SoundBorne / Hallucinations
Hallucinations Spielzeit: 45:06
Medium: CD
Label: Reroute Records, 2008
Stil: Rock

Review vom 22.03.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Angesichts der Flut an guter Musik, die aus Skandinavien via Ostsee zu uns herüber schwappt, wird es einem langsam unheimlich. Da könnte man mittlerweile glatt eine eigene Abteilung kreieren.
Nun trägt sich die Band SoundBorne aus Norwegen als neues Mitglied in die Liste ein. Eher aus einer Verlegenheit heraus entstanden, wenn man sich die Informationen auf deren MySpace-Seite durchliest: Gebuchte Studiozeit konnte von der Band Premacy nicht genutzt werden, weil deren Sänger gesundheitliche Probleme plagte, machte Stian Dahl aus der Not eine Tugend.
Über die Jahre gesammelte musikalische Ideen verwirklichte er einfach mit dem Projekt SoundBorne, das mit Torkil Riiser (drums) einen weitern Premacy-Musiker in seinen Reihen hat. Der Bassist Morten Granheim (Diabla), Lasse Finbråtren (keyboards) vom Circus Maximus und Akustikklampfer Jørn-Arild Grefsrud, der ansonsten bei Tidalwoe beschäftig ist, vervollständigen das Line-up.
Mit dem Instrumental-Album "Hallucinations" gibt es ordentlich etwas auf die Ohren, allerdings kann SoundBorne den Hörer auch auf die sanfte Art und Weise mitreißen. Klar, hier stehen die Strom-Gitarren im Vordergrund, doch liefert der immer wiederkehrende Einsatz der akustischen Gitarre das Salz in der Suppe, die dadurch jedoch nicht ungenießbar wird.
Dann erweisen sich Stian Dahl und Grefsrud auch noch als sehr gute Songwriter mit einem Hang zu gnadenlos tollen Melodien, die sie verschiedenartig verpacken.
Zum Beispiel ist "Weather" eine herrliche Ballade, in der sich die Akustische und E-Gitarre die Bälle zupassen und Lasse Finbråtren flächige Keyboards beisteuert. Im Mittelteil werden die Streicher Nils Thore Røsth und Ludvig Claeson aktiv. Bei dem Song kann einem richtig warm ums Herz werden.
"Echoes" lebt von einer an- und abschwellenden Dymamik, mal mit Blick auf den Prog Rock, dann zu sphärischen Sounds wechselnd ist das schon etwas für die verwöhnten Ohren. Für eine gewisse Dramatik sorgen abermals Violine und Cello. Dahls Gitarre spielt einerseits die Hauptrolle, kann sich jedoch auch geschickt zurücknehmen.
"Lullaby" ist ebenfalls ein solcher Ableger, der sicherlich kein lupenreines Wiegenlied darstellt, allerdings werden Elemente, die man sich vor dem geistigen Auge für diese Art von Song verstellt auch zu Gehör gebracht.
Völlig aus dem Rahmen fällt das nachfolgende "Le Roi Soleil". Der Track, dem alten Schwerenöter gewidmet, ist ein Solo-Part der akustischen Gitarren, die in knapp zwei Minuten klassisch gezupft werden.
SoundBorne können aber auch zupacken wie ein Terrier, z. B. in der Losgehnummer "The Race" mit überlagerten Gitarren nach Schichtsalat-Muster. Dahl vermag gut zu solieren und wenn in den ruhigeren Phasen, wie bereits angesprochen, die akustische Gitarre das Zepter übernimmt, ist das schlichtweg gut.
"Detective" kommt mit einem von Bass und Drums verursachten ultimativen Drive daher, bis sich die Nummer ins Sphärische begibt. Von Heftigem und Sanftem lebt "Space". Jeder hat seine Imagination, was die prägnanten Titel der Songs angeht. Der Track reiht sich problemlos in die Phalanx ein, allerdings ist meine Vorstellung von dem Bereich außerhalb der Erde anders. "Space" kann man sich gut anhören und schließlich ist es ja Interpretationssache.
Sehr gutes Prog-Theater ist "Creatures Of A Fairy Tale", das so ziemlich alles aufbietet, wozu SoundBorne in der Lage sind. Folglich kann man sich diesen Song hernehmen, um in eine Visitenkarte der Band hineinzuhören. Ach so, bei den Gästen wird Karen Marie Omholt gelistet. Sie singt ausdrucksstark ohne Worte.
"Chase" kann man als Verfolgungsjagd der Gitarren auch als hörenswert gelten lassen und "Lava" ist ein heißes Eisen, das unter dem Schmiedhammer wohl geformt wurde.
"Funky" ist nicht gerade der Funk, wie ihn der Rezensent gewohnt ist.
Mit "Halluzinations" spielt SoundBorne nicht in der Champions League, allerdings ist der UEFA-Pokal auch nicht die Runde der Verlierer, denn die Norweger erhalten 7 von 10 RockTimes-Uhren. Das nächste Album will man mit Sänger einspielen.
Line-up:
Stian Dahl (acoustic guitar, electric guitar)
Morten Granheim (bass)
Jørn-Arild Grefsrud (acoustic guitar)
Torkil Riiser (drums)
Lasse Finbråtren (keyboards)

Additional Musicians:
Nils Thore Røsth (violin)
Ludvig Claeson (cello)
Karen Marie Omholt (vocals)
Tracklist
01:The Race (3:26)
02:Detective (3:14)
03:Space (3:34)
04:Unreal (3:51)
05:Creatures Of A Fairy Tale (3:35)
06:Weather (4:11)
07:Echoes (3:25)
08:Lullaby (3:25)
09:Le Roi Soleil (1:45)
10:Chase (3:43)
11:Lava (3:44)
12:Funky (3:04)
13:Locomotive (4:02)
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