Sleepers' Guilt / Road Of Emptiness
Road Of Emptiness Spielzeit: 28:23
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Prog/Death Metal

Review vom 23.10.2013


Boris Theobald
Ay, caramba! Das ist, wie wenn man sich das vegetarische Tagesgericht bestellt und kriegt ne Pfälzer Schlachtplatte serviert. Die Luxemburger Metalgruppe Sleepers' Guilt wird mit ihrer zweiten EP vorstellig, "Road Of Emptiness". Anderthalb Jahre zuvor, im März 2012, war man mit der Premieren-EP hausieren gegangen, einer aufpolierten Version des 2011er-Demos. Doch in der Zwischenzeit war es aus mit Sänger Raf Parrinha und der neue Mann am Mikro heißt Patrick Schaul. Raf sang und Patrick grunzt.
Ja, das muss man schon mal verdauen, wenn da eine Band ihren 'vielseitigen Progressive Metal' bewirbt und auf ihrer Homepage ganz oben auch noch den Sticker hinpappt 'Sleepers' Guilt - Melodic Metal from Luxembourg'. Melodisch sind und bleiben die fünf Jungs ja auch. Aber ab "Road Of Emptiness" ist da schon eine gehörige Portion Melodic Death Metal dabei. Und wer mit dem klaren Power Metal-Gesang der letzten Scheibe rechnet, macht erst mal ganz schön große Ohren.
Ansonsten hat sich gar nicht so viel geändert. Der Titeltrack "Road Of Emptiness" täuscht mit einem Piano-Intro an und es folgen phasenweise heftiger Double Bass und fiese Stakkato-Riffs mit bösen Breaks. Der Härtegrad ist hoch, und gleichzeitig arbeiten die Lead Gitarren sehr melodisch, klingen dabei angenehm analog nach urigem US-Metal. Alles erfrischend 'un-überproduziert'. Der Chorus geht mit Power ins Hirn, runde Sache.
Bei "Slave" dürfen die Gitarren richtig schön röhren und Angst machen; der Refrain ist dahingegen auf großer Atmosphäre gebettet. "Leviathan" ist schwer und bedrohlich und eeepisch und tritt erst später aufs Gaspedal, "One Last Shiver" ist hymnischer Melodic Power Metal skandinavischer Prägung (mit schöner finaler Steigerung) und "Echoes Of My Silence" ein getragener, nachdenklicher Ausklang.
Und immer wieder zeigt die Band mit fixen und komplexen Wechseln von Dichte, Drive und Aggressivität ihre nicht zu verleugnende Prog-Neigung ... jetzt weniger in Richtung Dream Theater, sondern eher Symphorce oder Evergrey. Nur der Sänger klingt halt wie das Krümelmonster ohne Kekse aber mit viel Wut im Bauch. Bei drei Stücken gibt es auch klar gesungene Passagen, die aber arg gesangstechnikfrei vorgetragen werden und auch dank mittelhoher Tonhöhen eher nach Goth- als nach Prog Metal klingen.
"Leviathan" liefert dabei einen hübschen Moment, wenn in der Textzeile »The beast you cannot fight« ab dem - na klar - letzten Wort wieder gegrowlt wird. Und dann wäre da ja noch das
Depeche Mode-Cover "Never Let Me Down Again". Wenn er da lossägt mit »I'm taking a ride with my best friend ...«, dann ist das nicht unkomisch. Und je öfter ich mir die EP anhöre und mich von meinem Primärschock erhole, desto mehr reift die Erkenntnis, dass der Opener und Titelsong ein sehr nettes Brett ist. Das wäre dann auch der Anspieltipp, denn Reinhören muss sein - zu sehr sitzen Sleepers' Guilt gerade zwischen allen Stühlen.
Line-up:
Patrick Schaul (vocals)
Chris T. Ian (guitars, keys)
Manu De Lorenzi (guitars)
Philip Rio Ries (bass)
Max Sauber (drums, keys)
Tracklist
01:Road Of Emptiness (5:18)
02:Slave (4:24)
03:Leviathan (5:41)
04:One Last Shiver (4:33)
05:Echoes Of My Silence (4:00)
06:Never Let Me Down Again (4:26)
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