Slunt / One Night Stand
One Night Stand Spielzeit: 50:17
Medium: CD
Label: Repossession Records/Rough Trade Records, 2006
Stil: Heavy Rock

Review vom 31.10.2006


Markus Kerren
Huh, huh, was für ein Bandname! Offensichtlich zusammengesetzt aus zwei anderen, nicht ganz jugendfreien Bezeichnungen für Frauen. Sind Slunt also schon wieder eine dieser Macho-Proll-Bands, deren Texte in etwa so intelligent, wie die Überreste einer halben Scheibe Toastbrot sind?
Hmm, als erste Überraschung stellt sich heraus, dass das Quartett zu 50% aus Frauen besteht. Spielt da etwa Selbstverachtung eine Rolle? Mitnichten Freunde, weit gefehlt. Vielmehr das starke Selbstbewusstsein, sich das zu nehmen, was man möchte. Und wann man es möchte.
»Ich habe die Schnauze so dermaßen voll von diesem alten 'Wenn ein Mann sich nimmt, was er will, dann ist er ein Hengst', wenn eine Frau das tut, dann ist sie eine Schlampe! - Klischees«, sagt Gitarristin und Sängerin Abby Gennet, »das ist einfach Schwachsinn. Jeder Mensch sollte diesbezüglich seine eigenen Entscheidungen treffen dürfen, ohne danach einem Urteil ausgesetzt zu werden!«
Dieses Thema fließt auch sehr oft in die Texte von Slunt mit ein, und fast zwangsläufig handeln fast alle Stücke auf "One Night Stand" dann auch von Beziehungen jeglicher Art und was man während diesen so alles miteinander 'erleben' kann. Aber auch wer solche Geschichten nicht so prickelnd findet, sollte das Zweitwerk dieser im Jahr 2002 in New York City gegründeten Combo mal anchecken, denn die Musik ist durchaus mitreißend.
Im Prinzip ein Schmelztiegel des Hard- und Heavy Rock der letzten 25 Jahre, schön dreckig gespielt, der uns hier abwechselnd direkt ins Gesicht springt, hypnotisiert oder gar mitgrooven lässt. Das Songwriting ist deutlich im Rock-, der Sound eher im Heavy-Bereich angesiedelt. Netter Kontrast und interessant anzuhören. Es wird auch recht schnell deutlich, dass die Band glühende Verehrer von Motörhead aus deren 90er Phase sind, ohne jedoch plagiativ oder soundmäßig so nahe an die Mannen um Lemmy heranzukommen, dass es peinlich oder langweilig wäre.
Außerdem haben wir es hier mit einer SängerIN zu tun. Wobei wir beim nächsten Kontrast angekommen wären: Entgegen der Musik der Band, die erdig, roh und dreckig ist, flötet Abby Gennet stellenweise die süßesten Popmelodien dazu, was manchmal etwas bremst, manchmal aber auch wieder genial erscheint. Gegensätze ziehen sich eben an. Nicht immer, aber zumindest manchmal...
Bezüglich der Songs an sich gibt es in bereits erwähntem Heavy Rock-Stil meistens ordentlich auf die Glocke. Aber Slunt sind als Songwriter klug und ausgereift genug, um immer wieder Abwechslung einzubringen. Mal ein schleppender Song, oft auch Rhythmuswechsel und ruhigere Parts innerhalb eines einzelnen Tracks, der dich ansonsten nicht stillsitzen lässt. Good stuff und echter Rock'n'Roll.
Fazit: Laute, dreckige Gitarren, eingängiger Gesang, abwechslungsreiches Songwriting, cool, erfrischend, klasse....empfehlenswert!
Line-up:
Abby Gennet - (vocals, guitars)
Pat Harrington - (guitars)
Jhen Kobran - (bass)
Charles Ruggiero - (drums)
Tracklist
01:When You Like It
02:Mr. One Night Stand
03:Lost Girl
04:Absinthe In Munich
05:Dirty Blonde
06:Need You Tonight
07:Here To Rock
08:Over It
09:Don't Care
10:Give You Love
11:Push
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