Fast 50 Jahre lebe ich nun im Weltall, habe schon viele Trümmer gesehen, aber eine Platte von 'Weltraum Trümmer' dreht sich das erste Mal in meinem Player. Und das ist Mist, denn Space Debris ist 'kompatible' Musik. Spontan fallen mir fünf weitere RockTimes-Redakteure ein, denen ich den gleich guten Geschmack wie mir attestiere und denen die Musik zusagen würde. Der war jetzt gut Jungs, was? Und auch gut ist, dass "Three" bei mir im Briefkasten landete und das Vergnügen dieser Rezension somit bei mir liegt.
Leider ist es ein kurzes Vergnügen, denn knappe 50 Minuten ist für diese Art Musik aber wirklich unterstes Limit. Kaum ist man so richtig am Abspacen, sind die fünf Tracks auch schon zu Ende. Wie von vielen Bands, die die 'gute alte Zeit' der Sechziger-/Siebziger Jahre vor dem Verfall retten, bewahren und weitertragen, ist der Output auch auf Vinyl erhältlich. Im Falle von "Three", dem dritten Album der Odenwälder, als 140 Gramm-Ausgabe in schwarz, mit einem DIN A 2 Siebdruck-Poster des Covermotivs. Dieses Motiv stammt vom Künstler Jürgen Vatter aus Bensheim und wurde im Jahre 1968 gemalt.
Die beiden Vorgängeralben "Krautrocksessions 1994 - 2001" und "Kraut Lok" sind natürlich ebenfalls auch auf Vinyl erhältlich und zwar als Doppel-LPs mit über 80 Minuten Spielzeit.
Ich kannte die Band nicht, bzw. mir war die Musik unbekannt. Den Namen las ich auf dem letzten Herzberg-Plakat und in Berts Festivalbericht. Auch er war von ihnen begeistert:
»Als zweiter Gig trat die deutsche Band Space Debris auf, die sich dem Krautrock verschrieben hat. Und wie!!! Das Trio (Gitarre, Hammond-Orgel, Drums) präsentierte eine Mischung aus progressiver Musik und Krautrock, die in gelungenen Improvisationen vorgetragen wurde. Als Neuhörer dieser Band war ich völlig begeistert.«
Ja, Bert, ich muss mich mit Konserve 'begnügen', aber einmal geöffnet, stelle ich fest, dass mir der Inhalt sehr mundet. Textlos jammen sich Tommy Gorny ( Fleadh), Tom Kunkel ( Mandrake Root) und Christian Jäger (Ex- Laurel & Laurel, Ex- Brian Ortwins, Ex- Jazzadelic, Radio Totale) durch die fünf Nummern.
Genüssliches Zungenschnalzen stellt sich beim ersten Besuch auf der Bandpage ein:
»...und produziert Musik in der Tradition des Krautrock«, steht da geschrieben. Und damit die Zunge noch ein wenig schnalzen kann, gleich weiter im Text: »Vorbilder sind außerdem frühe psychedelic-Rockbands wie Pink Floyd, Grobschnitt, Vanilla Fudge, Birth Control, King Crimson, Can, Deep Purple, Santana, Brian Auger etc. etc.«.
Deep Purple - ja. Die Hammond! Wenn Tom in "Saurus" z.B. den Tasten die Sporen gibt, wartet man förmlich, dass der "Highway Star" losbrodelt. Bis es dazu kommt, steigert sich der Song durch Gitarrenläufe, Synthiefaszinationen und entfesselte Schießbudenakrobatik. Dann, wie bereits erwähnt, die Orgel. Die Gitarre begleitet stellenweise akustisch und nach einem Break darf sie ganz alleine diese tolle Nummer zu Ende 'akusteln'. Bei allem Improvisieren und Jammen (Zitat: »Ausnahmslos Spontankompositionen«) ist es irre, wie melodisch das Ganze ist.
Im Opener "Dark Star" (hat nichts zu tun mit den Ur-Jammern) geht es in der Tat etwas improvisiert los, bis sich urplötzlich eine Melodie aufbaut. Schlagzeug und Orgel sammeln die Reste der 'Abschweifler' komplett ein und lenken sie in geordnete Bahnen. Trommelwirbel, eine 'immer höher wachsende' Klangwand aus Orgelklängen generiert und eine sich per Wah-Wah dazumischende Gitarre gipfeln gegen Ende in einer Traummelodie.
In "Trip Vitesse" erinnert mich die Hammond an Booker T. And The M.G.'s. Immer wieder aufmüpfige Tastensequenzen, zu denen der Bass brabbelt und Christian die Marschrichtung vorgibt. "Mountain High" ist ein Bluesrock-Kracher der Extraklasse. Leslieeffekte, wenn ich mich nicht irre, Tommy kann an der Elektrischen mal á la Jimi die Sau rauslassen - ein Kracher!
Endlich was Langes: 20 Minuten "La Mano De Dios (ext.)". Einer Orgie gleich, kann hier jeder mal mit jedem. Und auch mal ganz alleine für sich. Allerdings findet immer wieder zusammen, was zusammen gehört. Die »Spontankompositionen« gehen allesamt in die richtige, weil gemeinsame Richtung. Gekonnt springt ein jeder mal ein (stark die Wah Wah-Einlage etwa bei Minute 13), sammelt die Bandmates wieder ein und man marschiert ein Stück des Weges gemeinsam. Gegen Ende der Nummer klingt es gar 'ohrwurmig'. Diese »Spontan- und Erstversionen« auf "Three" kriegt manch andere Band nicht nach x-maligem Proben und Tüfteln hin. Space Debris bereitet mir nur ein Problem: Wie soll man die Musik einordnen? Kraut, Jam, Space, Psychedelic, Rock?
Schwer, sehr schwer und am Besten wird es sein, ein jeder entscheidet das für sich selbst. Zu beziehen sind CD und/oder LP über die Bandseite und verschiedene Mailorder (siehe Links am Ende der Review).
Ich jedenfalls geb meine nicht mehr her :-)
Line-up:
Tommy Gorny (Gitarre, Bass, Voice)
Tom Kunkel (Hammond, Synthesizer)
Christian Jäger (Ludwig-Drums)
Tracklist |
01:Dark Star (5:46)
02:Saurus (7:00)
03:Trip Vitesse (sans alcool) (9:59)
04:Mountain High (6:22)
05:La Mano De Dios (ext.) (19:42)
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Externe Links:
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