Sioen / A Potion
A Potion Spielzeit: 48:31
Medium: CD
Label: Universal Music Belgium, 2007
Stil: Klassic Rock


Review vom 17.05.2007


Christoph Segebard
Es kommt wahrlich nicht oft vor, aber manchmal geschieht es doch: Man bekommt eine neue CD, und bereits der erste Song lässt einem den Atem stocken und erschlägt einen beinahe - so gut ist die Musik.
Dieses Mal kommt sie aus Belgien. In diesem Nachbarland müsste man Frederik Sioen nicht mehr vorstellen, denn er hat, wenn man dem Promotext glauben darf, in seiner Heimat bereits Superstar-Status erreicht. …Und auch die Verkaufszahlen sprechen eine deutliche Sprache. Das Debüt von 2003, "See You Naked", bekam bald schon Gold und den belgischen 'Musik-Oscar' Zamu als bestes Erstlingswerk. "See You Naked" öffnete Sioen auch die Türen für die größten belgischen Festivals, die im Jahr darauf mit großem Erfolg in Angriff genommen wurden. Das Frühjahr 2005 markierte dann die Veröffentlichung seines Zweitwerks "Ease Your Mind", das innerhalb weniger Monate ebenfalls Goldstatus erreichte.
Großer Erfolg also, dem sich 2006 Universal angenommen haben, um ihn in die ganze Welt, verstärkt aber die umliegenden Länder zu tragen. …Und wenn man mich fragt, stehen die Chancen nicht schlecht.
Selten habe ich ein so eindringliches Album gehört. Die Melancholie auf "A Potion" ist von einer zerbrechlichen, aber energiegeladenen und manchmal sogar tragischen und dramatischen Schönheit und kriecht sofort in jede Gehirnwindung, um sich mit Nachdruck dort festzusetzen. Mal fröhlich, meist aber traurige Klänge entlockt Frederik Sioen seiner eigenen Stimme sowie dem Piano. Diese beiden Komponenten sind der Kern von "A Potion" und eigentlich das Einzige, was der Multiinstrumentalist bräuchte, um bewegende Musik zu schreiben. Weitere Instrumente werden punktiert und überlegt eingesetzt, sodass sie nichts von der Stimmung zerstören.
Diesen Effekt von absoluter atmosphärischer Dichte und extrem direktem Klang, dass man denkt, jemand singt einem genau ins Ohr, kannte ich sonst nur von Deadsoul Tribe oder Robert Plant; speziell auf "Mighty Rearranger".
Sioen ist die einzigartige Symbiose aus klassischer Musik, Rock und Jazz. Und während ich das tippe, wird mir klar, wie lächerlich unwichtig bei Sioen die Genreeinordnung ist. Dieses unglaubliche Gefühl für Ästhetik mit minimalistischen Mitteln sucht meiner Ansicht nach seinesgleichen und verfehlt die Wirkung nicht, die mit Worten kaum zu beschreiben ist.
Und so sehr ich Sioen auch lobe; immer bleibt also etwas Undefinierbares, worauf man nicht genau den Finger deuten kann, und das jeder für sich selbst erfahren muss.
…Verstanden? Uneingeschränkte Kaufaufforderung für diesen Zaubertrank!
Line-up:
Frederik Sioen (vocals, piano, glockenspiel, harmonium, flute)
Fritz Sundermann (guitars, backing vocals)
Laurens Smagghe (drums, backing vocals)
Sjang Coenen (bass, bariton sax, backing vocals)
Jeroen Baert (guitars, violins, viola)
Tracklist
01:A Potion
02:What I Fail To Understand
03:It Didn't Last
04:Ready For Your Love (high)
05:Suicidal Sunset
06:I Need A Drug
07:No Conspiracy At All
08:Communicate
09:A Melody
10:She Likes It Better
11:Son Lonely
12:I Play A Song For You
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