doch immer offensichtlicher, was "Take The High Road" aber keinesfalls einen schlechten Beigeschmack verpasst. Und gerade, wenn man die Band im Midtempo zu verweilen glaubt, bzw. sich die eine oder andere Ecke und Kante mehr wünscht, zaubert die Truppe "Honky Tonk Shuffle" aus dem Hut, das noch mal kräftig anzieht.
Bei "Rooster" sind wir wieder bei den flotten Allman Brothers, bevor "Drivin' Me Wild" und "Saw Mill Rd" diese knapp 50 Minuten auf hohem Niveau beenden.
Sicherlich erfinden Silver Travis das Rad mit "Take The High Road" nicht neu, sondern halten eher am traditionellen Southern Rock fest. Dies jedoch in absolut überzeugender Qualität und mit starken Songs, super Produktion und Feeling. Die zwölf Tracks sind gut gemachter, zeitloser Southern Rock, der bei den Genre-Freunden keine Wünsche offen lassen dürfte. Aber auch alle anderen sollten durchaus mal ein Ohr riskieren.
Erstehen kann man das Teil über die Homepage der Band (Link siehe weiter unten).
Line-up:
Rick Cash (lead vocals)
John Gillie (rhythm & acoustic guitars, background vocals)
Randall Calvert (lead guitars, background vocals)
Mike Satterfield (drums & percussion, background vocals)
Joey Parrish (bass)
Terry Collins (organ, keyboards)
Tracklist
01:You Done Me Wrong
02:Wishing Well
03:High Road
04:Bad Case Of Loving You
05:Time For A Change
06:El Segundo
07:Southern Poet
08:Low Down Ways
09:Honky Tonk Shuffle
10:Rooster
11:Drivin' Me Wild
12:Saw Mill Rd
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