Sons Of Bill / Sirens
Sirens Spielzeit: 51:46
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2012
Stil: Americana

Review vom 23.05.2012


Markus Kerren
Gute Americana-Bands, die meistens auch ebensolche Alben abliefern, scheint es mittlerweile fast wie Sand am Meer zu geben. Dann treiben sich allerdings auch noch solche der absoluten Spitzenklasse (u.a. Deadman lassen grüßen) rum, die die Speerspitze dieses Genres bilden. Eine Truppe dieser Kategorie besteht aus drei Brüdern (James, Abe und Sam Wilson) sowie dem Bassisten Seth Green sowie - nicht zu vergessen - dem zurückgekehrten Schlagzeuger Todd Wellons und alle zusammen haben sie sich auf den Namen Sons Of Bill (Wilson, vermutet der Rezensent) getauft und bereits im März ihr drittes Album "Sirens" veröffentlicht.
Ich will hier auch erst gar nicht groß drum herum reden, dass die Sons Of Bill mit "Sirens" ein absolutes Hammer-Album abgeliefert haben. Elf Gewinner bei angebotenen elf Songs entspricht einer Trefferquote von 100 % und so was ist nicht nur heutzutage, sondern war bei Alben immer schon der Ausnahmezustand! Die Band aus Charlottesville, Virginia teilt sich auch das Songwriting brüderlich und alle beteiligten Musiker scheinen hier überdurchschnittlich begabt zu sein. An den Reglern hinter dem großen Mischpult saß mit David Lowery ganz offensichtlich ebenfalls ein Meister seines Fachs, denn der Sound wie die Arrangements lassen nichts zu wünschen übrig.
"Sirens" ist eines dieser Alben, die direkt beim ersten Durchlauf ins Ohr gehen und dort auch hängen bleiben. Vielleicht nicht sofort jeder Track, aber bei jedem weiteren Anhören gesellt sich mindestens ein weiterer hinzu und spätestens beim fünften Rotieren der Scheibe hat man ihre Großartigkeit erkannt. "Life In Shambles" beispielsweise geht als astreiner Country-Rocker (mit duettierenden Vocals) der gehobenen Güteklasse durch, mit powervoller Rhythmus-Abteilung wie auch herzhaftem Gitarrensolo. Genau wie der Opener "Santa Ana Winds", der nach verhaltenem Intro ebenso wenig Gefangene macht, über eine atemberaubende Wucht verfügt und im gleichen Atemzug mit feinen Melodien überzeugen kann.
Aber bleiben wir erstmal beim Mittelteil der Scheibe: "Angry Eyes" ist eine sehr geile Ballade im Eagles- oder auch Poco-Stil, lediglich durch eine kleine Spur mehr Dreck angereichert und mit einem starken Text ausgestattet. Der unmittelbare Nachfolger "Turn It Up" wirbelt als kraftvoller Groover (mit richtig guten Vocals und jeder Menge Dampf unter dem Allerwertesten) etwa fünf Minuten lang mächtig Staub auf, bevor er sich langsam dem Ende entgegen zu neigen scheint... nur um dann mit einem feinen Piano wieder hoch zu fahren und die letzten beiden Minuten ein herrliches Allman Brothers-/Warren Haynes-Solo durch die Boxen zu jagen, das die Nummer dann auch beschließt. Hammer!!!
Dann "The Tree"... "The Tree"!! Hier klingen die Amerikaner anfänglich von der Atmosphäre des Stückes fast so, als wären sie hautnah bei der Produktion von Pink Floyds "The Wall" beteiligt und dieser Titel ein (Juwel-) Outtake gewesen. Aber auch der Rausschmeißer "Virginia Calling" - eine weitere Americana-Ballade und würdiger Abschluss - darf nicht unerwähnt bleiben. Warme Hammond-Sounds, rauer Gesang, hervorragende Melodien und tonnenweise Feeling machen diesen Titel aus, der den Gang in Richtung Repeat-Taste so selbstverständlich erscheinen lässt, wie der Amerikaner im Sommer Eiswürfel in sein Bier schmeißt.
Auf jeden einzelnen Song dieses Albums einzugehen, würde den Rahmen sprengen, aber: Jeder einzelne Song ist eine Perle für sich, die der Freund dieses Genres keinesfalls an sich vorüberziehen lassen sollte. Hier passt alles, sitzt, wackelt und hat Luft. Hervorragende Songs, hervorragende Musiker, hervorragender Gesang und eine ganz starke Produktion machen "Sirens" zu einem sogenannten 'Must have'. Nachdem ich Deadman dieses Jahr leider nicht sehen konnte/kann, hoffe ich, dass mir die Sons Of Bill im Dezember auf ihrer Deutschland-Tour nicht durch die Lappen gehen werden.
Freunde des guten Geschmacks, hier ist Zugreifen angesagt!
Line-up:
James Wilson (vocals, guitars)
Sam Wilson (vocals, lead guitars)
Abe Wilson (organ)
Seth Green (bass)
Todd Wellons (drums)

With:
Luke Wilson (harmonica - #4)
Alan Weatherhead (pedal steel & mellotron - #9)
Tracklist
01:Santa Ana Winds
02:Find My Way Back Home
03:Siren Song
04:Angry Eyes
05:Turn It Up
06:The Tree
07:Life In Shambles
08:This Losing Fight
09:Radio Can't Rewind
10:Last Call At The Eschaton
11:Virginia Calling
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