Glasklarer Fall von Etikettenschwindel – könnte man meinen, wenn man auf dem Promozettel oder der Website über Bandnamen wie Flogging Molly, Dropkick Murphys oder gar die Pogues stolpert. Dazu noch die Stilbezeichnung 'Celtic rock/punk' und (zumindest bei mir) ist eine Erwartungshaltung geweckt, der die Band nicht gerecht werden kann. Für das, was ich danach erwarten würde, fehlen etliche Pfund Rotz, unendliche Liter Suff und ein Riesenhaufen Straßendreck.
Wenn ich aber von dieser (zugegebenermaßen bestimmt ungerechten) Erwartungshaltung weggehe und mir die Scheibe nochmal und nochmal anhöre, dann ist das, was da erklingt, ziemlich coole Mucke, auch wenn ich mich mit dem Begriff Punk in diesem Zusammenhang schwertue – vom Tempo her kommt das teilweise schon hin, nicht aber von der Attitüde, vom Feeling.
Aus Schweden kommt die Band, die sich um den irischen Sänger Brendan gruppiert hat. Alle Mitglieder verfügen über 'nen ganzen Haufen Erfahrung und recht unterschiedliche musikalische Hintergründe. Da wären der 'alte Hardrocker' und (ursprünglich eigentlich Gitarrist) Mats Lindström an der irischen Bouzouki, der gebürtige Finne Juba am Bass, Erik, der mit 13 Jahren die Klarinette gegen die Schießbude tauschte, die Geigerin Karin, die als zweites Instrument ein Fagott bedient sowie Chris an der elektrischen Gitarre.
Hervorgegangen sind Sir Reg aus The Barcrawlers, die sich mit Cover-Songs den Allerwertesten abtourten. Neben den üblichen Verdächtigen der Irish-Szene ( The Pogues, Horslips, Flogging Molly, The Dubliners und Dropkick Murphys ) hatten sie damals auch Rock von Beatles und
David Bowie sowie Brit-Pop von Blur und Oasis im Gepäck.
Sir Reg war dann 2009 der Schritt weg von der Coverband, hin zu den eigenen Sachen. Und denen merkt man die Jahre des Coverns ein Stück weit an; wenn man all diese Einflüsse in einen großen Topf wirft, kräftigst umrührt und noch eine gute Prise Sir Reg-Eigengewürz dazu gibt, dann hat man so ungefähr das, was den "21st Century Loser" ausmacht.
Aber, auch wenn ich oben mit dem 'Punk' gehadert habe, die Scheibe macht Spaß! Dem Einen oder Anderen mag sie vielleicht einen Tacken zu sauber sein, aber stillsitzen kann dabei wahrscheinlich niemand. Und nicht nur der Titelsong hat Ohrwurmpotential, auch das softere "At The End Of The World" ist ein echter Hinhörer. Selbst die weniger 'irischen' Nummern, wie beispielsweise "Walking Into Doors" sind reizvoll. Doch eigentlich sind diese Beispiele fast schon willkürlich rausgepickt, denn auf dem Silberling ist kein Ausfall zu finden. Im Gegenteil, die Scheibe wird mit jedem Hören besser – ist allerdings nicht auf die Nacht zu empfehlen, da sie (zumindest auf mich) wirkt, wie zwei Kannen starker Kaffee.
Die Songs sind durch die Reihe abwechslungsreich, aber mit klarer Linie und im Gesamtpaket stimmig. Jeder in dieser Band beherrscht sein Handwerk richtig gut und stellt es jeweils songdienlich zur Verfügung. Cool die mehrstimmigen Gesänge, eine wunderbare Violine, starkes Schlagzeug und eine bezaubernde Bouzouki – hab ich was vergessen? Achja, geile Gitarrenarbeit und ein bulliger Bass... eigentlich beste Voraussetzungen, um aus dem "21st Century Loser" einen "21st Century Winner" zu machen.
Line-up:
Brendan (acoustic guitar and lead vocals)
Karin (fiddle)
Erik (drums and vocals)
Juba (bass)
Chris (electric guitar and vocals)
Mats (bouzouki)
Tracklist |
01:Emigrate
02:Raise Your Hand
03:'Til The Dead Come Alive
04:At The End Of The World
05:Walking Into Doors
06:Banquet For Dreamers
07:21st Century Loser
08:Live For Today
09:City Of Tragedy
10:All The Remains
11:We'll Rise Again
12:21st Century Loser Part 2
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