Interessant, wie viele Bands (mittlerweile) aus 'scheinbar exotischen' Ländern kommen. Mit Slytract liegt mir mal wieder etwas aus Ungarn vor. Wer meint, dies sei ein 'metallisches Entwicklungsland' täuscht sich, die Metal Archive listen aktuell immerhin 901 Truppen auf, die ihnen relevant genug für einen Eintrag erschienen. Okay, gegenüber Deutschland mit 7.985 ist das immer noch wenig, doch schon beachtenswert. Dies nur mal so am Rande…
Lassen wir die 900 anderen beiseite und widmen uns Slytract. Diese wurden 2005 gegründet, traten schon bald live auf (nachdem Tamas Galantay einstieg) und brachten 2006 ihr erstes Demo heraus. Danach gab es einiges Hin- und Her im Besetzungskarussell, was weder spannend zum Lesen noch zu schreiben wäre… also erspare ich uns das. 2007 gab es ein zweites Demo ("009") und 2008 einen Plattenvertrag bei Noisehead sowie das Debüt "Explanation: Unknown".
2011 folgt nun die zweite Scheibe mit schickem alchemistisch wirkendem Cover und dem Titel "Existing Unreal".
Diese existiert und bietet eine ganz reale Mischung aus Death- und Thrash Metal. Grunz-Stimme trifft auf versiert knüppelndes Schlagzeug und verhältnismäßig melodische Gitarren, vor allem bei den Soli.
Interessanter Gegensatz, der aber gerade bei osteuropäischen Bands nicht selten ist.
Wie auch einige (vor allem polnische) Kollegen prügeln Slytract auf hohem Niveau.
Immer wieder erstaunlich, man könnte meinen, die ehemaligen kommunistischen Betriebe produzieren heutzutage gute Musiker. Insbesondere was die Drummer angeht, Tamas Galantay ist da keine Ausnahme. Doch auch die anderen Bandmitglieder müssen sich nicht verstecken. Kein Wunder, dass Slytract 2008, im Jahr ihres Debüts, beim IV. Hungarian Metal Award zum Newcomer des Jahres gekürt worden.
Doch auf diesen Lorbeeren wollten sie sich nicht ausruhen, sondern gleichzeitig schneller, technischer und melodischer werden. Was ihnen gelungen ist.
Ob Gitarrengefuddel, pfeilschnelle Riffs, Slow-Parts zur Auflockerung, teilweise mit Klargesang versehen, man hat so einiges auf Lager. Das Schlagzeug steht dem in Nichts nach, ob Blast-Beats, Double-Bass-Attacken oder das gnadenlose Zuhacken eventueller Soundlücken - natürlich kann Tamas sich auch mal zurückhalten, macht er aber eher selten.
Überhaupt wird auf "Existing Unreal" vorwiegend auf Highspeed gesetzt und das spieltechnische Können dazu ist vorhanden. Die Songs sind gut strukturiert und arrangiert.
Nachteil bei Slytract (wie auch bei vielen Kollegen): es bleibt zu wenig wirklich hängen und wie bereits erwähnt, es gibt verblüffend viele Bands, die auf recht hohem Niveau arbeiten (wie meinte ich noch bei Calm Hatchery? Gibt es da irgendwo ein Nest?). Was es nicht leicht machen dürfte, sich gegenüber der Konkurrenz zu behaupten.
Ein geneigtes Reinhören hat "Existing Unreal" auf jeden Fall verdient, zumindest von Fans von technisch anspruchsvollem Death-/Thrash Metal.
Line-up:
Gabor B. Melegh (vox, guitars, keyboards)
Tamas Galantay (drums)
Szabolcs Szellenger (bass, clean vox)
Tracklist |
01:Aura
02:Null & Void
03:Recognize
04:Prevailing Millions
05:Nothing Seen Within
06:Shall They Learn War Anymore
07:Millenary Venus
08:My Mist
09:Behind The Closed
10:Nexus |
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