Aus dem rauen Norden, oder genauer gesagt aus Rostock, kommt die Band Smoking Guns, die bereits vor einigen Wochen ihr Debütalbum "Forever" vorgelegt hat. Die Hansestädter kannten sich schon länger aus unterschiedlichen Bands wie Screaming Monkeys, CTR oder Alles auf Anfang, fanden dann eher durch Zufall zusammen und beschlossen, ein neues Kapitel in dem (imaginären, oder gibt es das tatsächlich schon?) Buch 'Punk Rock in Deutschland' aufzuschlagen. Fleißig gespielte Konzerte liegen bereits hinter den Musikern und im Mai 2014 bunkerte sich der Fünfer dann im Petemusik Studio in Rostock ein, um die nun vorliegenden elf Tracks einzuzimmern.
Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und der räudige Gesang von Tom Nagel, Punk Rock-Herz was willst du mehr? Sehr angenehm fällt bereits beim einläutenden "Our Life" auf, dass die Hansestädter erst gar nicht daran denken, mit ihrer Musik irgendwelche Gefangenen zu nehmen. Die Gitarren riffen wie die Hölle, der Bass pumpt monströs in Richtung Magenhöhle und Drummer Leopold Kaatz hört sich ebenfalls an, wie ein vom Jenseits Geschickter. Klasse, dass hier gänzlich kompromisslos vorgegangen wird, in Punk-Kleider verpackter Pop (der Marke... ach, diesen Blödsinn betreiben viel zu viele Bands, sucht euch selbst eine aus) offensichtlich verachtet und somit noch nicht mal aus den Augenwinkeln auf die Charts geschielt wird.
Die Smoking Guns singen ihre Texte in Englisch, was den Fünfer (zumindest mir) nochmal ein Stückchen sympathischer macht. Vielleicht nicht ganz so typisch für den Punk Rock der Endsiebziger kommen hier auch immer wieder melodische Licks während der Songs zum Tragen, was einerseits aber richtig gut kommt, der Rohheit der Combo andererseits nichts nimmt. Sehr geglückt also. Was, mal ganz davon abgesehen, auch für den Gesang gilt. 'Schön' ist anders, aber was hat Schönheit auch schon im Punk Rock zu suchen? Eben... Frontmann Tom Nagel (der übrigens auch alle Texte geschrieben hat) kommt sehr kraftvoll, rau und ungeschliffen daher, wobei er es dennoch schafft, immer wieder geile Melodien in den Nummern unterzubringen.
Das Rad neu zu erfinden hatte das Quintett nie vor, wie es auch gleich selbst vorausschickt. Kein Ding, muss ja nicht sein. Vor allem, wenn die abgelieferten Stücke so voller Power und Spielfreude stecken, wie diese hier. Allerdings - und das ist eigentlich mein einziger Kritikpunkt - hatte irgendein Mensch (wer zur Hölle das auch immer gewesen sein mag) mal die Idee, dass die Tracks der Norddeutschen unbedingt Background Vocals im 'oh-oooooooh-oh-oooooooh'-Stil bräuchten. Sehr schade, denn das nimmt der Scheibe doch einiges von ihrer eigentlichen Kraft und (musikalischen) Aussage. Aber gut, Schwamm drüber, das mag letzten Endes auch Geschmackssache sein... und über den lässt sich schließlich (nicht) streiten.
Mein persönliches Highlight von "Forever" hört auf den Namen "Leave It Behind". Gar nicht mal, weil das Stück sooo viel besser als die restlichen ist, sondern einfach nur, weil die Band hier alle Trümpfe, die sie hat, gebündelt in einem Mal ausspielt. Cooler Bass-Groove, klasse Gitarren-Lick, Uptempo-Abgeh-Rock, der Arsch tritt und eine geile Gesangslinie. Sehr gut gelungen, bis auf... die Background Vocals, aber das hatten wir ja schon. Überraschenderweise hat die Gruppe mit dem abschließenden Titelsong sogar noch ein Instrumental am Start, mit dem ich nun wirklich nicht gerechnet hätte. Sehr feiner Closer!
Logischerweise haben die Smoking Guns noch Luft nach oben, aber das ist auch gut so und soll so sein. Denn schließlich haben die fünf Jungs noch einiges vor. Zunächst geht es wohl darum, die Straßen und Bühnen unsicher zu machen, um "Forever" in ganz Deutschland (und Umgebung) an den Mann/die Frau zu bringen. So, wie sich die Rostocker im Studio anhören, dürften sie live wahrscheinlich eine echte Granate sein. Antesten!
Line-up:
Tom Nagel (guitars, lead vocals)
Philipp Zeplin (bass, background vocals)
David Behnke (guitars, background vocals)
Max Krause (guitars)
Leopold Kaatz (drums)
Tracklist |
01:Our Life
02:Homeless
03:Seventeen
04:Dead End Street
05:Away
06:Devil's Dance
07:Underdog
08:Outlaw's Anthem
09:Without A Trace
10:Leave It Behind
11:Forever
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