Small Faces / The Decca Years (1965 - 1967)
The Decca Years (1965 - 1967) Spielzeit: 54:30 (CD 1), 32:21 (CD 2), 33:27 (CD 3), 55:32 (CD 4), 52:56 (CD 5)
Medium: 5 CD-Box
Label: Universal Music, 2015 (1965-1967)
Stil: Beat, Rhythm'n'Blues


Review vom 24.10.2015


Markus Kerren
Einen echten Leckerbissen bekommen wir in diesem Monat von Universal Music hinsichtlich der Small Faces geboten. Auf fünf (meist) fetten CDs finden wir hier nämlich sämtliche Aufnahmen wieder, die das Quartett aus eher kleingewachsenen Engländern für das Label Decca Records eingespielt hat. Das Paket beinhaltet somit die ersten beiden offiziellen Studioalben, eine daraus (plus den Non-Album-Singles) zusammengestellte 'Best of...'-Compilation, eine Scheibe mit Raritäten und Outtakes sowie Live-Aufnahmen für die BBC, worunter sich auch fünf Interviews mit Steve Marriott befinden. Sozusagen die Vollbedienung bezüglich der Band, bevor sie dann zu dem Label Immediate Records wechselte, um dort weitere zwei Werke (u. a. das starke "Ogden's Nut Gone Flake") aufzunehmen.
Die erste Scheibe mit den Hits geht selbstverständlich runter wie Öl, woran natürlich auch die starken Single-B-Seiten nicht gerade unschuldig sind. Der Geilheit und dem Charme von Nummern wie "All Or Nothing", "What'cha Gonna Do About It", "Hey Girl", "My Mind's Eye" und speziell auch "Sha La La La Lee" kann man sich eben auch gesunde fünfzig Jahre später einfach nicht verwehren. Die Musik des jähen Anfangs (wozu auch die Debütplatte zählt) rumpelt hier und da zwar noch ein bisschen vor sich hin, aber die Small Faces bekamen vom Label für die Aufnahmen ihrer Alben damals auch gerade mal ein paar wenige Tage Zeit, sodass erst gar keine andere Wahl blieb, als die Tracks live einzuspielen. Umso mehr Spaß macht dann aber auch die wilde und zeitweise rohe Energie, mit denen uns die Stücke aus den Boxen attackieren.
Sehr deutlich wird der riesige Sprung, den der Vierer zwischen dem ersten und zweiten Album gemacht hat. Nicht nur technisch, sondern auch in Hinsicht Songwriting hatte hier eine gewaltige Weiterentwicklung stattgefunden, was auch daran lag, dass Ian McLagan (allerdings bereits vor den Aufnahmen des Debüts) den unglücklichen Jimmy Winston an den Tasten ersetzt hatte. Die allermeisten Tracks wurden noch von Steve Marriott gesungen, der Anteil von Ronnie Lane stieg dann wohl erst danach etwas an. Aber die Jungs konnten auch ihre Instrumentals (wie etwa "E Too D") abwechslungsreich und interessant gestalten. Eine Geschichte, die sie auch in den nachfolgenden Jahren mit Titeln wie "Ogden's Nut Gone Flake" oder "Happy Boys, Happy" unter Beweis stellen sollten.
Steve Marriott deutet selbst hier schon sehr oft an, was für ein großartiger Shouter er kurz danach und für den Rest seiner Karriere noch werden sollte. Aber nicht nur die Abgeh-Stücke bringt er klasse, auch die sensibleren Songs meisterte er bereits gekonnt. Nahezu umgehauen hat mich die Tatsache, dass die Small Faces bereits ein paar Jahre vor den zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gegründeten Led Zeppelin den Song "Whole Lotta Love" gespielt haben. Was natürlich mit einem Augenzwinkern verstanden werden soll, aber falls man noch einen letzten Beweis gebraucht hat, dass sich die Zeps diesbezüglich (wie die Small Faces natürlich auch) aber mal so ganz kräftig bei Willie Dixon und dessen Nummer "You Need Love" bedient haben - hier wird er in Form des Songs "You Need Loving" auf dem Silbertablett serviert.
Zusammengefasst wird also von Offiziellem über Outtakes bis hin zu den BBC-Liveversionen auf dem fünften Silberling alles geboten. Gerade beim Letztgenannten fällt dann doch auf, dass die vier jungen Musiker zwar noch weit davon entfernt waren ihren Zenit erreicht zu haben, immerhin hatten sie Ihr Zeug auf der Bühne aber durchaus im Griff. Es gab keine Soli in irgendwelcher Form, doch die Shows funktionierten und kommen auch heute noch alles andere als dilettantisch rüber.
Für dieses Review lagen mir zwar lediglich die einzelnen CDs vor, aber in der Box soll sich auch noch ein aufwendiges Booklet mit vielen weiteren Informationen zu den Aufnahmen und der Band selbst befinden. Die Soundqualität der letzten Scheibe (die BBC-Aufnahmen) ist zwar soundmäßig nicht immer absolut hochwertig, aber diesen Umstand nimmt man als Fan gerne in Kauf. Sicherlich werden viele Musikfreunde auch mit anderen 'Best Of'-Veröffentlichungen der Small Faces ihre Erfüllung finden, wer aber ein echter Fan ist bzw. ein pochendes Herz für die Engländer hat, der wird mit dieser Box glücklich werden, weil er hier eben mit den kompletten Aufnahmen der Jahr bei Decca Records bedient wird. Jetzt am besten noch ein Box-Set mit den Jahren bei Immediate Records und die Sache ist perfekt.
Für die Gegenwart gilt: Ein großartiger Anfang bzgl. der Geschichte der Small Faces ist gemacht!
Line-up:
Steve Marriott (guitars, lead vocals)
Ronnie Lane (bass, lead & background vocals)
Ian McLagan (keyboards)
Kenney Jones (drums)

With:
Jimmy Winston (keyboards)
Tracklist
Greatest Hits:
01:What'cha Gonna Do About It
02:What's A Matter Baby
03:I've Got Mine
04:It's Too Late
05:Sha La La La Lee (mono version)
06:Grow Your Own
07:Hey Girl
08:Almost Grown (instrumental)
09:All Or Nothing
10:Understanding
11:My Mind's Eye
12:I Can't Dance With You
13:I Can't Make It (session version, mono)
14:Just Passing (mono version)
15:Patterns
16:E Too D
17:Don't Stop What You're Doing (alternate version)
18:Come On Children (french EP version)
19:Shake
20:One Night Stand
21:You Need Loving
Small Faces:
01:Shake
02:Come On Children
03:You Better Believe It
04:It's Too Late
05:One Night Stand
06:What'cha Gonna Do About It
07:Sorry, She's Mine
08:Own Up Time
09:You Need Loving
10:Don't Stop What You're Doing
11:E Too D
12:Sha La La La Lee (mono version)
From The Beginning:
01:Runaway (mono version)
02:My Mind's Eye
03:Yesterday, Today And Tomorrow (mono version)
04:That Man
05:My Way Of Giving (first mono version)
06:Hey Girl
07:Have You Ever Seen Me (first mono version)
08:Take This Hurt Off Me
09:All Or Nothing
10:Baby Don't You Do It
11:Plum Nellie
12:Sha La La La Lee (mono version)
13:You've Really Got A Hold On Me
14:What'cha Gonna Do About It
Rarities And Outtakes:
01:Come On, Children (alternate version)
02:Shake (alternate version)
03:You Better Believe It (alternate version)
04:Own Up Time (alternate version)
05:E Too D (alternate version)
06:Don't Stop What You're Doing (alternate version)
07:What's A Matter, Baby (alternate mix)
08:What'cha Gonna Do About It (alternate version)
09:Sha La La La Lee (stereo version)
10:Runaway (alternate mix)
11:That Man (alternate mix)
12:Yesterday, Today And Tomorrow (alternate mix, mono)
13:Picanniny (backing track)
14:Hey Girl (alternate version)
15:Take This Hurt Off Me (different version)
16:Baby, Don't You Do It (different version)
17:My Mind's Eye (early version)
18:Talk To You (take 5, backing track)
19:All Our Yesterdays (take 7, backing track, mono version)
20:Have You Ever Seen Me (alternate, take 2)
21:Show Me The Way (take 3, backing track)
22:I Can't Make It (take 11, backing track)
23:Things Are Going To Get Better (take 14, session version)
BBC Sessions:
01:Interview With Steve Marriott (August 1965)
02:What'cha Gonna Do About It
03:Jump Back
04:Baby Don't You Do It
05:Sha La La La Lee
06:What'cha Gonna Do About It
07:Comin' Home, Baby
08:You Need Lovin'
09:Steve Marriott Interview
10:Shake
11:Interview With Steve Marriott (March 1966)
12:Sha La La La Lee
13:You Need Loving
14:Interview With Steve Marriott (May 1966)
15:Hey Girl
16:E Too D
17:One Night Stand
18:You'd Better Believe It
19:Understanding
20:Interview With Steve Marriott (August 1966)
21:All Or Nothing (BBC Club session)
 
Externe Links: