Hübsche, leicht bekleidete Damen auf Coverartworks sind ein ziemlich sicheres Indiz für Glam- und Sleaze Metal. Kommt dann noch ein so genrekompatibler Bandname wie Skill In Veins hinzu, den die schöne Unbekannte so auffällig auf die Schulter 'gephotoshopt' bekommen hat, stehen alle Zeiger unmissverständlich auf Achtziger.
Lässt man das vorliegende, gleichnamige Debütwerk dann seine Umdrehungen im CD-Player tun, bestätigen sich diese Vermutungen innerhalb weniger Sekunden: Hier haben einige Jungspunde im Plattenschrank ihrer älteren Geschwister gewühlt und sich am guten, alten, schmierigen Hard Rock gütlich getan, der vor ca. einem Vierteljahrhundert seine Hochphase feierte.
Dass man bei den 50 Minuten Spielzeit schnell an Referenzgrößen wie Skid Row (mit Sebastian Bach, versteht sich), Cinderella, Ratt, Lynch Mob, Cry Of Love und Konsorten erinnert wird, sollte somit niemanden verwundern. Vielmehr wird der Szene-Kenner bei der hier präsentierten Genre-Interpretation freudig die Ohren spitzen und das Haupt schütteln, denn der italienische Vierer um den talentierten Gitarristen Andrea 'Andream' Lanza hat gar Vortreffliches auf Silberscheibe bannen können.
Skill In Veins sind das Baby eben jenes Signore Lanza, der sich im vorigen Jahr an den renommierten Produzenten und Musiker Alessandro Del Vecchio (u.a. Glenn Hughes, Ian Paice, Edge Of Forever, Eden's Curse, Moonstone Project) wandte, um seine Songs in eine professionelle Form bringen zu lassen. Del Vecchios zahlreichen Szenekontakten ist es zu verdanken, dass Lanza die passenden Mitstreiter an die Seite gestellt werden konnten, von denen besonders Drummer Francesco Jovino den europäischen Metal-Fans durch seine Tätigkeit bei U.D.O. bekannt sein sollte.
Gemeinsam haben die vier Musiker ganze Arbeit geleistet und hier elf überaus abwechslungsreiche Killertracks versammelt, die zum einen unterstreichen, dass es auch in Südeuropa eine funktionierende Sleaze-Szene gibt, und zum anderen auch einmal mehr zeigen, dass dieser Musikstil weiterhin seine (junge) Anhängerschaft und somit noch immer seine Existenzberechtigung hat - in dieser Zeit womöglich viel mehr, als viele Jahre zuvor.
Songs wie der furiose Opener "Can't Ride My Soul", das deutlich an Skid Row angelehnte "Skulls On The Way" oder der Wutbrocken "Youth Times" versprühen gleich zu Anfang der Silberscheiblette ordentlichen Sleaze-Vibe und warten dann und wann gar mit Doublebass-Geballer auf - hier hat U.D.O.-Schlagwerker Jovino für den richtigen Pepp gesorgt.
Song Nummer vier, "I'm Living My Life", ist die erste Powerballade des Albums, deren starke Melodien und das traumhafte Gitarrensolo unmissverständlich den Geist der Achtziger atmen. Der folgende Nackenbrecher "Sick Mind" ist der härteste und metallischste Song der Scheibe und fährt mit seinem basslastigen, treibenden Sound ein ordentliches Kontrastprogramm auf. Damit aber nicht genug, denn auch "You're Doing It Again" überrascht in seinen Strophen - allerdings nicht durch brachiale Gewalt, sondern durch angefunkte Grooves und Leichtfüßigkeit, und erinnert dadurch immer wieder an Extreme.
Das sich anschließende "Just One Drink" besticht mit heftigem Blues Rock-Einschlag, wie man ihn bei Cinderella oder Slashs Snakepit kennen und lieben gelernt hat, und ist somit eine der stärksten Nummern des ganzen Albums, bei der man sich gut und gerne den ein oder anderen Schluck Jack Daniel's schmecken lassen kann. Die zweite Ballade "Don't Need To Cry" geht nach dieser Trinkerhymne wieder höchst eingängig ins Ohr, während das recht harte "The Way Out" besonders durch seine prägnante Intro-Basslinie Akzente setzen kann.
Daraufhin erinnert "We Don't Cry" auf ganzer Linie an die "Youthanasia"-Phase von Megadeth, und der Rausschmeißer "We Don't Believe In Fables" stellt durch seine Komplexität zum Ende nochmals deutlich unter Beweis, welches Talent Skill In Veins in sich tragen.
Unterm Strich machen Skill In Veins deutlich, dass es nach wie vor einen ganzen Haufen an frischen, hungrigen Sleaze-Bands gibt, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Diese vier Italiener sind ein kleiner Geheimtipp für all diejenigen, die sich auch abseits von skandinavischen Gefilden in der europäischen Sleaze-Landschaft orientieren wollen. Mit dem begabten Bandkopf Andrea 'Andream' Lanza haben die vier Rocker zudem ein echtes Ass im Ärmel, dessen packende Kompositionen sich auch im internationalen Vergleich sehen lassen können und somit die Aussicht auf einen ebensolchen Erfolg in greifbare Nähe rücken. Alle Freunde von typischem Achtziger-Hard Rock-Sound, denen ein frisches und vor allem vielseitiges Album im Regal fehlt, sollten somit unbedingt mal ein Ohr riskieren, es lohnt sich!
Line-up:
Gabriele Gozzi (vocals)
Andrea 'Andream' Lanza (guitars)
Nik Mazzucconi (bass)
Francesco Jovino (drums)
Marco Simoncelli (blues harp - #7)
Tracklist |
01:Can't Ride My Soul (3:22)
02:Skulls On The Way (3:33)
03:Youth Times (3:19)
04:I'm Living My Life (4:12)
05:Sick Mind (4:13)
06:You're Doing It Again (5:09)
07:Just One Drink (4:41)
08:Don't Need You To Cry (4:50)
09:The Way Out (5:09)
10:We Don't Cry (4:06)
11:We Don't Believe In Fables (7:47)
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