Hatten mir die beiden Vorgänger dieses schwedischen Quartetts,
Switchblade Serenades
und
True Sound Of The Underground, schon außerordentlich gut gefallen und war auch mein letztes Live-Erlebnis mit Frontfrau
Liv und ihren drei Jungs eines der besseren Sorte, so wollte ich diese neue Scheibe natürlich ganz schnell in meinem Player wiederfinden. Als Support von
U.D.O. hatten sie vor rund einem Jahr schon die neue CD angekündigt, jedoch noch nichts davon als kleinen Teaser in die Setliste eingebaut. Kleine Randbemerkung: Mir war damals schon - und nicht zum ersten Mal - aufgefallen, wie krass doch der Gegensatz zwischen dieser rotzigen Attitüde auf der Bühne und dem freundlich-schüchternen persönlichen Kontakt nach der Show gewesen ist. Aber so ist das wohl im Rock'n'Roll-Business…
Nun also haben wir das Ding endlich vorliegen, "Now And Forever" heißt die jüngste Veröffentlichung aus dem Hause der Göteborger und es fällt sofort auf, dass es im Vergleich zu den beiden vorgenannten Scheiben einen Wechsle am Tieftöner gegeben hat. Der Neue lauscht auf den schönen Namen
Strandh und ein erster Kontrolldurchlauf enthüllt, dass er sich klanglich sehr gut einfügt.
Elf dreckige Tracks haben die Schweden auf knapp vierzig Minuten verteilt und an jeder Ecke kommt diese herzerfrischende Fuck-you-Einstellung durch. Nicht umsonst sagt man der Sängerin ja nach, dass sie »more balls than any of the other guys« hat, die seinerzeit um den Posten am Mikro gekämpft hatten. Das kurze instrumentale Intro "MMXII" wirft schwere und düstere Schatten voraus und lässt sich nach exakt einer Minute von einem knallharten Riff ablösen. "End Of The Line" (ganz klarer Anspieltipp, wenn nicht sogar der beste Song des Albums!) sagt uns direkt, dass wir nicht mit großartigen Änderungen in der musikalischen Ausrichtung rechnen müssen. Hartes Riffing, treibende Trommeln und ein paar ganz fixe Läufe auf Jimmy Hitulas Gitarre bieten den perfekten Rahmen für Livs altbewährter Mischung aus kerniger Röhre und doch melodiöser Stimm-Modulation. »Fuck you! Fuck them & fuck the world too! Do I look like some bitch to you?!« Eine Kernaussage der Frontfrau im "Fight Song", die garantiert aus dem Leben der zierlichen Schwedin stammt. Und auch Textstellen wie »Drink up, smash the glass« reihen sich wunderbar in diesen leicht angepunkten Mix aus sleazigem Heavy Rock und kernigem Heavy Metal, perfekt und deftig intoniert z. B. bei "In It For Life".
Bis auf den stimmungsvollen, in den ersten zwei Minuten auf Piano und Vokalpart beschränkten Rausschmeißer "Morning After", der sich als durchaus gefühlvolle Power-Ballade präsentiert, geben uns alle anderen Songs eher angezogenes Tempo der bislang bewährten Machart der Sündenschwestern. Mir fällt auch nach mehrmaligen Umläufen nicht ein wirklich schwacher Titel auf. Ob die Schweden mit diesem Werk voll an die Klasse des Vorgängers heranreichen, möchte ich nicht mit finaler Bestimmtheit konstatieren. Dass der Abstand, so überhaupt vorhanden, nicht groß ist, das kann ich allerdings vollmundig und aus ganzem Herzen bestätigen. Der Stellenwert der Band sollte sich spätestens mit dieser Scheibe vollkommen manifestieren und auch der letzte selbsternannte Kenner der Szene darf hier nicht mehr vorbei schauen. Tack så mycket för allt, kolleger!