»Die drei Brüder machen Dampf!« steht ganz oben auf dem Waschzettel und dann noch
»United by blood, Metal and Rock&Roll!« Klingt erstmal richtig gut, aber wer glaubt schon nem Promo-Sheet… haha. Bevor wir irgendetwas anderes tun, schauen wir zuerst im hauseigenen Archiv, ob die Jungs da vielleicht schon im Index enthalten sind. Und siehe da, es gibt eine frühere
Rezension. Aber was der geschätzte Kollege
Jens in seiner herzerfrischend direkten Art da so konstatierte, klang eher beunruhigend. Drei Brüder aus Karlsruhe haben eine klassische (Musik)-ausbildung und machen Dampf der Marke Metal/Rock'n'Roll. Na, dann wollen wir mal schauen und hören, so schlimm wie die drei pubertierenden
Hansons, die vor fünfzehn Jahren 'MMMBoppend' auf Skateboards durch MTV geflitzt sind, wird es schon nicht sein.
Das Promoexemplar der neuen Scheibe "S.O.S." kommt in nicht unansprechender Aufmachung daher, Gatefold-Hülle, Layout und grafische Darstellung absolut in Ordnung, Text ist lesbar, alles prima. Also rein in den Player mit dem Teil und die zehn neuen Tracks mal angehört.
"The Demon In Me" eröffnet den Reigen durchaus standesgemäß mit einem schweren Riff, keine Neuerfindung des Metal-Rades, aber dennoch tut es keinesfalls weh. Musikalisch instrumental ist da alles im grünen Bereich, was ich jedoch ein wenig zu bemängeln hätte, ist der Gesangspart, der mir nicht so recht ins Ohr will, aber warten wir mal ab. Zwischendurch gibt es noch ein oder zwei kleine Ausflüge auf der Gitarre, das angekündigte schneidende Brett kommt dann aber bestimmt noch später auf der Scheibe. "Wolf In The Cage" geht kernig aus der Anlage, Riffing und Melodielinie stimmen erneut und jetzt mache ich mir mal die Mühe, die Texte aus dem Netz zu ziehen. See you later.
So, da bin ich wieder, erleuchtet und bestätigt. Freunde, das Texten nach dem Motto 'Reim dich oder ich brech' dich' ist zwar in Ausnahmefällen ein probates Mittel, die Gedanken in Versform zu drücken, aber letztendlich zeichnet es einen guten Schreiber doch aus, eben diese Probleme (auch im Zusammenhang mit der jeweiligen Melodie) galant zu umschiffen. Da wäre noch ein wenig Luft nach oben… Dass vor diesen Hürden auch namhafte Songschreiber stehen, mag in unserem Fall zwar für die 'Angeklagten' sprechen. Mir dreht sich auf jeden Fall der Magen um, wenn ich solche Textpassagen höre, wie z. B. von unserer bekanntesten
Hannoveraner Band:
»Looooreley, my ship has passed you by…« Diese Anspielung soll als Kritik genügen, denn ich wiederhole sehr gern, was ich bereits weiter oben schrieb, die handwerklichen Fähigkeiten sind unüberhörbar und ich finde im Verlauf der Scheibe immer wieder Passagen, die mir außerordentlich gut gefallen. Da wäre z. B. die Basslinie bei "Immortal", diverse Soli auf der Axt, ein treibendes Schlagzeug, und so weiter, und so fort.
Produzierte Hans-Dampf-in-allen-Gassen
David Readman (u. a.
Pink Cream 69,
Demon's Eye) noch die erste Scheibe "Brutality Of Life", so hat man sich jetzt auf eigenes Können und das von
Andreas Schorpp verlassen. Stilistisch geht es im Vergleich zur vorgenannten EP dieses Mal deutlicher in Richtung Hard Rock/Metal, wenngleich mich zwischendurch immer wieder einzelne Passagen aus der Bahn werfen, wie z. B. bei "No More Drinks", das vor Stilmixen nur so strotzt.
Fazit? Das, was
Jens an handwerklichen Fähigkeiten positiv anmerkte, kann ich nur bestätigen, da ist sicherlich auch weiter dran gearbeitet worden. Gegen Ende lässt die Scheibe für das subjektive Empfinden etwas nach, die letzten drei Songs gehören nicht zu meinen Favoriten, wobei der Rausschmeißer "No Way Back" durch den Einsatz der Gastsängerin
Sandra Starke durchaus eine gewisse Aufwertung erfährt. Aber, Jungs, tut Euch einen Gefallen, gebt dem Sänger den Stiefel, nehmt Euren Plattentitel wörtlich und funkt SOS in Richtung interessierter Frontmänner. Bass spielen und singen durfte
Phil und das dürfen auch
Matt oder
Lemmy oder von mir aus auch
Paul und wenn es sein muss sogar
Gordon Matthew Sumner. Also, ab in die zweite Reihe, der Bass alleine steht Dir auch sehr gut.