Simple Minds / X5
X5 Spielzeiten:
Life In A Day (52:04)
Real To Real Cacophony (52:50)
Empires And Dance (63:45)
Sons And Fascination (64:10)
Sister Feelings Call (48:40)
New Gold Dream (81-82-83-84) (78:32)
Medium: CD-Box
Label: Virgin Records, 2012 (1979 - 1982)
Stil: Art Pop, New Wave, Punk


Review vom 24.02.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Die Simple Minds sind definitiv ein Stück britische Rock-Geschichte. Die "X5"-Box dokumentiert auf sechs CDs den musikalischen Tonträger-Einstieg der Band. Die Dokumentation beginnt mit dem 1979 erschienen "Life In A Day" und endet bei "New Gold Dream (81-82-83-84)" aus dem Jahr 1982. Dazwischen liegen "Real To Real Cacophony" (1979), "Empires And Dance" (1980) und "Sons And Fascination" sowie "Sister Feelings Call" (beide 1981).
Die stabile Box kommt ohne Booklet daher und die Platten sind in Pappschubern mit den originalen Coverbildern verpackt. Auf den Rückseiten sind außerdem die jeweiligen die Bonus Tracks aufgeführt. "Sons And Fascination" und "Sister Feelings Call" sind in einem Gatefold-Sleeve zusammengefasst. "X5" kommt so gesehen hin. Es sind aber letztendlich sechs Scheiben.
Wie wichtig es der Band mit dieser Box ist, zeigt, dass sie sich mit dem Songmaterial der Platte auch auf Konzertreise begibt. Diese trägt den Titel '5X5-Tour'. Aus jedem Album der Box werden fünf Songs live gespielt. Auch so wird man Zeuge der sagenhaften Entwicklung dieser Gruppe von einer Punk-/New Wave-Band zur angesagten Art Pop-Combo. Wenn man die Silberlinge an sich Revue passieren lässt, kann man kaum glauben, dass die Gruppe selbst in der relativ begrenzten Zeit von nur vier Jahren einen derartigen künstlerischen Werdegang vollzogen hat.
Life In A DayJa ja, "Life In A Day" ... das Leben gleitet im Zeitraffer an einem vorbei. Doch, doch, es ist Jim Kerr, der hier singt. Unglaublich, aber wahr. Die Simple Minds haben ein diffuses Gesicht, sind wohl noch in einer Art Findungs-Phase. Scharfe Gitarren-Riffs und Soli konkurrieren mit eingängigen Melodien. Die Songs klingen irgendwie austauschbar, erinnern sehr an damals angesagten Gruppen wie Roxy Music, die zu dem Zeitpunkt schon entschieden mehr Schritte auf der Beliebtheitsskala voraus waren. Hörenswert sind die Violinen-Einsätze von Charles Burchill. "Garden Of Hate" hat Blues-Wurzeln und "Pleasantly Disturbed" ist ein fast achtminütiges Opus und kann mit Velvet Underground verglichen werden. Das erste Album ist nicht überwältigend, aber interessant ist es schon. Legt man die Messlatte an die Zeitleiste der noch folgenden Veröffentlichungen an, war "Life In A Day" ein netter Beginn.
Alle Scheiben in der "X5"-Box verfügen über Bonus Tracks. Insgesamt sind es neunzehn an der Zahl. Der Simple Minds-Erstling ist um zwei Songs erweitert worden. "Special View" wurde als B-Seite der Vinyl-Single "Life In A Day" veröffentlicht und "Garden Of Hate" befand sich auf der "Chelsea Girl"-7".
Real To Real CacophonyNur kurze Zeit später war "Real To Real Cacophony" auf dem Markt. Hammer, das sollen die Simple Minds sein? Im Vergleich zum Debüt scheint hier eine völlig andere Band am Ruder zu sein. Die Punk-Anleihen sind fast wie vom Tisch gefegt. Die Glasgower zeigen sich von ihrer experimentierfreudigen Seite. Effektvoll ziept und fiept es an allen Ecken. Die Gruppe klingt bizarr und im weitesten Sinn übernehmen die Keyboards das Geschehen. Wenn Charles Burchill mit seiner Gitarre zur Stelle ist, dann werden tolle, krachende Riffs abgeliefert. "Premonition" hat einen klasse Groove und animiert zum Tanzen. "Changeling" rockt! Diese Album-Veröffentlichung zeigt die Simple Minds in einem anderen, wesentlich besseren Licht als beim Vorgänger. Der Opener "Real To Real" erinnert an Kraftwerk und der Karneval in "Carnival (Shelter In A Suitcase)" findet auf der Kirmes statt. Wenn auch kurz, ist "Cacophony" ein düsterer Gitarren-Trip und insgesamt zeigen die Simple Minds, wie hochklassiger New Wave zu klingen hat. Gleich danach serviert uns das schottische Quintett eine dunkle Sound-Collage der besonderen Art: "Veldt". "Calling Your Name" hat Pop-Charakter und vor den Bonus Tracks setzt "Scar" einen eher minimalistischen Schlusspunkt. Die Combo beamt sich mit dem zweiten Tonträger vom mittleren Notenbereich in den obersten. Bei den drei Extra-Liedern, mit "Premonition" als Live-Track aus dem Jahr 1979, verhält es sich nicht anders.
Empires And DanceAn und für sich verging bis zur Veröffentlichung von "Empires And Dance" auch nicht so viel Zeit. Waren es vorher sieben Monate, wurden daraus nun zehn. Hingen die Jungs viel in den Discos ab, bevölkerten den Dancefloor? Zumindest der Opener "I Travel" klingt schwer nach Club-Atmosphäre und auch bei "This Fear Of Gods" heißt es: 'darf ich bitten...'. Diese Stücke sind einfach coole Nummern. Die Batterien der Band sind voll aufgeladen und es steckt viel Energie in den Tracks. Man hat immer noch eine experimentelle Ader ("Twist/Run/Repulsion"). Vertrackt und kurios-schön kommt "Constantinople Line" daher. Der Hörer hat das Gefühl, irgendwann muss die Nummer doch mit einem treibenden Beat abgehen, aber letztendlich bleibt es bei einer verschachtelten Rhythmik. Klasse sind die Keyboard-Blitzlichter von Michael MacNeil in diesem Track. Bei den drei Bonus Tracks passt "New Warm Skin" (damals als B-Seite der "I Travel"-Single erschienen) ins musikalische Konzept des Albums und die beiden Maxi-Versionen von "I Travel" sowie "Celebrate" sind einfach toll.
Sons And FascinationDer Produzent John Leckie hatte seine Schuldigkeit getan und für ihn saß bei "Sons And Fascination" sowie "Sister Feelings Call" Steve Hillage (Gong) an den Reglern. Über die unterschiedlichen Veröffentlichungsformen der beiden Platten möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen. In der vorliegenden "X5"-Box kommen die zwei Scheiben als Doppeldecker daher und auch hier wird von den Simple Minds musikalisch viel geboten. Retrospektiv haben die beiden Platten eine Art Zwitterstellung zwischen "Empires And Dance" und "New Gold Dream (81-82-83-84)". Sister Feelings CallDie Gruppe konzentriert sich auf das Wesentliche. Einen überzogenen Bombast vermisst man hier und die Nummern glänzen durch tolle Arrangements. Hypnotisch konnten die Simple Minds auch noch sein. "Theme For Great Cities" und "In Trance As Mission" sind immer noch Lieblinge. Auch hier seien die Song-Zugaben mit zwei Live-Nummern und besonders "This Earth That You Walk Upon" als Instrumental empfohlen.
New Gold Dream (81-82-83-84)Wurde bei "Sons And Fascination" und "Sister Feelings Call" der Produzent ausgetauscht, ließ dann Drummer Brain McGee den Schlagzeugschemel verwaist zurück. Gleich drei Männer trommeln auf dem Durchbruch-Album "New Gold Dream (81-82-83-84)". Kenny Hyslop, Mike Olgetree und Mel Gaynor teilen sich die Rhythmusarbeit. Letztgenannter sollte dann weiterhin bei den Simple Minds für den guten Fell- und Becken-Ton sorgen. Dieses Album brachte der Band zu Recht Ruhm und Ehre. Die zehn Songs haben sich im Hirn festgebrannt. Klangtechnisch hat Peter Walsh alles vom Feinsten in Szene gesetzt und selbst die vielleicht nicht ganz so bekannten Nummern der Scheibe haben eine nicht von der Hand zu weisende Faszination. Da ist man immer noch ein großer Fan dieser Platte und auch die balladesken Momente am Ende des Albums beeindrucken auch heute noch, besonders "King Is White And In The Crowd". Auch bei den Bonus Tracks wird hier aus dem Vollen geschöpft. Gleich um sechs Lieder hat man die Tracklist erweitert. Perfekt!
Alle regulären Album-Titel liegen als remasterte Version aus dem Jahr 2002 vor und bei den Bonus Tracks hat man ganz aktuell Hand angelegt. Die "X5"-Box ist trotz eines fehlenden Booklets sehr zu empfehlen. Kompakt kann man den Werdegang der Simple Minds von den ersten Gehversuchen bis hin zum Durchbruch in nur wenigen Jahren so oft man will nachvollziehen. "X5" lohnt sich allemal und man kommt bei einem günstigen Preis voll auf seine Kosten.
Line-up: Life In A Day
Jim Kerr (vocals)
Charles Burchill (guitar, violin, vocals)
Michael MacNeil (keyboards, vocals)
Derek Forbes (bass, vocals)
Brian McGee (drums, percussion, vocals)
Line-up: Real To Real Cacophony
Jim Kerr (vocals)
Charles Burchill (guitar, violin, saxophone, vocals)
Michael MacNeil (keyboards, vocals)
Derek Forbes (bass, vocals)
Brian McGee (drums, percussion, vocals)
Line-up: Empires And Dance
Jim Kerr (vocals)
Charles Burchill (guitar, saxophone, vocals)
Michael MacNeil (keyboards, vocals)
Derek Forbes (bass, fretless bass, vocals)
Brian McGee (drums, percussion, vocals)
Line-up: Sons And Fascination
Jim Kerr (vocals)
Charles Burchill (guitars)
Michael MacNeil (keyboards)
Derek Forbes (basses)
Brian McGee (drums)

With:
Ken Lochie (chorus)
Jacqui (chorus)
Line-up: Sister Feelings Call
Jim Kerr (vocals)
Charles Burchill (guitars)
Michael MacNeil (keyboards)
Derek Forbes (basses)
Brian McGee (drums)

With:
Ken Lochie (chorus)
Jacqui (chorus)
Line-up: New Gold Dream (81-82-83-84)
Jim Kerr (vocals)
Charles Burchill (guitars, effects)
Michael MacNeil (keyboards, effects)
Derek Forbes (basses, vocals)
Brian McGee (drums)
Kenny Hyslop (drums - #3)
Michael Ogletree (drums - #2,5,6, percussion) Mel Gaynor (drums - #1,4,6 - 9)

With:
Herbie Hancock (keyboards, vocals - #8)
Sharon Campbell (vocals)
Tracklist
CD 1:Life In A Day (1979)
01:Someone (3:43)
02:Life In A Day (4:06)
03:Sad Affair (2:46)
04:All For You (2:51)
05:Pleasantly Disturbed (7:59)
06:No Cure (3:35)
07:Chelsea Girl (4:35)
08:Wasteland (3:46)
09:Destiny (3:39)
10:Murder Story (6:24)

Bonus Tracks:
11:Special View (4:17)
12:Garden Of Hate (4:28)
CD 2: Real To Real Cacophony (1979)
01:Real To Real (2:50)
02:Naked Eye (2:23)
03:Citizen (Dance Of Youth) (2:54)
04:Carnival (Shelter In A Suitcase) (2:51)
05:Factory (4:15)
06:Cacophony (1:41)
07:Veldt (3:34)
08:Premonition (5:29)
09:Changeling (4:12)
10:Film Theme (2:27)
11:Calling Your Name (5:07)
12:Scar (3:37)

Bonus Tracks:
13:Kaleidoscope (4:19)
14:Film Theme Dub (1:29)
15:Premonition (Live At Hurrah's Club, New York: 24/10/79) (5:45)
CD 3: Empires And Dance (1980)
01:I Travel (4:05)
02:Today I Died Again (4:39)
03:Celebrate (5:09)
04:This Fear Of Gods (7:01)
05:Capital City (6:17)
06:Constantinopole Line (4:45)
07:Twist/Run/Repulsion (4:40)
08:Thirty Frames A Second (5:05)
09:Kant-Kino (1:53)
10:Room (2:35)

Bonus Tracks:
11:New Warm Skin (4:36)
12:I Travel (Extended) (6:15)
13:Celebrate (Extended) (6:48)
CD 4: Sons And Fascination (1981)
01:In Trance As Mission (6:54)
02:Sweat In Bullet (4:30)
03:70 Cities As Love Brings The Fall (4:50)
04:Boys From Brazil (5:31)
05:Love Song (5:04)
06:This Earth That You Walk Upon (5:28)
07:Sons And Fascination (5:23)
08:Seeing Out The Angel (6:14)

Bonus Tracks:
09:Sweat In Bullet (Extended Remix) (7:24)
10:In Trance As Mission (Live At Hammersmith Odeon, London: 25/09/81)
11:This Earth You Walk Upon (Instrumental) (5:27)
CD 5: Sister Feelings Call (1981)
01:Theme From Great Cities (5:52)
02:The American (3:51)
03:20th Century Promised Land (4:55)
04:Wonderful In Young Life (5:21)
05:League Of Nations (4:57)
06:Careful In Career (5:09)
07:Sound In 70 Cities (5:10)

Bonus Tracks:
08:The American (Extended Mix) (7:03)
09:League Of Nations (Live At Hammersmith Odeon, London: 25/09/81)
CD 6: New Gold Dream (81-82-83-84) (1982)
01:Someone Somewhere In Summertime (4:38)
02:Colours Fly And Catherine Wheel (3:50)
03:Promised You A Miracle (4:28)
04:Big Sleep (5:01)
05:Somebody Up There Likes You (5:00)
06:New Gold Dreams (81-82-83-84) (5:39)
07:Glittering Prize (4:33)
08:Hunter And The Hunted (5:56)
09:King Is White And The Crowd (7:07)

Bonus Tracks:
10:Promised You And Miracle (Extended Version) (4:51)
11:Glittering Prize (Club Mix) (4:58)
12:Someone Somewhere In Summertime (Extended Mix) (6:04)
13:Soundtrack For Every Heaven (4:59)
14:New Gold Dream (German 12" Remix) (7:01)
15:In Every Heaven (4:27)
Externe Links: