Simeon Soul Charger / Meet Me In The Afterlife
Meet Me In The Afterlife Spielzeit: 63:21
Medium: CD
Label: Gentle Art Of Music, 2011
Stil: Psychedelic Rock

Review vom 02.03.2011


Markus Kerren
Für sämtliche Bands dieses Planeten gibt es eine felsenfeste, unumstößliche Regel: Wer den ganz großen Erfolg einfahren will, der muss die USA knacken, bzw. sich dort die Fanscharen erobern und erspielen. Man fängt in der Heimat ganz unten auf der Erfolgsleiter an und wenn es immer besser läuft und erfolgreicher wird, beginnt man das Großziel Amerika in Angriff zu nehmen. Vollkommen auf den Kopf wird diese Regel von der Band Simeon Soul Charger gestellt. Die kommen nämlich eigentlich aus dem US-Bundesstaat Ohio, haben aber wohl gehört, dass Deutschland auch ein gutes Pflaster ist und dann beschlossen, ihre Zelte in Bayern aufzuschlagen und dort ihr Hauptquartier einzurichten.
Die Rechnung scheint aufzugehen, denn der Vierer hat sich bereits einen sehr guten Namen erspielt und für die nahe Zukunft sind schon um die dreißig Konzerte in ganz Europa und dazu noch ein paar dicke Open Airs gebucht. Im Gepäck wird das Quartett dann auch sein Debüt-Album "Meet Me In The Afterlife" haben, um das es in diesem Review gehen soll. Wenn man ein bisschen bezüglich den Amerikanern recherchiert, dann fällt auf, dass man unheimlich oft über den Namen Led Zeppelin als Referenz-Band stolpert. Damit wird die Messlatte natürlich erstmal verdammt hoch angelegt, was die Truppe allerdings nicht im Geringsten zu jucken scheint. Also, dann mal los ...
Wenn man sich die Platte so zu Gemüte führt, dann wird eigentlich relativ schnell klar, woher die Vergleiche zu den Engländern kommen. Zum einen ist bei den Songs eine sehr ausgeprägte Vielseitigkeit festzustellen, zum anderen ist da Aaron Brooks' hoher Gesang, der sich ab und an ähnlich dem eines Robert Plant in den Siebzigern anhört und schließlich hat die Band einen ganz eigenen Stil am Start, der zwischen hart rockenden Riffs und auch mal folkigen Teilen ("Into The Afterlife") zielsicher auf- und abschreitet. Aber das ist noch lange nicht alles, denn auch Country-Einflüsse sind festzustellen. Und schließlich versprühen einige Tracks aufgrund des Gesangs das Flair eines Theater- bzw. Musical-Stücks.
Kompositorisch balancieren Simeon Soul Charger zwischen den Stilen auf einem ganz hohen Drahtseil, von dem sie aber nie abstürzen. Da wird auf allen Spielplätzen des Oberbegriffs 'Rock' traumwandlerisch sicher vorgegangen. Dazu trägt die Vielzahl der eingesetzten Instrumente zum Abwechslungsreichtum bei. "Meet Me In The Afterlife" ist die reinste Entdeckungsreise, da man nie so genau weiß, welche Überraschung einen in den nächsten Sekunden überfällt. Hätten Zeppelin heute so geklungen, wären sie noch aktiv? Keine Ahnung, aber die Frage ist eh hypothetisch und nicht zu beantworten.
Nicht unwesentlich sind auch die Psychedelic-Anteile, die zum Beispiel in einem Song wie "Europa's Garden" stark zum Tragen kommen. Erstaunlich, wie versiert die vier, offensichtlich noch relativ jungen, Musiker auf diesem Album zu Werke gehen. Auch mehrstimmiger Gesang wird bei einigen Stücken geboten (wie etwa "Into The Afterlife"), bei denen dann Rick Phillips und der Drummer Joe Kidd auch mit ihren Vocals punkten können.
Wünschen wir Simeon Soul Charger, dass sie die anstehenden Live-Aktivitäten ebenso beeindruckend bewältigen werden, wie ihre Debüt-Scheibe. Wirklich Angst zu haben braucht man davor nicht, denn die auf diesen 13 Tracks offen gelegte Musikalität und das technische Können sprechen Bände. Ach ja, um die anfangs aufgeworfene Frage noch zu beantworten: Die Amerikaner hören sich nicht wie Led Zeppelin an (dafür sind die reinen Rock-Stücke zu sehr in der Unterzahl), aber die weiter oben aufgeführten Parallelen sind tatsächlich vorhanden. Hört mal in Stücke wie "And He Skinned Them Both", "Child's Prayer", "Europa's Garden" oder "Through The Trees They Talk" rein. Es lohnt sich!
Line-up:
Aaron Brooks (lead vocals, guitars, keyboards, doumbek, bucket of nails)
Rick Phillips (guitars, mandolin, tambourine, washboard, jug of coins, vocals)
Spider Monkey (bass, banjo)
Joe Kidd (drums, doumbek, djembe, hammer, board, tambourine, vocals)
Tracklist
01:Vedanta (The Nothing)
02:God Lends A Hand
03:Through The Trees They Talk
04:Tooth
05:And He Skinned Them Both
06:Please
07:Europa's Garden
08:Europa's Garden (Reprise)
09:Into The Afterlife
10:Song Of The Sphinx
11:Child's Prayer
12:Dear Mother
13:Swallowing Mouth
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