»"Meet Me In The Afterlife" ist die reinste Entdeckungsreise, da man nie so genau weiß, welche Überraschung einen in den nächsten Sekunden überfällt«. Das schrieb Kollege Markus seinerzeit in seinem Text zum Debütalbum. Korrekt, mein Freund. Genau so ist es mit dem Nachfolger "Harmony Square".
Gleich zu Beginn fallen die sehr angenehmen Melodien auf, obwohl sie des Öfteren durch Breaks in eine völlig unerwartete Richtung driften. Weiterhin die angenehme Färbung der Vocals, die zusammen mit den hier und da folkigen Klängen unbedingt an Jethro Tull erinnern. Und an die Beatles zu ihrer "Magical Mystery Tour"-Zeit. Und da haben wir noch eine Gemeinsamkeit: Auch "Harmony Square" ist ein Konzeptalbum.
Simeon Soul Charger klingen (meistens) überhaupt nicht amerikanisch, kommen allerdings von dort. Seit etwa zwei Jahren leben sie auf einem Bauernhof in der Nähe von München und starten von dieser gewählten neuen Heimat ihre Tourneen, die sie bis dato durch ganz Europa führten. Glaubt man dem Promoter, dann sind ihre Konzerte in der nun bajuwarischen Heimat mittlerweile legendär. Ich mag das gerne für wahr halten, denn eigentlich - so dachte ich - ist diese Art von Musik längst ausgestorben. Folkig, psychedelisch zieht sich das Konzept durch die fünfzehn Tracks und es ist eine Ohrenweide, wenn Aaron und Rick ihren Sechssaitern die Sporen geben. Mal sphärisch psychedelisch, dann hart und nahezu doomig lassen sie den Stahl schnarren, ziehen und beben.
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hielten wir einen Klassiker in Händen, wenn diese Platte vor mindestens 40 Jahren das Licht der Welt erblickt hätte. Wahrlich ein Gütebeweis.
Grob gesagt, geht es bei diesem Konzeptalbum um ein entlegenes Dorf. Dort findet man sich am Marktplatz inmitten von Problemen wie gesellschaftliche Missstände, Unterdrückung und Aufbegehren der Bevölkerung. So umfangreich wie das Thema, ist auch die Umsetzung. Sei es durch unterschiedliche Musikstile, die trotz stellenweise genrefremden Tunes nie den psychedelischen Rahmen weit verlassen, oder aber auch durch die Instrumentierung. Flöte, Geige, Cello, Saw Harp und Kalimba sorgen für den dörflich-folkigen Touch und ansonsten hat es auch jede Menge exotisches Zeugs wie Regenmacher, Kleiderständer und Gasflasche.
Auf dem musikalischen Marktplatz geht es zur Sache. Man spürt, musikalisch umgesetzt, die Aufregung und den Zorn und auch die Gängelung des Volkes. Das alles schaffen Simeon Soul Charger durch hervorragendes Songwriting und mindestens zwei Händchen für Spannung und Melodie. Markus meinte beim Vorgänger »... denn die auf diesen 13 Tracks offen gelegte Musikalität und das technische Können sprechen Bände«. So ist es, ich ziehe den Hut vor dieser Truppe, die es mühelos schafft, eine seit langen Jahren vergangene musikalische Zeit wiederzubeleben. Die gekonnte Verbindung aus 70er-Jahre-Folk und ebenso alten psychedelischen Weisen im Hier und Jetzt tut gut. Man kann keine Nummer für sich alleine betrachten, denn es wird eine Geschichte erzählt und die dauert nun mal fast siebzig Minuten. Trotzdem steht jeder Song auch für sich alleine für höchsten Hörgenuss.
Line-up:
Aaron Brooks (vocals, guitar, keyboards, piano, kalimba, coat rack)
Rick Phillips (guitar, mandolin, vocals)
Spider Monkey (bass, vocals, percussion)
Joe Kidd (drums, percussion, vocals, propane tank)
Guests:
Sandra Rieger (violin)
Susi Salomon (violin)
Frederike Seeßelberg (cello)
Cindy Robertson (flute) Manfred Seneberg (tablasm rain stick, earth drum, bells)
Claudia Volino (saw harp)
Tracklist |
01:Overture (3:29)
02:Babylon Grove (5:31)
03:All's Fair In Harmony Square (6:02)
04:Miss Donce (3:14)
05:Spinning Across The Grass (2:29)
06:Doris (2:12)
07:Oh What A Beastly Boy (3:18)
08:The Piper's Prize (2:41)
09:The Devil's Rhapsody (5:20)
10:The Changing Wind And Reign (6:11)
11:The Advent Of Awakening (6:21)
12:King Charles Norman's Castle (8:01)
13:See Sharp (2:54)
14:Rayoweith's Guillotine / A Gift From The Sky (3:43)
15:Ashes (5:56)
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