Ein noch sehr junges, dafür aber umso cooleres Power-Trio kommt plötzlich aus Finnland in die CD-Regale geflattert. The Souls besteht aus den Brüdern Jani (Gitarre, Gesang) und Toni Orpana (Schlagzeug), ergänzt um den Bassisten Antti Takalo. Die Orpanas, so der Steckbrief, wuchsen seit sie denken können mit einer täglichen Dosis Classic Rock aus der großen Sammlung ihres Vaters auf. Und es dauerte nicht sehr lange, bis sie selbst immer mehr Platten aus dem elterlichen Fundus raussuchten und sich stundenlang fasziniert und mucksmäuschenstill vor den Boxen der heimischen Anlage die Zeit vertrieben.
Dass die beiden es dann nicht sehr viel später auch selbst mal im Wohnzimmer so richtig krachen lassen wollten, war für die entzückten Erzeuger eigentlich keine große Überraschung mehr. Und nach jahrelanger Erfahrung und jedem gespielten Gig, den sie in der Umgebung ihrer Heimatstadt bekommen konnten, fanden sie dann mit Takalo den erfahrenen und versierten Bassisten, den sie schon so lange gesucht hatten. Das Jahr 2008 war ein besonderes für das Trio, konnte man doch endlich auch einen Plattenvertrag an Land ziehen. Im August und September begaben sich die drei Musiker schließlich in die Finnvox Studios in Helsinki, um die zehn Tracks für das Debüt-Album "The Grand Confusion" einzuspielen.
Die Scheibe, wenn ich das mal vorausschicken darf, ist ein mächtiges Pfund geworden. Mit "Wounded Soul" als Opener wird direkt richtig fett Druck gemacht. Das Schlagzeug und der Bass erzeugen jede Menge Power und die Gitarren-Licks und -Akkorde ziehen den Hörer praktisch in eine Spirale, die ihn von einem auf den anderen Moment in die siebziger Jahre zurück befördert. Janis Gesang ist melodisch, hat jede Menge Feeling und bringt in genau den richtigen Momenten auch die emotionale Aggressivität auf's Band, die einen beim Lauschen von Rock Musik so ekstatisch werden lassen kann.
Nachdem es bei "Good Intentions" trotz des gehobenen Midtempos gesanglich fast poppig zugeht, ist "We Shine On" wieder ein Rocker vor dem Herrn. Während man sich an super gespielten, von der Gitarre bestimmten Breaks erfreut, wird einem dennoch deutlich, dass sich die Jungs von The Souls gerne mal an ihren alten Idolen orientieren. "You Can Wait" verfügt über ein pumpendes Stones- bzw. Keith Richards-Riff, der Song an sich ist einmal mehr treibend, sehr melodisch sowie powervoll und spätestens bei diesem vierten Track wird einem bewusst, über wie viel Potenzial die drei Skandinavier tatsächlich verfügen.
Die nächste Überraschung hört auf den Namen "Goodbye" und ist eine sehr atmosphärische, melancholisch-gefangen nehmende Ballade, die am Rand des Psychedelischen kratzt und mit einer tollen Akustik-Gitarre sowie E-Piano glänzen kann. Wo nehmen die bloß diese Abgezocktheit her? "Motherland" ist einmal mehr meisterlicher Power-Blues Rock und man glaubt beim Anhören, diese Musik geradezu anfassen zu können, so geil und klar (wenn auch mit vielen Effekten ausgestattet) ist der Sound und dicht die Atmosphäre. "Harder When I Come Around" ist ein guter, wenn auch nicht herausragender Stampfer im Stil von Leslie Wests Truppe Mountain, bei dem die Luft brennt.
Und nachdem es bei "I Lose Myself" wieder etwas entspannter zu Werke ging, ziehen die drei Skandinavier beim Titel-Song dann alle psychedelischen Asse aus den Ärmeln. Nach dem hypnotisch-treibenden Beginn erinnert mich der Mittel-Teil sogar stark an den '77er Jane-Song "Between Heaven And Hell", bevor die Psychedelic rasant unterbrochen und weiter gerockt wird.
Mit "The Grand Confusion" haben The Souls ein bärenstarkes Debüt-Album vorgelegt, das als einzigen Kritik-Ansatz vielleicht zu viele Zitate und Anspielungen auf die wahren Rock-Heroen der Siebziger in petto hat. Aber will man das einer jungen Band, die diesen Stil ohne Zweifel atmet und lebt, wirklich ankreiden? Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die Finnen es nie wirklich übertreiben (mit den Zitaten), jede Menge eigene richtig gute Melodien aufweisen können und die vorliegenden Tracks authentisch, druckvoll, glaubhaft und auf technisch hohem Niveau bringen.
Den Abschluss bildet das zweite psychedelisch-melancholisch-nachdenkliche Stück "Everything Will Be Alright", welches diesen ersten Silberling auf hohem Niveau ausklingen lässt. Auch hier wird wieder eine so dichte Atmosphäre erzeugt, dass man kaum glauben kann, es lediglich mit drei Instrumenten (ergänzt von einem Piano) zu tun zu haben. Ach ja, und live auf der Bühne dürfte diese Band wohl eine Bank sein. Das mag nur ein reines Bauch-Gefühl von mir sein, aber so glaubhaft, wie diese Scheibe klingt, bin ich davon einfach überzeugt.
Ich bin sehr positiv überrascht und The Souls sind für mich bisher definitiv der Newcomer des Jahres 2009. Hoffentlich werden wir von diesen Jungs in Zukunft noch viel mehr zu hören bekommen.
Line-up:
Jani Orpana (vocals, guitars)
Antti Takalo (bass)
Toni Orpana (drums)
Tracklist |
01:Wounded Soul
02:Good Intentions
03:We Shine On
04:You Can Wait
05:Goodbye
06:Motherland
07:Harder When I Come Around
08:I Lose Myself
09:Grand Confusion
10:Everything Will Be Alright
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