Die fränkischen Rocker mit ihrem zweiten Album! Benannt nach einem der Wahrzeichen der Stadt Nürnberg dockt der Vierer, bestehend aus
Joschi Hensel (vocals),
Tommy Resch (drums),
Benno Baum (guitars) und
Dierk von Tesmar (bass), erfolgreich an das schon von meinem Kollegen
Alexander Mathias beleuchtete 2008er Debütwerk
True Sense.
Alle elf Stücke, im Kollektiv selbst kreiert und auch produziert, bieten solide (Hard) Rock-Kost amerikanischer Prägung (die deutsche Note erkennt man aber trotzdem), allerdings ohne allzu große kommerzielle Avancen. Ein gewisser rauer Charme ist omnipräsent (also keine Tendenzen zur Glattbügelei wahrnehmbar), was dem Vierer einiges an Sympathiepunkten einbringt. Hapern tut's aus meiner Sicht beim Wiedererkennungswert und fehlendem Hitpotential vieler Stücke. Das könnte in Sachen Popularitätsgewinn langfristig eventuell ein Problem darstellen.
Dennoch eine Scheibe, die es lohnt anzuhören. Schwer stampfende, groovende E-Gitarrenriffs, heftiges Schlagzeuggepolter (teilweise mit Headbangkompatibilität) als Rhythmusuntermalung,
Hensels immer mit einem Tacken Aggressivität daher kommende Stimme (hier fehlt aber noch ein wenig das Charisma) und einige schöne E-Soli bieten genau die Kost, um dem Anforderungsprofil des Genres gerecht zu werden. Zu internationalem Format, wie dem eines
Axel Rudi Pells beispielsweise, ist allerdings noch etwas Luft nach oben.
Mir gefällt's am besten, wenn die Band um ein gewisses Maß an Eingängigkeit bemüht ist und die harsche Grundpace etwas drosselt. Das ist bei Stücken wie "The World's A Different Place" (dezentes Heartland-Flair,
Lizzy-artiges E-Solo), dem kernigen "Killing Fields" (hier wurde aber ordentlich zu
Gary Moore rüber geschielt…), "Peruvian Girl" (
Simple Minds-Charakter) und dem mit schönen Stimmungswechseln ausgestatteten "24/7" (
Hensels Gesang erinnert hier ein wenig an
Jon Bon Jovi, zwei schöne E-Soli) der Fall. Im Uptempo-Bereich sagt mir das flotte, treibende "Weary Man" (quirliges E-Solo) zum Schluss am meisten zu.
Sinwell reihen sich somit zufriedenstellend in die Liste deutscher Vertreter in diesen Gefilden wie
Wild Frontier,
Midnite Club,
Jaded Heart,
Mad Max & Co. ein. Mit zwei ordentlichen Alben im Rücken sollten sie problemlos beim einen oder anderen der gängigen Freiluftfestivals oder im Vorprogramm mancher, bereits renommierter Band des Genres (oder angrenzender Bereiche - bei
Molly Hatchet könnte ich sie mir z. B. als Support auch gut vorstellen) in der laufenden Saison als Anheizer einen Platz finden. Unterm Strich ein mehr als ordentliches Zweitwerk!