Slingshot / A Period Of Reflection
A Period Of Reflection Spielzeit: 61:38
Medium: CD
Label: Hörbert Records, 2013
Stil: Stoner Rock, Psychedelic Rock

Review vom 30.10.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Bei dem Begriff Slingshot werden Erinnerungen wach. War man früher stolz, eine richtig gute Schleuder (auch Zwille/Flitsche) gebastelt zu haben. Aus heutiger Sicht kann man froh sein, keinen seiner Kumpels verletzt zu haben. Na ja, als Ziele hatte man sich Konservendosen oder ähnliche Gegenstände gesucht. Richtig gefährlich wurde es, wenn der selbstgeschnitzte Holzgriff brach oder ein poröses Einweckgummi riss. So etwas konnte nicht nur der Ausgangspunkt von Gelächter sein.
Eine musikalisch aktive Flitsche kommt aus Österreich. Slingshot wurde 2006 gegründet und war von mehreren Wechseln im Line-up geprägt. Eine Demo-CD wurde veröffentlicht und es ist wohl dem langen Atem von Bassist Wolfgang Pecka sowie Sänger Funkhead zu verdanken, dass die Formation 2011 dann endlich zu ihrer aktuellen Besetzung fand. Dabei hat sich die musikalische Richtung vom Grunge zum Stoner-/Heavy Rock entwickelt. "A Period Of Reflection" ist ein vollbesetzter Rock-Zug mit insgesamt zwölf Kompositionen und einer hörenswerten Gesamtspielzeit von über einundsechzig Minuten.
Die im Kollektiv der Band geschriebenen Songs überzeugen durch Vielschichtigkeit sowie einer Differenzierung aus Druck und Entspannung. Die beiden Buchstützen der vorliegenden Platte können kaum unterschiedlicher sein, belegen aber das Spektrum der Gruppe. Beim hinlangenden Opener "Silverdragon Queen" hat Slingshot nicht nur mit dem Monokel auf den Blues geschaut. Schon die Gitarreneinleitung macht Laune. Funkhead verfügt über eine packende Stimme und wenn dann das komplette Quartett aktiv ist, wird der Hörer mit krachendem Stoner Rock im 12-Takter-Outfit bestens bedient. Ein schönes Intermezzo deutet an, welche Möglichkeiten im balladesken Bereich bestehen.
"Morning Sun" ist quasi genau das Gegenteil des ersten Tracks. Der versierte Gitarrist Jonas Berger schultert die Akustische und das Stück vermittelt den Eindruck, als hätten sich alle Musiker vor dem Gesangmikrofon versammelt. Weitere Instrumente werden nicht eingesetzt. Nicht erst hier spürt man die Verliebtheit in Melodien, die ans Herz gehen. Klasse, diese beiden Nummern.
Allerdings wir man bei den anderen zehn Liedern auch nicht enttäuscht werden. Das von einem infizierenden Groove geprägte "Desperate Zombies" kommt locker-luftig daher und man wird sich wundern, wie gut unter anderem auch jazzige Licks von Jonas Berger ins Arrangement des Tracks passen. Mit einem deutlichen Abstand ist "42" das längste Lied von "A Period Of Reflection". Aus einem ruhigen Gitarrenintro, von Beckenklängen begleitet, stellt sich diese Nummer als ein wahres Kunststück an Dynamik dar. Mehr ausgedehnte, entspannte Phasen treffen auf fast schon brachiale Parts. So ein Wechselbad der Emotionen muss man als sehr gelungen beurteilen. Funkheads Stimme kommt in den hochoktanigen Phasen mit einem Teil Aggressivität sehr gut.
Die einleitende, tonnenschwere Stimmung in "Psychobabble" ist nur die eine Seite des Stücks. Ziemlich schnell ist Slingshot einerseits auf Samtpfoten unterwegs. Andererseits unterbrochen von heftigen Gefühlsausbrüchen sorgt auch diese Nummer für Eindruck beim Hörer. Mit "Pusherman" knabbert man abermals genüsslich an den Wurzeln der Rockmusik und an dieser Stelle darf man das An- und Abschwellen der Dynamik wohl als ein weiteres Markenzeichen der Band ansehen. Diese Schwankungen hat das Quartett überzeugend im Griff und Jonas Berger serviert uns viele tolle Gitarrenläufe. Bemerkenswert ist ebenfalls der harte, aber herzliche Sound des von Wolfgang Pecka gezupften Tieftöners. Sehr gut gefällt einem auch das Drumming von Günter Schmid. Er ist nicht nur die rhythmische Triebfeder, sondern weiß darüber hinaus in den ruhigeren Phasen mit dezenter Differenzierung zu überzeugen. Dagegen endet "Where Have You Been" aus meiner Sicht trotz der fein gewobenen Gitarrentöne in einer gewissen Beliebigkeit.
Diese Kritik ist allerdings nicht als so bittere Pille zu schlucken, denn insgesamt hinterlässt Slingshot mit "A Period Of Reflection" einen sehr guten Eindruck beim Hörer. Die Mischung aus Dampfhammer-Mentalität und Zonen der Entspanntheit macht das Album zu einer sehr gelungenen Platte. Da darf man positiv in die Zukunft schauen. Der Auftakt ist gelungen.
Line-up:
Funkhead (vocals)
Jonas Berger (guitar, backing vocals)
Wolfgang Pecka (bass, backing vocals)
Günther Schmid (drums)
Tracklist
01:Silverdragon Queen (4:50)
02:Desperate Zombies (4:51)
03:Psychobabble (4:45)
04:Wild Horses Couldn't Drag Me There (4:53)
05:Insane [Of Mary Jane] (6:21)
06:Pusherman (3:54)
07:42 (8:32)
08:Where Have You Been (4:31)
09:Sandburg (5:40)
10:Summerrain (4:30)
11:Ride On It (6:27)
12:Moring Sun (2:26)
(all songs written by Slingshot)
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