Als mir die neue CD "Kung Fu" von
Smokebox auf den Tisch gefallen ist, habe ich sie erst einmal zwei Tage liegen lassen und mir die Scheibe von allen Seiten betrachtet. Sieht das Cover doch so aus wie ein Werbeplakat eines billigen Fernost-Kinofilms der 70er Jahre, also für mich zuerst einmal abstoßend. Hätte ich mal lieber sofort mit verbundenen Augen die CD auf den Teller geworfen, dann wären mir einige Berührungsängste erspart geblieben. Nach drei Songs habe ich spontan beschlossen, dass "Kung Fu" eine große Bereicherung für meine Sammlung darstellt. Mit Freude habe ich den elf Tracks gelauscht, denn von der ersten bis zur letzten Minute rockt das Teil richtig gut los.
Wer nun aber denkt, dass es sich um reine Hau-Drauf-Punk-Musik des vergangenen Jahrhunderts handelt, irrt sich gewaltig. Alle Stücke sind sauber gespielt und größtenteils hervorragend gesungen. Leider war mir die Band bislang völlig unbekannt und beim Recherchieren habe ich festgestellt, dass es schon zwei Vorgängeralben gibt. Mit "Gimme Trouble" und
Lemonade hat die Band schon sehr gut vorgelegt und bei nächster Gelegenheit werde ich mich mal bemühen, die beiden Vorgänger an Land zu ziehen. Schade, dass die Internetpräsentation recht mangelhaft ist und deshalb die Informationsflut zu wünschen übrig lässt. Aber das für mich größte Manko an "Kung Fu" ist die dürftige Laufzeit der CD. Rennt das Ding gerade mal 32 Minuten, dabei hätte ich mir gewünscht, dass noch mindestens fünf Songs mehr drauf wären.
Die ersten drei Tracks "Diggin' Dirt", "Go Die" und "Slo Mo" sind alle in gleicher Weise schnell, geradlinig und groovig gespielt. Gut, um beim Autofahren den Dauerkopfnicker zu aktivieren. "Kismet Malfunktion" beginnt mit einem schönen Keyboard-Intro und schlägt dann in die gleiche Kerbe wie die Anfangstracks. Etwas ruhiger geht es bei "Now And Zen" zu. Ein melodischer Gesang paart sich mit einer hervorragenden Gitarre - mein Favorit der Scheibe. Bei "Tunnel Of Love" kommt dann wieder die schnellere Gangart zum Zuge. Ich reiße die Regler hoch, um meinen Nachbarn zu signalisieren, dass ich noch lebe und alle im Haus daran teilhaben lassen möchte.
Für alle, denen das immer noch zu lahm ist, gibt es mit dem Titelsong einen kräftigen Nachschlag. Dabei ist der einzige Ton auf der ganzen CD, der dem Titel gerecht wird, der Gongschlag am Anfang des Stückes. Der Rest ist, wie gehabt, punkig, rockig und einfach nur klasse, um damit eine richtig gute Party zu veranstalten. Diese Richtung geht durch alle weiteren Stücke - von "Holiday The English Way" über "Again And Again" und "Wrong Dimension", um dann in einem furiosen Finale bei "Everything Must Be Destroyed" mit einer gewaltigen Explosion zu enden. Bis zum Niedersinken des letzten Staubkorns wird der Ton gehalten und spätestens jetzt wird jeder sagen: Hey Jungs, legt doch bitte noch eine 'Kohle nach'.